Zalai Múzeum 14. Müller Róbert 60 éves (Zalaegerszeg, 2005)

Tóth Endre: Zur Herkunft und Ikonographie der Scheibenfibeln der Keszthely-Kultur

184 Tóth Endre 25 mm Durchmesser der nach links laufende Pegasus, auf ihm Bellerophon, unter den FüBen des Pferdes die Chimaira. Die Rückseite ist aus einem Bronzeblech ausgeschnitten. Die Entfernung der Nadelhalterung betrágt 21 mm (Abb. lb; Abb. 2). Die Zusammenfügung beider Fibeln — aus je acht Teilen — geschah nicht auf völlig gleiche Weise (Abb. 3). Die Zusammenfügung des Fibelmantels ist eine für Pannonién typische Technik (NAGY-TÓTH 1990). Die Dose aus dimnem Silberblech wurde — besonders bei den friihen Exemplaren — mit einem formbaren Material ausgefüllt, das die Fibelform und das Verzierungsmuster annahm. 5 Das Füllmaterial ver­hinderte einerseits ein Zusammendrücken der dürmen Silberbleche und liefí andererseits die leichte Fibel schwerer werden. Das Bild Der Pegasus làuft auf beiden Fibeln nach links, was auf den kaiserzeitlichen Bellerophon-Darstellungen selten der Fall ist (s. z.B. die tensa Capitolina und die Abbildungen in LOCHIN 1994). Auf den bekannten pannonischen Kástchenbeschlagen láuft der Pegasus immer nach rechts. Der Grund für die Umkehrung des Bildes mochte gewesen sein, dass der Goldschmied die Szene in üblicher Form — nach rechts gerichteter Reiter — auf den Model/die Matritze kopierte und gravierte, weshalb die auf das Silberblech gepresste Darstellung umgedreht wurde. 6 Es kann kein Zweifel sein: weder Bellerophon noch der Reiter mit der Schlange auf der Fibel von Nagyharsány können St. Georg-Darstellungen sein, wie so oft angenommen wird. Neben dem Heiligen erscheint der Drache erst im 12. Jahrhundert in der europáischen Kunst, 7 und die Drachengeschichte findet sich erstmals in der Legenda Aurea: über ailes werde ich im Zusam­menhang mit der Fibel von Nagyharsány schreiben. Bellerophons Kampf mit der Chimaera wurde in den letzten zwei Jahrhunderten der Kaiserzeit hàufig auf MosaikfuBböden dargestellt (zum Inhalt und zur Bedeutung der Darstellung s. AMANDRY 1956; BRANDENBURG 1968; HILLER 1970, 107; BRANDENBURG 1971; HUSKINSON 1974; LOCHIN 1994). In christlichem Milieu wurde er — in nicht liturgischen Gebàuden — ebenfalls akzeptiert. 8 Die spátkaiserzeitliche Beliebtheit des Themas ist ver­stàndlich. Ein Grund war die Àhnlichkeit der Kompo­sition mit der über den Gegner triumphierenden, auf dem Pferd galoppierenden Kaiserdarstellung, der andere die christliche Komponente: Christus als Sieger über den Bősen in Gestalt von Löwe, Schlange oder Drachen (vgl. Ps 91, 13, usw.). Das Thema wurde in verschiedenen Kunstgattungen dargestellt (s. QUACQUARELLI 1975; BRENK 1966, 172). Förderlich für seine Verbreitung mag das Wandgemàlde im Kaiserpalast der neuen Hauptstadt gewesen sein. Auf dem Bild im vestibulum sticht Kaiser Constantinus I. in Gesellschaft seiner Söhne mit seiner Lanze eine Schlange nieder: nach Eusebius {vita Constantini III, 3) symbolisiert die Schlange die gottlosen Tyrannen (so Licinius). 9 Ebenso konnte die Schlange das Heidentum symbolisieren oder wie im Falle eines Herrschers arianischen Bekenntnisses die Orthodoxie. Der Herrscher vernichtet seinen inneren Gegner, die Arianer, oder den àuBeren, die das Reich angreifenden Barbárén. Auf der Goldmünze von Cons­tantius II. windet sich unter dem zu Pferd ankom­menden Kaiser eine Schlange (GARAM 1993). Die Münzumschrift bringt den Bildinhalt klar zum Ausdruck: debellator hostium (GNECCHI 1912, [I] Tav. 10/9). Der Kampf von Pegasus und Chimaira symbolisiert gut den auf dem Pferd galoppierenden Herrscher, der den Gegner in Gestalt von Mensch, Schlange oder Drachen niederringt. Auf den Con­íorm'aí-Beschlagen erscheinen der bis auf den Hel­lenismus zurückzuführende (KÁDÁR 1982, 387), in der friihen Kaiserzeit auftauchende 10 löwenjagende Herrscher 11 und auch der Kampf Bellerophons mit der Chimaira (auf der Vorderseite Alexander der GroBe: ALFÖLDI-ALFÖLDI 1976, Taf. 12, 9-12; Taf. 13, 1-3). Es überrascht nicht, dass das Bild des Drachen/Schlange angreifenden berittenen Herrschers durch den Kampf des Pegasus und der Chimaira ersetzt werden konnte. Die inhaltliche Verwandtschaft der Darstellung der beiden àhnlichen Kompositionen belegt ausdrucksvoll ein Kàstchenbeschlag aus Intercisa, auf dem in je einem Médaillon (HILLER 1970, Nr. 27; BUSCHHAUSEN 1971, A9; GÁSPÁR 1971, Nr. 15; DINKLER 1979, 92) Bellerophons Kampf dem seinen Feind besiegenden Kaiser gegenübergestellt ist. Beidé Bilder tragen dieselbe Bedeutung, die Besiegung des Feindes. Beidé Szenén hat nicht nur der Verfertiger des Kàstchens, sondern auch sein Benutzer so verstanden. Bellerophon-Darstellungen wurden nicht nur im 4. Jahrhundert geschaffen (ALFÖLDI 1926, 47). Es gibt die Szene im Ravennaer Palást Theoderichs des GroBen (GHIRARDINI 1918, 782, Abb. 24, 7, Taf. 8; HILLER 1970, Nr. 31; PORTA 1990, 273) und auch auf den Mosaiken aus der Iustinian-Zeit im Kaiser­palast von Konstantinopel (BRETT 1942, 35, Taf. 6; HILLER 1970, Nr. 34; zur Datierung des Mosaiks: BRANDENBURG 1968, 58, Anm. 15; JOBST­ERDAL-GURTNER 1997, 58-60). An der letzteren Stelle ist es neben Jagd- und bacchantischen Szenén das einzige mythologische Thema. Eine an die Dip­tychons erinnernde, durchbrochene Bellerophon-

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