Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Dopsch, Heinz: Zwischen Salzburg, Byzanz und Rom. Zur Missionierung Pannoniens im 9. Jahrhundert

Zwischen Salzburg, Byzanz und Rom 273 butares Fiirstentum 118 , der awarische Klientelstaat war bis zu seiner Auflösung 828 ebenso organisiert 119 und aus der Sicht des Frankenreiches besaBen auch Böhmen und Mâhren zumindest bis zu den Kriegen mit Rastiz­lav und Zwentibold diesen Rechtsstatus 120 . Wahrend Ljudmil Hauptmann, Ágnes Cs. Sós und Peter Stih in Priwina und Chozil nur Grafen sahen und deren Herrschaftsgebiete als Grafschaften anspra­chen 121 , hat zuletzt Herwig Wolfram deutlich gemacht, daft beidé Fürsten waren und über tributâre Fürstentü­mer herrschten 122 . Speziell für die ungarische Geschichte ist dieses Problem von besonderer Bedeu­tung und auch mit Emotionen beladen, weil es darum geht, ob im frühmittelalterlichen Pannonién bereits ein eigenstândiges slawisches „Staatsgebilde" existierte oder erst mit der Ansiedlung und Staatsbildung der Ungarn dort eine bleibende staatliche Ordnung geschaffen wurde. Deshalb scheint es geboten, die Aus­sagen der schriftlichen Quellén nochmals genau zu prü­fen. Neben der Conversio als der ausführlichsten aber auch tendenziösesten Darstellung sind das Urkunden der ostfrankischen Könige, der Pâpste und die Lebens­beschreibungen der Slawenlehrer Konstantin und Method. Die Conversio verwendet weder für Priwina noch für Chozil einen Titel, sondern spricht beidé nur mit dem Namen an. Das entspricht ihrer Absicht, Panno­nién überhaupt als ein an die Salzburger Kirche über­tragenes Gebiet darzustellen 123 . Wenn aber Erzbischof Lipuram mit Priwina Vertragé über die Missionsarbeit in dessen Herrschaftsgebiet schlieBt, die Leitung der Mission an Priwinas Hofgeistlichen und Gefolgsmann Dominicus übertragt und auf Priwinas Ersuchen die rie­sige Hadriansbasilika in der unmittelbaren Nachbar­schaft zu Priwinas Residenz von Salzburger Künstlern errichten lâBt 124 , dann geht schon daraus klar hervor, daB Priwina nicht Graf sondern Fürst mit relativ groBer Handlungsfreiheit war. Die Belehnung Priwinas mit einem Gebiet an der Zala durch König Ludwig den Deutschen um 840 und die Umwandlung dieser Lehen­güter in Eigenbesitz 848 bedeuten nicht, daB er damit zum frankischen Grafen gemacht wurde 125 . Priwina konnte vielmehr in Mosapurc eine eigene Residenz errichten und im weiteren Umkreis ein eigenstândiges Herrschaftsgebiet aufbauen, das über die vom König verliehenen Lehengüter weit hinausging 126 . Die Position Priwinas wird kurz vor seinem Tod klar in jenem Originaldiplom Ludwigs des Deutschen umrissen, das zum ersten und einzigen Mai eine exakte Titulatur verwendet. Der König bestâtigte am 20. Február 860 dem bayerischen Kloster Niederalteich auf Bitten Priwinas dessen groBe Landschenkung zu Zala­bér in Pannonién. Dabei spricht Ludwig der Deutsche Priwina als „seinen getreuen Fürsten" (fidelis dux noster) an und bezeichnet den geschenkten Besitz als in dessen „Fürstentum" (in suo ducatu) gelegen 127 . Wie Kari Brunner und Herwig Wolfram zeigten, sind diese Titel durchaus für (tributâre) Fürsten und deren Für­stentümer üblich, aber nicht für Grafen und Grafschaf­ten 128 . SchlieBlich konnte nach dem Tod Priwinas 860/61 sein Sohn Chozil nahtlos die Herrschaft im pan­nonischen Fürstentum mit dem Sitz in Mosapurc über­nehmen, ein Vorgang, der bei einer frankischen Graf­schaft damais nicht möglich war. Da Priwina in keiner einzigen Quelle als comes sondern nur als dux bezeich­net wird 129 , scheint es wenig sinnvoll, aus ihm willkür­lich start einem Fürsten einen Grafen zu machen. Anders ist die Quellenlage bei Chozil, der schon zu Lebzeiten des Vaters als „demütiger Graf (humillimus comes) erscheint 130 und auch bei anderen Gelegenhei­ten, zuletzt 874 in den altesten Salzburger Annalen 131 , als Graf bzw. auch als cornes de Sclavis^ 2 bezeichnet wird. Dagegen nennen sowohl eine Regensburger Tra­dition snotiz 133 als auch ein auf den Namen Kaiser Arnolfs gefalschtes Diplom 134 Chozil eindeutig „Fürst" (dux) und auch die slawische Konstantinsvita bezeich­net ihn als „Fürst von Pannonién" (knazüpanonüsk)^ 5 . Dazu kommt noch der Brief Papst Hadrians II. aus dem Jahre 869, der Chozil (Kocel) als Adressaten gleich­wertig neben die máhrischen Fürsten Rastizlav und Zwentibold reiht 136 . Der scheinbare Widerspruch in dieser wechselnden Titulatur ist darauf zurückzuführen, daB Chozil als Sohn einer bayerischen Hochadeligen bereits zu Lebzeiten des Vaters eine Grafschaft in Bay­ern verwaltete und diese auch nach der Herrschafts­übernahme im pannonischen Fürstentum beibehielt 137 . Deshalb konnte für ihn der comes-Tite\, der bayeri­schen Notaren und Chronisten vertrauter war, ebenso verwendet werden wie die Bezeichnung dux oder das slawische knazü bzw. knez. Erst mit dem Tod Chozils wurde auch das pannonische Fürstentum nach 35 Jah­ren des Bestands in das bayerische Ostland eingeglie­dert und an Grafen übergeben 138 . Unter König Arnolf erhielten die einstige Residenz Mosapurc und Panno­nién jedoch 896 mit dem dux Brazlav von Siscia/Sisek nochmals einen eigenen Fürsten, der allerdings schon vier Jahre spater gegen die Ungarn fiel 139 . Umstritten ist nach wie vor die Frage nach der eth­nischen Zusammensetzung der Bevölkerung Panno­niens wahrend der Herrschaft von Priwina und Cho­zil 140 . Die Conversio spricht zwar schon am Ende des 8. Jahrhunderts vom slawischen Gebiet {partes Sclavo­rum) und dem „Slawenland" (Sclavinia) ]4i , aber nur um ihren eigenen Standpunkt von der Zugehörigkeit Pannoniens zu den „angrenzenden Gebieten" Karanta­niens zu untermauern. Tatsachlich wurde das Awaren­land, die Avaria, nicht sofőrt nach 828 sondern erst all­mahlich zur Sclavinia, einem überwiegend von Slawen besiedelten Gebiet 142 . Im Fürstentum Priwinas zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen der einfachen Bevölkerung, die zwar überwiegend slawisch war, aber auch Reste anderer Volkssplitter wie Románén und Awaren einschloB, und dem aus den verschiedensten Ethnika zusammengesetzten Adél. Neben den dominie-

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