Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)
Dopsch, Heinz: Zwischen Salzburg, Byzanz und Rom. Zur Missionierung Pannoniens im 9. Jahrhundert
Zwischen Salzburg, Byzanz und Rom 271 die dort tatig waren. Daraus ergibt sich, daB an den insgesamt zehn Missionsteams, die Bischof Virgil bis zu seinem Tode 784 nach Karantanien sandte, nur 17 Salzburger Priester beteiligt waren 77 . Mehr als ein Drittel von ihnen kam aus dem Kloster St. Peter, dessen Mönche damais noch nicht nach der Benediktinerregel lebten und deshalb auch nicht der Ortsgebundenheit {stabilitás loci) unterworfen waren 78 . Manche der Salzburger Missionare kamen zwei- oder dreimal in Karantanien zum Einsatz 79 . Neben Bayern und Angehörigen der in Salzburg stark vertretenen romanischen Bevölkerung laBt sich zumindest ein Ire namens Dublittir, der zu den Begleitern Virgils zâhlte, als Missionar in Karantanien nachweisen. In der Conversio wird sein Name in der Form „Dupliterus" angefîihrt 80 . Die personellen Möglichkeiten der Salzburger Kirche waren also im 8. Jahrhundert sehr beschrankt. Immerhin muBten Missionare fur eine erfolgreiche Tatigkeit neben der bayerischen Sprache und dem Latéin auch noch die slawische Umgangssprache beherrschen, um zu predigen und sich mit der Bevölkerung im Missionsgebiet zu verstandigen 81 . Für Pannonién nennt die Conversio nur die Namen jener vier Geistlichen, die zunachst als Priester, dann als Erzpriester das Missionswerk leiteten: Dominicus 82 , der Priester und angesehene Lehrer {praeclarus doctor) Swarnagal 83 , der Priester Altfried „Meister jeglicher Kunst", der zum Erzpriester avancierte 84 , und der Erzpriester Rihpald 85 . Die beiden letzteren kamen vielleicht aus dem Konvent von St. Peter in Salzburg 86 . Statt weitere Namen zu nennen hâlt der Autor der Conversio jedoch im vorletzten Kapitel mehrfach fest, daB Erzbischof Adalwin anlaBlich der Kirchweihen im Jahre 864 fur jede neue Kirche einen eigenen Priester einsetzte 87 . Nimmt man diesen Hinweis fur aile Salzburger Missionskirchen in Anspruch, dann resultiert alléin daraus eine Zahl von 31 Priestern, die im Fiirstentum Priwinas tatig waren. Damit war die Zahl der in Pannonién eingesetzten Missionare deutlich höher als bei der Slawenmission Virgils im karantanischen Missionsgebiet des 8. Jahrhunderts. Salzburg verfîigte mit der Erhebung zum Erzbistum durch das Wirken des ersten Metropoliten Arn (t 821), der selbst als Lehrer und Organisator von Skriptorium und Bibliothek in Erscheinung trat, iiber eine deutlich breitere Personalbasis. Da im Gegensatz zur Karantanenmission die Namen der in Pannonién tâtigen Missionare nicht überliefert sind, kann auch zum Anteil der Románén und der Mönche aus St. Peter an der Mission keine genaue Aussage getroffen werden. Die Identifizierung der in der Conversio genannten Missionskirchen in Pannonién hat Generationen von Forschern beschaftigt 88 . Da durch die Niederlassung der Ungarn in Pannonién nur wenige alté Ortsnamen überlebt habén, ist auch der Beitrag der Namenkunde bescheiden. Immerhin ist bei den Kirchenorten ad Bettobiam (Pettau, heute Ptuj in Slowenien) 89 , in Ussitin (Wisitindorf an der Lafnitz, bei Limbach in der heutigen Steiermark) 90 , ad Keisi bzw. ad Kensi (Balatonkenese am Plattensee) 91 , ad Ablanza (Abláncz an der Rabnitz in Westungarn) 92 , und trotz aller Einwande auch ad Quinque Basilicas (Fünfkirchen, das heutige Pécs) 93 mit einem bis heute erkennbaren Fortbestand des Namens zu rechnen. Die Kirche zu Durnawa, die mit Torna, dem heutigen Somlóvásárhely am FuBe des Somlóberges gleichgesetzt wurde 94 , erscheint zwar erst in der gefálschten Urkunde König Arnolfs 890 95 , zahlte aber sicher auch zu den an Salzburg geschenkten Missionskirchen in Pannonién. Die Kirche in Dudleipin erinnert an die slawische Volksgruppe der Dudleben in der südöstlichen Steiermark. Deshalb wurde dieses Gotteshaus im Gebiet zwischen StraB und Mureck nahe der heutigen Grenze zwischen Österreich und Slowenien vermutét 96 . Für einige Kirchen lâBt sich der Standort aus Lagebezeichnungen erschlieBen. Der Name ad Salapiugin, der soviel wie „an der Beuge der Zala" bedeutet, weist auf Zalabér hin, das am ausgepragten Knie des FluBlaufes liegt 97 . Der Kirchenort in Weride deutet auf eine Insellage, da Wörth soviel wie „Insel" heiBt 98 . Dafür kommt aber nicht nur eine Insel oder Halbinsel im Plattensee in Frage, sondern auch eine Siedlungsinsel im Sumpfgebiet des Kis-Balaton, des Kleinen Plattensees, ahnlich wie Fenékpuszta oder Zalavár. Der Name ad Spizzun („Spitze") deutet wohl auf eine Landspitze im See hin und könnte am ehesten auf die groBe Landzunge von Tihany bezogen werden 99 , wo aber bisher einschlâgige Funde ausstehen. Der Name ad Quartinaha, dessen zweite Hâlfte soviel wie Ache (Gewâsserlauf) bedeutet, zeigt die Lage des Ortes an einem Bach oder kleinen FluB an, der in den Plattensee mündet. Diese Kirche wurde ebenso wie jené ad Keisi/Kensi (Balatonkenese?) und ad Termperch von König Ludwig dem Deutschen bereits im Jahre 860 an das Erzbistum Salzburg geschenkt 100 . Ob die Johanneskirche, die Erzbischof Adalwin im Frühjahr 865 und damit fünf Jahre nach der Schenkung durch König Ludwig in Quartinaha weihte 101 , ein zweiter Kirchenbau war oder mit einer Neuweihe nach einem gröBeren Umbau zu rechnen ist, könnten allenfalls archaologische Funde klaren. Die Johanneskirche kam jedenfalls um 876/80 durch den Diakon Gundbato an das Bistum Regensburg und dabei erfahren wir, daB sie am oder nahe dem Plattensee (iwcta Bilisasseo) lag 102 . Für die Kirche ad Ortahu hat Thomas von Bogyay schon vor langer Zeit eine Identifizierung mit Veszprém vorgeschlagen 103 , die in der Forschung überwiegend akzeptiert wurde, aber nicht gesichert ist. Die Gleichsetzung der Kirche des slawischen Adeligen Wittimar/Witemir, der zu den engsten Gefolgsleuten des Fürsten Priwina zahlte, mit der Basilika von Fenékpuszta 104 stieB hingegen auf Ablehnung. Es gilt namlich heute als sicher, dass diese Kirche bereits in der Spátantike (4./5. Jahrhundert) errichtet wurde und im 9.