Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)
Dopsch, Heinz: Zwischen Salzburg, Byzanz und Rom. Zur Missionierung Pannoniens im 9. Jahrhundert
270 Heinz, Dops ihren Stellvertretern 54 . Das Einsetzen einer erfolgreichen und im Detail gut dokumentierten Salzburger Mission in Pannonién ist aufs engste mit der Auflösung des awarischen Tributârfurstentums, die wohl im Zusammenhang mit der Neuordnung des Jahres 828 erfolgte 55 , und mit der Person des Slawenflirsten Priwina verbunden. Dieser war um 830 vom Mahrerfursten Moimir I. aus Nitra vertrieben worden 56 und erhielt nach einem bewegten Schicksal, in dem er mehrfach die politischen Seiten wechselte, um oder kurz vor 840 von König Ludwig dem Deutschen ein Gebiet an der Zala westlich des Plattensees zu Lehen 57 . Im folgenden Jahrzehnt errichtete er dort seinen Herrschaftssitz Mosapurc, das heutige Zalavár, als Zentrum eines Tributarffirstentums unter der Oberhoheit des Ostfrankischen Reiches. Die Conversio berichtet, daB Priwina ringsum Leute um sich sammelte und dadurch groBe Bedeutung gewann 58 . Man wird also nicht annehmen dürfen, daB Priwina bei seiner Flucht aus Nitra einen ganzen Stammesverband mitnahm, der ihn dann auf seinen weiteren Fahrten einschlieBlich der Flucht zu den Bulgaren und zum Fiirsten Ratimar in das Gebiet zwischen Drau und Save begleitete 59 . Vielmehr dürfte Priwina mit einem kleinen Gefolge in das Waldund Sumpfgebiet an der Zala gekommen sein und erst dort immer mehr Leute, darunter sicher auch Fliichtlinge und Versprengte verschiedener Volksgruppen, an sich gezogen haben. Die Ergebnisse der Archaologie bestatigen den Bericht der Conversio. Das Gebiet des Kis-Balaton war zwar schon vor der Ankunft Priwinas besiedelt, wie die wesentlich altere Kirche von Fenékpuszta zeigt. Aber erst mit der Ankunft Priwinas wurde Mosapurc zu einem zentralen Ort und zu einer Fiirstenresidenz ausgestaltet. Die anthropologischen Untersuchungen der Graber weisen auf verschiedene Ethnika hin, die im Gefolge Priwinas auch in den schriftlichen Quellén fassbar werden 60 . Die Weihe der Marienkirche in Mosapurc, die Erzbischof Liupram im Jahre 850 vornahm 61 , war bereits das Ergebnis einer erfolgreichen Salzburger Missionstâtigkeit. Die Leitung des Missionswerks tibertrug Erzbischof Liupram damais dem aus der Diözese Regensburg stammenden Priester Dominicus, der bereits langere Zeit am Hofe des Fiirsten Priwina tatig war und diesem nach Eigenkirchenrecht unterstand. Daraus zu schlieBen, dass Salzburg im Missionsgebiet noch nicht über geeignete Priester verfügte, ware jedoch verfehlt. Erzbischof Liupram entsprach mit der Einsetzung des Dominicus wohl einem ausdrücklichen Wunsch des Fiirsten Priwina. Die Conversio betont deshalb auch, dass Dominicus zuvor ein EntlaBschreiben des Bischofs von Regensburg vorlegen muBte und damit zu einem Angehörigen der Salzburger Kirche wurde 62 . An dieser Stelle ist festzuhalten, dass Priwina in engen Beziehungen zum bayerischen Adél stand. Seine Gattin entstammte wahrscheinlich der machtigen Adelssippe der Wilheminer, die als Grenzgrafen gegen die Mahrer kampften und ein tragisches Ende fanden 63 . Priwinas altérer Sohn Chozil trug keinen slawischen Namen, sondera eine Kurzform des fránkisch-bayerischen Namens Chadalhoch bzw. Cadolah und verfügte über Erbgut in Bayern gerade dort, wo der Schwerpunkt des wilheminischen Grundbesitzes lag 64 . Priwina selbst unterhielt schon vor seiner Vertreibung aus Mâhren Beziehungen zum Erzbistum Salzburg, da ihm Erzbischof Adalram in Nitra um 827/28 eine Kirche weihte 65 ; errichtet hatte dieses Gotteshaus wohl Priwinas christliche Gattin, da der Fürst selbst erst 833 im salzburgischen Traismauer (im heutigen Niederösterreich) die Taufe empfing 66 . Durch seine bayerischen Verbindungen stand Priwina aber auch mit anderen Bistümern und Klöstern in engem Einvernehmen. Er selbst stattete die Abtei Niederalteich mit reichem Besitz in seinem Fürstentum aus und lieB diese Schenkung 860 durch König Ludwig den Deutschen bestatigen 67 . AuBerdem zog er den Priester Dominicus an seinen Hof, der aus der Diözese Regensburg stammte, 840/41 wahrscheinlich als Notar Ludwigs des Deutschen wirkte 68 und vom König Besitz in Lebenbrunn am Zöbernbach erhalten hatte 69 , ganz in der Nahe von Priwinas Herrschaftsgebiet. SchlieBlich tritt in Priwinas Gefolge eine verhâltnismâBig groBe Zahl von bayerischen Adeligen und auch von Geistlichen auf, die mit dem Bau von Kirchen die christliche Mission förderten 70 . Auch zum Patriarchat Aquileia, dessen Anteil an der Mission in Karantanien, Pannonién und Mâhren bis heute nicht genau erforscht ist 71 , stand Priwina in engeren Beziehungen. Darauf weist der Eintrag im Evangeliar von Cividale hin, der neben dem Fürsten auch seine beiden Söhne Chozil und Unzat 72 sowie führende Vertreter des slawischen Adels nennt 73 . Mit der Übergabe des Dominicus an die Salzburger Kirche und dem förmlichen Vertrag, der am 24. Január 850 mit Priwina geschlossen wurde 74 , betrachtete das Erzbistum jedoch die Slawenmission in Pannonién als sein Exklusivrecht und setzte sich damit - ebenso wie vorher in Karantanien - gezielt über altère Leistungen und Ansprüche bayerischer Bistümer und Klöster hinweg. Der feierlichen Rechtshandlung in Mosapurc wohnten 850 neben dem Fürsten Priwina selbst dessen Söhne Chozil und Unzat sowie die führenden Vertreter des slawischen und auch des bayerischen Adels aus Priwinas Fürstentum bei. Prinz Chozil und allé anderen genannten Manner waren auch zugegen, als Erzbischof Liupram auf dem Rückweg nach Salzburg, offenbar in der Nahe von Mosapurc, zwei weitere Kirchen weihte 75 . Eine hatte der Priester Sandrat errichtet, der im Verbrüderungsbuch von St. Peter in Salzburg eingetragen ist und zum Salzburger Klérus zahlte 76 . Ob auch der Priester Ermperht, der Erbauer der zweiten Kirche, zu den Salzburger Missionaren gehörte, geht aus den überlieferten Quellén nicht hervor. Für die Mission in Karantanien nennt die Conversio die Namen aller oder zumindest fast aller Missionare,