Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Vida, Tivadar: Heidnische und christliche Elemente der awarenzeitliche Glaubenswelt, Amulette in der Awarenzeit

184 Vida, Tivadar Perlen mit Kreuzzeichen (Taf. 7:4) lm Grab 8. des Graberfeldes in Tiszavasvári wurde eine Perle mit Kreuzzeichen gefunden. Das Kreuz gibt byzantinische Kreuzformen wieder. Es war im Mediter­raneum unter der christlichen Bevölkerung verbreitet, Perien, Steine mit Kreuzzeichen zu tragen (SERRA 1990, 146. Fig. 14-15.). Doch ist es keineswegs sicher, dafl der Bestattete christlichen Glaubens war. (PÁSZ­TOR 1997, 196.) Christliche Bullen (Taf. 12:1-3) 1m Grab „K" von Balatonfűzfő wurde eine byzanti­nische Silberbulle mit der Darstellung des Apostels Peter und mit der Inschrift IIETROC gefunden (MRT 1969, Abb. 48,8. AVARI 1995, 88.). Die kleine Bulle wurde zusammen mit einem griechischen Kreuz mit der Inschrift ZOE / FOS in einer mit metallblechen verzier­ten Kapsel gefunden. 18 Eine ahnliche kleine Bulle mit der Darstellung eines Engels wurde im Grab 303a. in Skalistoe gefunden (VEJMARN-AJBABIN 1993,65, Abb. 42/21.). Man könnte weitere unverzierte, kleine, runde Gegenstande in den Grábern 763. und 1122. in Budakalász als Bullen interpretieren. In zahlreichen Grábern kamen 3-4 cm lange röhren­förmige oder zylindrische Bullen mit 10-15 mm Durch­messer vor (PÁSZTOR 1986, 129-133. GARAM 2001.), die ebensogut als heidnischer Amulettbehalter wie als friihchristliches Phylakterion interpretiert wer­den können (ELBERN 1989, 67-73.). Scheibenfibeln mit altchristlichen Motiven (Taf. 12:4-5) Die typochronologische und kulturelle Analyse über Scheibenfibeln verdanken wir É. Garam, wobei sie auch die Verbreitung, die ikonographischen Vorbilder sowie die balkanischen, italo-byzantinischen, ja sogar die alamannisch-bayerischen Analogien und die Frage der Herstellungsorte eingehend behandelte. 19 Neulich wurden in Süd-Italien aus Calabria (CUTERI 1994,347 Fig. 5; RIEMER 2000, 125-128.) weitere typologisch identische Exemplare veröffentlicht, die die mediterrá­né Herkunft und Zusammenhânge der Scheibenfibel bestátigen. Mit Recht behauptet É. Garam hier: "Die Tráger der Scheibenfibeln dürften Christen gewesen sein, denen die Fibel mit christlicher Symbolik ihrem Glauben nach Schutz gewahrte." Man kann aber vermutén, daB die hohle Fibel ihre Wirkung nicht nur durch die christ­lichen Darstellungen, sondern auch durch ihren wert­vollen Inhalt ausiibte. Wie war das möglich? Sehen wir uns dazu zunáchst eine verwunderliche Beobachtung von Theodor Ippen, dem damaligen öster­reichisch-ungarischen Konsul, an, der Anfang unseres Jahrhunderts eine neben der Zitadelle in Kruja gefun­dene Scheibenfibel beschrieben und fotografiert hat. In seiner Publikation schrieb er folgendes: "Ein bisher nicht vorgekommener Gegenstand ist eine handteller­grofie Scheibe, aus zwei diinnen Bronzeblechen zusammengefügt; die Scheibe war hohl und der Zwischenraum mit Erde ausgefiillt. Ich habe den Ein­druck, als ob die Erde nicht durch das Liegen in der Erde hineingekommen ware, sondern schon urspriing­lich die hohle Scheibe ausgefiillt hatte. " (IPPEN 1907, 20.) Was könnte das bedeuten? In der Spátantike und im Friihmittelalter wurden einige hohle Scheibenfibeln 20 , wie hohle Reliquiarrie­menzungen und Reliquiarschnallen 21 als Sekundárreli­quienbehálter 22 verwendet. Sie enthielten feines Pulver, Erde und mitunter Bienen- (Kerzen-) wachs. Die fili­grán verzierte Scheibenfibel von Rosmeer, Grab 90. (Belgien) mit Bienenwachsinhalt wurde zuletzt als christliches Privatreliquiar interpretiert. (von REIT­ZENSTEIN 1991, 51-53.). Es kann angenommen wer­den, daB die hohle Scheibenfibel, wie die römischen Knabenbullen, (FACSAR et alia 1977, 93-110.) „amu­lettwertige Materialien", d.h. Sekundarreliquien ent­hielten. Die Sekundarreliquien können aber ebensogut auch heidnisch-magische Mittel mit Amulettwertigkeit gewesen sein. (KÖTTTNG 1950, 404-435. WEIDE­MANN 1977, 353-398.; ELBERN 1989, 951-980.). Die angefűhrten Beispiele sprechen wohl fur eine Interpretierung der von Th. Ippen beschriebenen Schei­benfibel von Kruja als Sekundárreliquienbehalter. Woher aber die hineingefüllte Erde stammen könnte ­ob vom Grab einer verehrten Person, aus der Nâhe einer Kirche oder von einem anderen Ort -, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall darf diese hineingefüllte Erde eine besondere Bedeutung besessen haben. Mit dieser Beobachtung haben wir ein weiteres mal die Funktion der hohlen Scheibenfibeln als Sekundárreliquienbehal­ter bestimmen können, die fur die religionsgeschicht­lichen Aussagemöglichkeiten in Albanien, wie auch im Karpatenbecken, sowie im mediterránén Raum náhere Angaben bieten. Andererseits wird mit diesen Angaben die Vermutung, daB die Fibeln Pilgerandenken sein könnten, nâher beleuchtet (DAIM). 23 Kugelige Holzamulettkapseln mit Metallbandern (Taf. 13:1-5) Die Zahl der awarenzeitlichen, aus Holz gedrechsel­ten, mit Metallblechen verzierten Amulettkapseln betrágt schon 22. Die scheiben- und kugelförmigen Amulettkapseln waren in der Spátantike und im Friih­mittelalter im Mediterraneum, bei den awarenzeitlichen Germánén im Karpatenbecken, bei den Westgoten in Kastilien, bei den Frankén, Alamannen und Bayera in West-Europa sowie bei der Bevölkerung des Nordkau­kasus verbreitet (VIDA 1995, 219-290.). In den bekannten Fallen enthielten die Kapseln Pflanzenre­ste 24 , Pulver- oder Erdespuren, fettartige organische Stoffe. Dabei könnte es sich wiederum um christliche Sekundarreliquien u.a. (WEIDEMANN 1977 und 1982.), aber ebensogut um heidnisch-magische Mittel (MEANEY 1981, 39-65.; HEID 1991, 217-225.) gehandelt haben. 25 Diese frahmittelalterlichen Amulettkapseln mit zau­berkráftigem Inhalt können als weitergepflegte Tradi-

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