Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Dopsch, Heinz: Zwischen Salzburg, Byzanz und Rom. Zur Missionierung Pannoniens im 9. Jahrhundert

268 Heinz, Dops gen ist jedoch nur mit Hilfe schriftlicher Quellén mög­lich. Würde man in Milkulőice 12 oder Staré Mesto 13 eine Inschrift finden, die den Ort als Residenz des Für­sten Zwentibold ausweist, dann ware die Forschung einen groBen Schritt weiter. So aber können Historiker, die darauf erpicht sind, neue Ergebnisse zu prasentie­ren, das Mâhrische Reich einmal an der March 14 , dann an der Morava in Serbien 15 oder auch zwischen Donau und TheiB 16 lokalisieren. Ganz anders ist die Situation in Karantanien, dem heutigen Karnten und in Panno­nién, wo mit Hilfe der genauen Angaben der Conversio in etlichen Fallen eine eindeutige Identifizierung der dort genannten Orte und Kirchen möglich war 17 . Béla Szőke, der anlâsslich des ungarischen Millenniums im Jahre 2000 den kompletten Grundrifi der Hadrianskir­che in Mosapurc/Zalavár rekonstruierte, wusste ganz genau, welchem Objekt seine Forschungen galten 18 . Als im Jahre 1999 Land und Erzdiözese Salzburg zum Gedenken an die Salzburger Mission in Panno­nién, die insgesamt fast ein Jahrhundert lang gedauert hatte, ein Denkmal in Zalavár enthiillten 19 , stieB diese Aktion auf Kritik. Es ging dabei nicht nur um die rela­tív umfangreiche Inschrift auf dem Monument, sondern auch um die Frage, ob die Salzburger Missionstatigkeit in Pannonién wirklich so erfolgreich war, wie das sowohl in der Conversio als auch in den jiingsten Arbei­ten österreichischer Historiker dargestellt wird 20 . Im folgenden soil deshalb das organisatorische und perso­nelle Potential des Erzbistums Salzburg im 9. Jahrhun­dert untersucht werden, zugleich aber auch die Frage, warum das Missionswerk Konstantins und Methods zunâchst einen derartigen Erfolg hatte, Method selbst sich aber nach der Rückkehr aus seiner Klosterhaft in Pannonién nicht mehr behaupten konnte. Erzbischöfe, Chorbischöfe und Erzpriester Organisation und Personal der Salzburger Mission in Pannonién lm Verlauf des erfolgreichen Feldzugs, den König Pippin von Italien 796 gegen die Awaren unternahm, trat im Heerlager an der Donau - wahrscheinlich im Gebiet des heutigen Ungarn oder Serbien - eine Bischofssynode unter dem Vorsitz des gelehrten Patri­archen Paulinus von Aquileia zusammen. Dort wurde das eroberte Gebiet zur Missionierung an verschiedene Bistümer übertragen 21 . Das Salzburger Missionsgebiet wurde im Westen von der Raab, im Norden und Osten von der Donau und im Süden von der Drau begrenzt, umfaBte also im wesentlichen Unterpannonien mit dem zentralen Gebiet um den Plattensee 22 . Dali nördlich davon in Oberpannonien das Bistum Passau und im Süden das Patriarchat Aquileia dieselbe Aufgabe über­nahmen, wurde nur aus Indizien erschlossen; es ist in den schriftlichen Quellén nicht ausdrücklich bezeugt. Salzburg verfügte damais bereits über eine reiche Erfahrung, da es seit mehr als fünfzig Jahren mit wech­selndem Erfolg bei den Slawen in Karantanien, dem heutigen Karnten, missioniert hatte 23 . Bischof Arn, der zwei Jahre spater „auf Ersuchen und Befehl" Karls des GroBen zum Erzbischof und Metropoliten der bayeri­schen Kirchenprovinz erhoben wurde 24 , scheint jedoch die Aussichten einer erfolgreichen Mission bei den Awaren eher gering veranschlagt zu habén. Tatsachlich waren bis dahin allé christlichen Missionsversuche im Herrschaftsgebiet der Awaren gescheitert. Die Taufe des Tuduns, eines awarischen Teilfürsten, und dessen Gefolges, die im Frühjahr 796 in Aachen stattfand 25 , war nur auf politischen Druck zurückzuführen. Solange die awarischen Herrschaftsstrukturen erhalten blieben, war auch eine erfolgreiche Mission bei den unter awa­rischer Herrschaft lebenden Slawen, die das Gros der Bevölkerung stellten, nicht durchfűhrbar. Arn von Salzburg, der als Realpolitiker die Situation durchaus richtig einschatzte und gerade in den letzten Jahren des 8. Jahrhunderts mehr als Königsbote im Dienst Karls des GroBen denn als Bischof in seiner eigenen Diözese tatig war 26 , hat sich persönlich in der Missionsarbeit kaum engagiert. An dieser Einstellung vermochte auch sein Freund Alkuin nichts zu andern, der ihn brieflich auf die besondere Bedeutung der Awa­renmission hinwies 27 . Im Frühjahr 798 kehrte Arn aus Rom zurück, wo er am 20. April aus der Hand Papst Leos III. das Pallium als Zeichen der erzbischöflichen Würde empfangen hatte 28 . Bereits am nördlichen Ufer des Po überbrachte ihm ein Bote Karls des GroBen den Befehl, sich sofőrt in das neu zugewiesene pannonische Missionsgebiet zu bégében, um dort das Volk im christ­lichen Glauben zu unterweisen 29 . Obwohl sich der Erz­bischof über diesen Befehl hinwegsetzte, um zunâchst selbst dem Frankenkönig eine persönliche Botschaft Papst Leos III. zu überbringen, erhielt er von Kari erneut den Auftrag, als Königsbote in „die Gebiete der Slawen" {partes Sclavorum) zu reisen. Die Conversio stellt dazu in einem knappén Satz fest, daB Arn gemáB dem Befehl des Königs Kirchen weihte, Priester bestellte und das Volk durch die Verkündigung des Glaubens belehrte 30 . Wenn auch das slawische Gebiet nicht naher bezeichnet wird, so besteht doch kaum Zweifel darán, daB Arn damais bei den Slawen in Pannonién und damit im awarischen Herrschaftsgebiet missionierte oder zumindest dort aktiv werden sollte. Die Tâtigkeit des Erzbischofs umfaBte jedoch nur einen Zeitraum von wenigen Wochen 31 , von der zweiten Septemberhálfte bis Ende Október 798. Hatte Arn damais wirklich gröBere Erfolge erzielt, dann ware das in der Conversio als dem „WeiBbuch" der Salzburger Slawenmission zweifellos in leuchtenden Farben dargestellt worden. SchlieBlich werden auch allé spateren Kirchen, die von Salzburger Erzbischöfen in Pannonién geweiht wurden, namentlich genannt. So aber gewinnt man den Ein­druck, daB die Reise Arns nach Pannonién eher eine Alibifunktion hatte, lediglich der Erkundung der politi-

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