Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Dopsch, Heinz: Zwischen Salzburg, Byzanz und Rom. Zur Missionierung Pannoniens im 9. Jahrhundert

272 Heinz, Dops Jahrhundert nicht mehr in Funktion stand 105 . AuBerdem war Mosapurc/Zalavár mit Fenékpuszta nicht durch Kniippelwege, die durch das Sumpfgebiet des Kis-Balaton führten, verbunden. Über das Festland hingegen war der Weg so weit, dass Erzbischof Adal­win unmöglich an einem Tag von Mosapurc/Zalavár nach Fenékpuszta reisen, dort die Kirchweihe vollzie­hen und wieder an den Fürstenhof zurückkehren konn­te, wie das in der Conversio fur die Kirche des Wittimar berichtet wird. Deshalb trat zuletzt Robert Müller dafür ein, die einschiffige Kirche, die in Borjúállás aufge­deckt wurde, mit der Kirche des Wittimar zu identifi­zieren. Die Siedlungsinsel von Borjúállás liegt nur ca. 600 m südwestlich von Zalavár im Kis-Balaton, war mit der Fürstenresidenz durch Kniippelwege verbunden und deshalb selbst bei schwierigen Wegverhaltnissen in weniger als einer halben Stunde von Mosapurc aus zu erreichen. Von der in Holzblockbauweise errichteten Kirche, die 17 m láng und annáhernd 7 m breit war, habén sich nur die unter die Grundbalken gelegten Stei­ne und Bruchstücke des FuBbodens erhalten. Das 6x10 m groBe Herrenhaus in der Nordwestecke der von Pali­saden geschützten Siedlung könnte der Sitz Wittimars gewesen sein 106 . Durch die langjáhrigen Ausgrabungen in Mosapurc, dem heutigen Zalavár, ist auch die Lage von zwei Kir­chen in der Residenz der Fürsten Priwina und Chozil gesichert. Sie waren der hl. Maria und dem Mártyrer Hadrian geweiht 107 . Die noch von Ágnes Cs. Sós auf­gedeckte aber erst durch Béla Szőke genauer unter­suchte und im GrundriB vollstandig rekonstruierte Hadrianskirche war ein Kirchenbau von imposanter GröBe und reicher Ausstattung. Die dreischiffige Basi­lika war 50 Meter láng, 25 Meter breit und verfúgte im Westen über einen auBerordentlich groBen Narthex 108 . Ihr GrundriB erinnert stark an den 774 geweihten Vir­gildom in Salzburg, dessen máchtiges Atrium zuletzt wesentlich spâter als der eigentliche Dombau angesetzt und ins 9./10. Jahrhundert datiert wird. Als Bauherren fur die máchtige Vorhalle des Salzburger Domes kom­men entweder Erzbischof Arn (785/798-821) oder Erz­bischof Hartwig (991-1023) in Frage 109 . Sollte Erzbi­schof Arn der Auftraggeber gewesen sein, dann ware der Narthex der Hadriansbasilika wohl unmittelbar auf das Vorbild des Salzburger Domes zurückzuführen. Die enormen Dimensionen der Hadrianskirche deuten dar­auf hin, dass sie nicht alléin fur die Bevölkerung von Mosapurc gedacht war, sondern die Prasenz, die Lei­stungsfahigkeit und den Machtanspruch der Salzburger Kirche in der unmittelbaren Nachbarschaft zur Resi­denz des Fürsten Priwina demonstrieren sollte. Nicht umsonst wird in der Conversio mit Stolz darauf ver­wiesen, daB Erzbischof Liupram auf ausdrückliche Bitte Priwinas Handwerksmeister aus Salzburg, narn­lich Maurer und Maler, Schmiede und Zimmerleute nach Mosapurc entsandte, die dort die Hadriansbasilika errichteten 110 . Die Grabungsergebnisse haben auch in diesem Punkt die Angaben der Conversio bestatigt. Noch nicht ergraben wurde die dritte, dem hi. Johannes geweihte Kirche in Mosapurc, aber die ungarischen Archaologen haben bereits konkrété Vorstellungen davon, wo sie innerhalb des relativ eng begrenzten Siedlungsareals zu suchen ist 111 . Das Missionswerk in Pannonién wurde ebenso wie jenes in Karantanien nicht aus christlicher Nachstenlie­be, sondern mit handfesten politischen Zielen in Angriff genommen. Als König Ludwig der Deutsche am 12. Október 848 dem Fürsten Priwina das gesamte Gebiet, mit dem er bis dahin belehnt war, als Eigen übertrug, wurden ausdrücklich jene Besitzungen ausge­nommen, die der Salzburger Kirche gehörten und die­ser Besitz dem Erzbischof Liupram und dessen Nach­folgern auf Dauer zugesichert 112 . Das war offenbar eine Bedingung, die der Metropolit fur seine Zustim­mung zur Ausstattung Priwinas gestellt hatte. Neben ihm wohnten auch die Bischöfe Erchanbert von Frei­sing, Erchanfrid von Regensburg und Hartwig von Pas­sau dem Rechtsakt in Regensburg bei und demonstrier­ten ihr Interesse an der pannonischen Mission. Tatsach­lich haben sie sich teils selbst, teils durch Klöster aus ihrer Diözese in die Missionsarbeit eingeschaltet. Da die Conversio aile diese Aktivitaten gezielt ver­schweigt, konnen sie heute nur mehr in Ansatzen erschlossen werden. Verwiesen wurde bereits auf das Engagement des Klosters Niederalteich, das sich erfolgreich am Hofe Priwinas in Mosapurc festgesetzt hatte 113 . Wenn der Slawe Wittimar seine Kirche dem hi. Stephan weihte, und auch die Kirche zu Ztradach dem­selben Schutzheiligen gewidmet war 114 , deutet das auf den EinfluB des Bistums Passau hin. Im Gegensatz zu den anderen bayerischen Bistümern und Klöstern ver­trat jedoch Salzburg in Pannonién - so wie zuvor in Karantanien - kompromisslos den Anspruch, alléin die Diözesanrechte wahrzunehmen 115 und suchte sich zugleich möglichst viel an Grundbesitz zu sichern 116 . Grafschaft oder Fürstentum? Rechtsstellung und Bevölkerung von Pri­winas Herrschaftsgebiet In den letzten Jahrzehnten ist intensiv darüber disku­tiert worden, ob das pannonische Herrschaftsgebiet Pri­winas und seines Sohnes Chozil eine Grafschaft des bayerischen Ostlandes und damit des Frankenreiches bildete, oder zu den tributaren Fürstentümern gehörten, die dem bayerischen Ostland im Süden und Osten vor­gelagert waren. Das slawische Fürstentum Karantanien hatte beim Sturz des Markgrafen Balderich von Friaul 828 seine einheimischen Fürsten verloren und war einem frankischen Grafen unterstellt worden 117 . Damit war die endgültige Eingliederung in das bayerische Ostland verbunden. Andererseits bildete das Gebiet zwischen Drau und Save mit dem Mittelpunkt Siscia/Sisek das ganze 9. Jahrhundert hindurch ein tri-

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