Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)
Dopsch, Heinz: Zwischen Salzburg, Byzanz und Rom. Zur Missionierung Pannoniens im 9. Jahrhundert
ZALAI MÚZEUM 11 2002 Heinz, Dopsch Zwischen Salzburg, Byzanz und Rom. Zur Missionierung Pannoniens im 9. Jahrhundert Durch den bulgarischen Staat, der sich als Érbe und Hüter der cyrillo-methodianischen Mission betrachtet, wurde 1985 anláBlich des 1100. Todestages des hl. Method ein Denkmal fur die Slawenlehrer Konstantin und Method errichtet. Wahrend die Aktion selbst ganz der in Bulgarien gepflegten Tradition entspricht, erstaunt der Ort, an dem das Denkmal seinen Platz gefünden hat: Zalavár nahe dem Plattensee, im Frühmittelalter unter dem Namen Mosapurc (Moosburg) und als Sitz der Slawenfürsten Priwina (Pribina) und Chozil (Kocel, Chocil) bekannt 1 . Das Wirken der beiden Slawenlehrer in diesem Gebiet war nur von kurzer Dauer. Es ist zwar möglich, aber eher unwahrscheinlich, dass bereits die Reise nach Mâhren im Jahre 863 die Brüder durch das pannonische Fürstentum geführt hatte. Nach einem mehrjahrigen Wirken in Mâhren, das in den schriftlichen Quellén auf drei bis viereinhalb Jahre veranschlagt wird 2 , traten Konstantin und Method die Reise nach Vénedig an, um sich von dort per Schiff nach Byzanz zu bégében. Es war wohl nicht der direkte Weg nach Vénedig, sondern eine Einladung des Fürsten Chozil, welche die Brüder nach Mosapurc führte 3 . Das erfolgreiche Wirken von Konstantin und Method im pannonischen Fürstentum, das sich über einige Monate erstreckte, wird zwar nur in der Lebensbeschreibung des hl. Konstantin erwahnt 4 , ist aber kaum zu bezweifeln. Nach dem Tod Konstantins, der sich in Rom unter dem Mönchsnamen Kyrill in ein Kloster zurückgezogen hatte und dort 869 verstorben war 5 , wirkte Method für höchstens ein Jahr, zunachst als papstlicher Legát und dann als Erzbischof von Pannonién mit dem nominellen Sitz in Sirmium, dem heutigen Sremska Mitrovica an der Save westlich von Belgrád, am Hofe Chozils 6 . Nach seiner Verurteilung durch eine bayerische Bischofssynode im Frühjahr 870 in Regensburg und einer dreijahrigen Klosterhaft kehrte Method erst 873/74 nach Pannonién zurück. Aus den Angaben der schriftlichen Quellén geht hervor, daB er sich als Erzbischof nur mehr kurze Zeit, kaum mehr als ein Jahr, am Hofe Chozils aufhielt, nach dessen Tod aber dem politischen Druck seiner Gegner weichen muBte und bis zu seinem Lebensende im Jahre 885 beim Slawenfürsten Zwentibold (Sventopolk, Svatopluk) in Mâhren wirkte 7 . Auch in den pâpstlichen Bulién und anderen schriftlichen Quellén wird er ab 880 ausdrücklich als Erzbischof von Mâhren und nicht mehr von Pannonién tituliert 8 . Einem gemeinsamen Wirken der beiden Slawenlehrer in Mosapurc, das auf wenige Monate beschrankt war, und einer Tátigkeit Methods als Erzbischof in Pannonién, die höchstens zwei bis drei Jahre betrug, steht damit ein voiles Jahrzehnt von Methods Wirken in Mâhren gegenüber. Warum wurde dann ausgerechnet in Zalavár/Mosapurc ein Denkmal für Konstantin und Method enthüllt? Die Antwort darauf zeigt mit aller Deutlichkeit die Problematik der Quellenlage, der sich auch die moderne Geschichtsforschung und speziell die Archâologie gegenübersieht. In den letzten Jahrzehnten ist zwar kaum über ein anderes Thema der frühmittelalterlichen Geschichte âhnlich viel geschrieben worden wie über das sogenannte „GroBmâhrische Reich", aber über die Frage, wo dieses GroBreich zu lokalisieren war, gehen die Meinungen mehr denn je auseinander 9 . Den einzigen gesicherten Punkt nennt uns die trotz ihres tendenziösen Charakters wichtigste Quelle zur Slawenmission, die Conversio Bagoariorum et Karantanorum. Sie berichtet námlich, daB der Slawenfürst Priwina um 830 vom Mahrerfürsten Moimir aus Neutra, dem heutigen Nitra in der Slowakei, vertrieben wurde 10 . In Nitra wirkte spáter der aus Schwaben stammende Wiching als Bischof, der seinem Metropoliten, dem hl. Method als Erzbischof der mâhrischen Kirche, das Lében schwer machte 11 . Da gerade Nitra, wo die Slowaken eine monumentales Denkmal für Priwina dort heiBt er heute natürlich Pribina - errichtet habén, als Gedenkstâtte der cyrillo-methodianischen Mission wenig geeignet schien, blieb nur mehr Zalavár, das einstige Mosapurc, als sicher bezeugte Wirkungsstâtte übrig. Diese Vorgangsweise wirft auch ein bezeichnendes Licht auf die Forschungssituation und die unterschiedliche Interpretation historischer Quellén. Die Archâologie hat in den letzten Jahrzehnten mit ihren spektakulâren Grabungsergebnissen weit gröBere Erfolge erzielt als die Geschichte, für die sich die Zahl der frühmittelalterlichen Schriftquellen kaum vermehren lâBt. Eine eindeutige Identifizierung archáologischer Ausgrabun-