Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Dopsch, Heinz: Zwischen Salzburg, Byzanz und Rom. Zur Missionierung Pannoniens im 9. Jahrhundert

Zwischen Salzburg, Byzanz und Rom 269 schen und gesellschaftlichen Situation im Missionsge­biet diente und keine nachhaltigen Erfolge brachte 32 . Unter Berufung auf seine angeschlagene Gesundheit und seine groBe Belastung durch den Königsdienst schlug Arn auf Drângen Karls des GroBen die Einset­zung eines eigenen Bischofs fur die Slawenmission vor 33 . Er folgte damit dem Beispiel seines groBen Vor­gângers Virgil, der offenbar selbst nie nach Karantanien gereist war, sondern dort den Bischof Modestus mit der Organisation und Durchführung der Missionsarbeit beauftragt hatte 34 . Als geeigneten Mann fur diese Auf­gabe prasentierte Arn dem König den Bischof Theode­rich, der vielleicht auf der Synode in Traismauer am 20. Juni 799 in sein neues Amt eingesetzt wurde 35 . GemâB dem Bericht der Conversio fiihrte Arn gemeinsam mit Graf Gerold, dem Prâfekten Bayerns, Theoderich ins Slawenland und übergab ihn dort in die Hande „der Fiirsten" {in manus principum)^. Diese Aktion fand im Friihjahr oder Sommer 799 statt, da Graf Gerold bereits am 1. September 799 im Kampf gegen die Awaren fiel 37 . GemaB dem Bericht der Conversio wurde Theo­derich „das Gebiet der Karantanen und ihrer Nachbarn am westlichen Ufer der Drau bis zur Mündung der Drau in die Donau anvertraut". Diese gewundene Umschrei­bung wurde deshalb gewâhlt, weil sich das Bistum Salzburg nur fur das karantanische Missionsgebiet auf die Bestatigung durch drei Pâpste stiitzen konnte 38 ; fur Pannonién hingegen schien Arn die Zuteilung durch König Pippin von Italien 796 und die Bestatigung durch Kaiser Karl den GroBen im Jahre 803 völlig ausrei­chend 39 , weshalb er glaubte, auf eine formelle Bestati­gung durch Papst Leo III., von dem er keine gute Mei­nung hatte 40 , verzichten zu können. Das sollte sich einige Jahrzehnte spâter als verhangnisvoller lrrtum erweisen. Im Jahre 870, als der Autor der Conversio ­zuletzt wurde mit guten Grundén Erzbischof Adalwin von Salzburg als Verfasser vermutét 41 - seine Denk­schrift fur König Ludwig den Deutschen zusammen­stellte, hatte sich die Situation entscheidend geandert. Das Papsttum hatte sich seit Nikolaus I. (858-867) von der Bevormundung durch die karolingischen Herrscher gelöst und verfolgte seine eigenen politischen Ziele bei den Slawen 42 . Da man sich in Salzburg nicht auf eine Zuteilung des pannonischen Missionsgebietes durch einen Papst berufen konnte, vermied der Autor der Conversio bei der Beschreibung der Missionstatigkeit nach Möglichkeit den Begriff Pannonién und sprach stattdessen von „Karantanien und den angrenzenden Gebieten {confines)" oder auch von den Karantanen „und ihren Nachbarn", so als ware das Gebiet zwischen Raab, Donau und Drau gemeinsam mit Karantanien an die Salzburger Kirche übertragen worden 43 . Über Rechtsstellung und Wirkungsbereich des Bischofs Theoderich ist in den letzten Jahren intensiv diskutiert worden 44 . Theoderich wird in der Conversio einfach als Bischof bezeichnet, ebenso sein Vorgânger Modestus und seine beiden Nachfolger Otto und Osbald, die „das Volk der Slawen lenkten" 45 . Im Ver­briiderungsbuch von St. Peter sind hingegen im jiinge­ren Teil nur „Chorbischöfe der karantanischen Region" eingetragen, als deren letzter Gotabert nach 945 starb 46 . Die Art der Einsetzung und auch des Wirkens von The­oderich, der keinen festen Sitz hatte, weist ihn jeden­falls als Chorbischof oder Sendbischof {episcopus mis­sus) aus, auch wenn er nicht ausdriicklich so bezeichnet wird. Da der Autor der Conversio seine Herkunft mit Schweigen übergeht, entstammte Theoderich offenbar nicht der Salzburger Kirche. Jené Güter aus seinem Besitz, die im Jahre 833 an den Passauer Chorbischof Anno kamen 47 , könnten darauf hindeuten, daB auch Theoderich selbst dem Passauer Klérus entstammte. Diese Beobachtung ist deshalb wichtig, weil die Salzburger Kirche mit ihrer Slawenmission fast durch­wegs Initiativen übernahm, die bereits vorher von ande­ren Bistümern und Klöstern gesetzt worden waren: Am Beginn der Karantanenmission stand das bayerische Herzogskloster Herrenchiemsee, in dem die karantani­schen Fürstensöhne christlich erzogen wurden. Der Autor der Conversio konnte sich nur darauf berufen, daB dort - offenbar als einer unter vielen - ein Priester Lupo tatig war, den der Salzburger Bischof nach Chiemsee abgeordnet hatte 48 . Erzbischof Arn griff 799 auf Bischof Theoderich zuriick, der zuvor vielleicht in Passauer Diensten tatig war und 840 übertrug Erzbi­schof Liupram die Leitung der Mission in Pannonién an den Priester Dominicus, der aus der Diözese Regens­burg stammte und dem Fiirsten Priwina nach Eigenkir­chenrecht unterstand 49 . Es ist durchaus wahrscheinlich, daB Theoderich vor allém bei den Slawen Pannoniens, im Herrschaftsgebiet der Awaren, missionieren sollte und dort auch anfangs tatig war 50 . Wie lange er im Gebiet an der Donau wirk­te, ist allerdings nicht genau zu festzustellen. Da der Kapkhan der Awaren, der den Raum zwischen Caraun­tum und Savaria, dem heutigen Szombathely, beherrschte, bei seiner Taufe (vor 805) den Namen The­odor erhielt, hat man vermutét, daB ihm Bischof Theo­derich die Taufe spendete 51 . Auch die Taufe des awari­schen Khagans am 21. September 805 in der Fischa 52 könnte Theoderich als der fur dieses Gebiet zustandige Bischof vorgenommen habén. Über ein weiteres Wir­ken des „Slawenbischofs" in Pannonién bis zu seinem nach 821 erfolgten Tod ist jedoch nichts mehr bekannt. Theoderich diirfte so wie seine beiden Nachfolger, die karantanischen Chorbischöfe Otto und Osbald, den GroBteil seiner Amtszeit in Karantanien verbracht haben 53 . Die karantanischen Chorbischöfe werden zwar in der Conversio als „Bischöfe der Slawen" bezeichnet, die nominell auch fur Pannonién zustandig waren. Tatsachlich aber behielten sich die Salzburger Erzbischöfe gerade wegen der Unabhangigkeitsbestre­bungen der karantanischen Chorbischöfe die Leitung der Mission in Pannonién selbst vor und machten dort nicht Bischöfe sondern Priester bzw. Erzpriester zu

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