Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Daim, Falko: Pilgeramulette und Frauenschmuck? Zu den Scheibenfibeln der frühen Keszthely–Kultur

Pilger•amulette und Frauenschmuck? Zu den Scheibenfibeln der frühen Keszthely - Kultur 117 die aber verschollen sind. (Von einer davon könnte sich in einem Silberblechrahmen, der im Janus-Pannonius­Múzeum Pécs unter der Inventarnummer JPM 1477 aufbewahrt wird, ein Teil erhalten habén.) 33 Im Gegen­satz zu den vorigen besitzen diese jedoch eine Fassung aus Silberblech mit arkadenfömig gestaltetem Innen­rand, begleitet von einer Linie, die in den Zwickeln zwischen den Ausbuchtungen durch kleine Winkel erganzt wird. Da die Stücke nicht mehr untersucht wer­den können, ist auch nicht zu entscheiden, ob sie aus derselben Werkstatt kommen, wie die mit glattem Rand. Tendenziell dürften jedoch die Scheibenfibeln mit Arkadenrand etwas jünger sein, als die mit glattem (siehe untén). Eine sehr bekannte Scheibenfibel mit Arkadenrand stammt als Streufund aus Nagyharsány. 34 Nach Garam besteht sie aus dem Rahmen aus Silberblech, dem Randstreifen und der Rückplatte aus Bronzeblech und einem goldenen Zierblech mit der Darstellung eines geflügelten Wesens und der griechischen Inschrift E ВО / APXAN E. Zwar geht daraus eindeutig hervor, daB hier ein Erzengel abgebildet ist, doch ist die rnschrift, wie Franz Glaser meint, nicht sinnvoll zu erganzen. Die Fibel mit griechischer Aufschrift wurde háufig als Hauptargument fur die gewaltsam umgesie­delte „byzantinische" Bevölkerung benützt, die nun Trâger der Keszthely-Kultur gewesen sein soil. Eine wichtige Gruppé von figurai verzierten Kasten­fibeln mit Arkadenrand zeigt einen Reiter, der mit einer Lanze nach einem Drachen bzw. einer Schlange sticht. Wie Franz Glaser zeigen konnte, geht das Motiv auf agyptische Prototypen zurück, obwohl die Àhnlichkeit mit dem antiken Bellerophon, der auf dem Pegasus rei­tet und die Chimâre tötet, augenscheinlich ist. Der Bel­lerophon war in den Donauprovinzen gut bekannt, wie die sehr qualitátvolle Darstellung in der Kaiservilla von Bruckneudorf aus dem frühen 4. Jahrhundertbeweist. 35 Etwas spater, wohl an der Wende vom 4. zum 5. Jahr­hundert kommen am Limes Gürtelgarnituren mit Beschlagen vor, die Reiterfiguren zeigen, welche als Bellerophon gedeutet werden. 36 In der frühbyzantini­schen Kunst befindet sich Bellerophon ebenfalls promi­nent zwischen den zahlreichen Figuren und Szenén des berühmten Mosaiks im sogenannten GroBen Kaiserpa­last von Konstantinopel, das keinerlei christliche Dar­stellungen bringt. 37 Zwei der drei bekannten Reiterfi­beln sind in manchen Details auffallend áhnlich, wenn­gleich sie sich auch in Manchem unterscheiden, die Exemplare aus Fenékpuszta oder vom Dobogó 38 (Abb. 4) und aus Fenékpuszta - Horreum, Grab 12. 39 (Abb. 5) Die Reiter sprengen nach links, die charakteristische Form des Untiers ist völlig gleich. Beidé Fibeln waren mit Perlenketten, u.a. auch mit Bernsteinperlen verge­sellschaftet, die erstere auBerdem noch mit einem Glas­gefaB. Die dritte Fibel stammt aus Nagyharsány, Grab 60. 40 Hier trágt der nach rechts orientierte Reiter einen Nimbus, was ihn als Heiligenfigur ausweist. Auch wenn wir nun fur die beiden erstgenannten Fibeln eben­falls annehmen können, daB hier Heilige dargestellt sind, muB dem frühmittelalterlichen Menschen die Àhnlichkeit der Darstellung mit dem antiken Bellero­phon, der auf dem Pegasus reitend die Chimare erlegt, bewuBt gewesen sein; die gedankliche Verbindung war reizvoll und vom Künstler sicher auch gewünscht. Indem man eindeutige Attribute weglieB, konnte man sogar die Mehrschichtigkeit der Interpretation fördern, eine christliche Deutung des antiken Motivs erlauben oder Assoziationen von christlichen Heiligen mit anti­ken mythologischen Helden erwecken. Dort, wo Ein­deutigkeit gewünscht war, hob man entsprechende Attribute hervor oder brachte sogar eine Inschrift an. Wegen eines zunáchst unwichtig erscheinenden Details sind auch zwei Scheibenfibeln mit Adler (Phö­nix) und darüber angeordenter Büste von Bedeutung, einem Motiv, daB bereits 1934 von Andreas Alföldi als Kaiserapotheose interpretiert worden ist, wobei er jedoch eine christliche Umdeutung für möglich hielt. 41 Die Fibel aus Keszthely - Dobogó, die im Ungarischen Nationalmuseum aufbewahrt wird, besitzt einen Rah­men aus Silberblech mit innerem Arkadenrand und Perlrand (Abb. 6). Der Rahmen wird durch zwei Linien gegliedert, wobei die innere bei den Zwickeln kleine Winkel trágt, die auBere Dreiergruppen aus kleinen Querstrichen. Es kann kein Zweifel bestehen, daB diese Querstriche mit dem „Zahnschnitt", einer donaulandi­schen Variante des Tierstils II zusammenhangen, der bislang auBerhalb des Karpatenbeckens nicht gefunden worden ist. Auch wenn dies keine naheren chronologi­schen Schlüsse zuláBt, bildet also die Scheibenfibel von Keszthely - Dobogó als hiesiges Produkt ein Verbin­dungsglied zwischen den wohl ostmediterranen Kastenfibeln und dem lokálén Kunsthandwerk. Eine weitláufige Imitation des Typs der Scheibenfibel mit „Kaiserapotheose" fand sich in den awarenzeitlichen Gráberfeld von Kölked - Feketekapu A. Sie ist völlig flach und bietet keinerlei Raum für einen heilbringen­den Inhalt. 42 Wie erwáhnt, ist es Éva Garam gelungen, die Schei­benfibeln chronologisch zu ordnen. Eine Gruppé von teilweise sehr naiven Nachschöpfungen hangén noch eng mit den besprochenen raumlichen Scheibenfibeln zusammen, zeigen Strichmánnchen (Romonya I, Grab 82) oder Vögel (Romonya II, Grab 37), Linienverzie­rungen mit angesetzten Winkeln (Romonya I, Grab 82) und/oder Arkadenrander. Welcher Natúr in diesen Fal­len die Füllstoffe sind, wird erst in Zukunft untersucht werden können. Dabei wird es intéressant sein, festzu­stellen, ob hier ebenfalls bedeutungstragende Inhalts­stoffe verwendet worden sind, oder ob die Fibeln ledig­lich auBerlich den Vorbildern gleichen. Garam hat auch die awarenzeitlichen Scheibenfibeln mit geometrischen oder Steinimitationen untersucht. Sie hat völlig recht, wenn sie diese Gruppé mit der wertvollen Goldfibel mit Bergkristalleinsatz in Zusammenhang bringt, die aus

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