Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)
Vida, Tivadar: Heidnische und christliche Elemente der awarenzeitliche Glaubenswelt, Amulette in der Awarenzeit
ZALAI MÚZEUM 11 2002 Vida, Tivadar Heidnische und christliche Elemente der awarenzeitlichen Glaubenswelt, Amulette in der Awarenzeit 1. Einleitung 2. Problemstellung Der Rekonstruktionsversuch der awarenzeitlichen geistigen Kultur, der Glaubenswelt gehört zu den faszinierenden Aufgaben der archâologischen Erforschung des frühmittelalterlichen Karpatenbeckens. Ein solcher Versuch verlangt die Verwendung und die sorgfâltige Analyse von unterschiedlichen Quellén, darunter historischen, ethnographischen und archâologischen. Wegen der sparlichen schriftlichen Quellenüberlieferung und der fernen historischen oder ethnographischen Analogien kommt aber der archâologischen Überlieferung, sowohl gegenstândlichem Material, wie Bestattungsbrâuchen, eine wesentliche Bedeutung zu. In meiner vorliegenden Studie möchte ich von dem auf die geistliche Kultur hinweisenden gegenstândlichen Material die Amulette und die Gegenstânde christlichen Charakters auswâhlen und durch die Analyse des awarenzeitlichen Amulettbrauchtums Hinweise auf die heidnischen und christlichen Elemente der awarenzeitlichen Glaubenswelt bekommen. Die Frage ist weiters, wie die Gegenstânde mit christlichen Zeichen zu interpretieren sind und unter welchen Bedingungen das Christentum eines Individuums mit mehr oder weniger GewiBheit zu beweisen ist. Hier werden ausgewâhlte Funde und Fundkomplexe analysiert, die das awarenzeitliche Amulettbrauchtum entsprechend wiederspiegeln und so den damaligen Amulettglauben beleuchten können. Unter den gegenstândlichen Quellén der awarenzeitlichen geistigen Kultur besitzen die verschiedenen Amulette eine wichtige Stelle. Mit diesen Amuletten hat sich die Forschung bisher zusammenfassend noch nicht beschâftigt, obwohl schon ung. 60000 awarenzeitliche Grâber ausgegraben worden sind. Die Zahl der Grâber mit Amuletten ist im Vergleich zu dem groBen bekannten Grâberbestand sehr gering, sie macht nur ein paar Hunderte aus. Wir miissen damit rechnen, daB viele Amulette aus organischem Material verwesen sind, dessen Spuren der Archâologe nur selten findet. 1 (Taf. 14:6). Es kann wohl angenommen werden, daB die spârlich überlieferten, teils hier angeführten awarenzeitlichen Amulette trotz ihrer geringen Zahl ein kulturgeschichtlich reprâsentatives Bild iiber den awarenzeitlichen Amulettglaube bieten. 2 2.1. Forschungsprobleme der heidnischen Amulette In den zeitgenössischen christlichen Quellén erscheinen die Awaren als Barbárén, Heiden, Nomaden, gottlose Leuten, die heidnische Brâuche pflegen und mit den heidnischen Krâften im Kontakt sind. (POHL 1988, 203). Theophylactus Simocatta erwâhnt namentlich einen Schaman, Bookolabras, der das Weiterleben der osteuropâischen, steppennomadischen geistlichen Traditionen (Schamanismus, Seelenglaube) in der friihen Awarenzeit beweist. (POHL 1988, 200; SZÁDECZKY-KARDOSS 1998, 53-54.). Laut der Erzàhlung der Vita Sancti Pancratii brachten die Awaren dem Feuer, dem Wasser und ihren Schwerten Opfer dar. (SZÁDECZKY-KARDOSS 1998, 74-75.). Die Bestattungsbrâuche der awarenzeitlichen Bevölkerung sind grundsâtzlich heidnisch zu interpretieren; die Toten wurden, wie auch die merowingerzeitlichen Germánén und die Bevölkerung am Rande des Pontusgebiets, mit vielen Beigaben bestattet: mit Schmuck, Werkzeugen, Waffen, auf die geistige Kultur hinweisenden Amuletten und mit wenigen christlichen Gegenstânden (SZŐKE 1956, 119-155; ТОМКА 1992, 969-1023.). Die Amulette sind Zeichen des seit Jahrtausenden konstanten Volksglaubens, der heidnischen Glaubenswelt. (PAULI 1978, 155-157; PAULI 1979, 143-152.). Sie wurden wegen der erhofften magischen Wirkung ihrer Abwehr- und Schutzkraft verwendet um Schwierigkeiten im menschlichen Leben bewâltigen und überwinden zu können (KING 1969, 149-157). 8 Amulette wurden am Körper, an der Kleidung, in kleineren Leder- bzw. Textilsâckchen/taschen, in Holz- oder Metallkapseln (Phylakterion) getragen (HANSMANN—KRISS-RETTENBECK 1966). Sie weisen unterschiedliche Formen und Materialien auf, jedoch ist die kleine GröBe fúr aile charakteristisch (als Amulette fungierten tierische und menschliche Zâhne, Knochen, Wirbel, Muscheln, trockene Pflanzenbilndel, harte Früchte, Perien, mit Symbolen versehene Holz-, Metall- oder Knochengegenstânde, quadratische, zylindrische oder runde Kapseln, hohle Bullen, Fibeln,