Zalai Múzeum 10. 50 éves a Zalaegerszegi Göcseji Múzeum (Zalaegerszeg, 2001)
Bakler, Klára–Molnár, András: „Das Schaffot sehe aus seinen Augen” (Graf Ludwig Batthyány und die Geheimpolizie 1839–1848)
196 Bakter, Klára - Molnár, András wird - so viel wie möglich - auch aus ungarischen Fabriken ergánzt. Batthyány und sein Schwiegervater waren Verehrer von Ludwig Kossuth und sie wollten sich mit Grafen Széchenyi nur dann ganz befreunden, wenn sich Széchenyi mit Kossuth ausgleicht. 40 lm Juni 1844 áuBerte sich Batthyány über die ungarische Industrie folgendermaBen: es sei im Interessé Ungarns, daB Pest der Zentralpunkt des ungarischen Fabrikwesens werde. Batthyány wollte, daB in dieser Stadt Fabriken aller Art errichtet werden. Batthyánys Meinung nach könne Ungarn überhaupt nur durch die Entwicklung eines kraftigen industriellen Lebens vor Verarmung geschützt werden. 41 Der Schutzverein wurde am 6. Október 1844 in PreBburg von der liberalen Opposition gegründet. Die Mitglieder des Vereins verpflichteten sich, ungarische Industrie waren zu kaufen. Dem aus Pest stammenden Geheimbericht zufolge sagte Batthyány seinen Freunden am Anfang Október, daB der Schutzverein keinen anderen Zweck hat, als die Regierung zu zwingen, laut Vorstellung des Landtages wegen des Mautsystems eine entscheidende Antwort zu gebén. Der Schutzverein würde sich auflösen, sobald die Regierung einen Schritt tun würde, aus dem man entnehmen könnte, daB die Regierung das bisherige Mautsystem zu Gunsten Ungarns verándern will. Batthyány meinte, daB es ein groBes Unglück ware, wenn man den Schutzverein als eine Parteifrage betrachten würde. Wenn sich die konservative Partei vom Vérein fernhalten wollte, dann würde die Frage erst nur zur Parteifrage gestempelt. Batthyánys ÁuBerung nach sollen sich allé Partéién zusammenfinden, um die Regierung zu einem entscheidenden Schritt zu vermögen. 42 Batthyánys Gemahlin, Gráfin Antónia Zichy unterstützte von Anfang an die politische Laufbahn ihres Gemahls. Die Gráfin und ihre Schwester, Gráfin Karolin Zichy - Gemahlin von Grafen Georg Károlyi - waren besonders begeisterte Anhángerinnen des Schutzvereines. Die Geheimpolizei überwachte auch beidé Patriotinnen, und sie berichtete von ihnen im Október 1844 folgendes: „Sie wollen, wenn keinen geschmackvollen Seidenstoff zu Kleidern für den náchsten Fasching, natürlich ungarisches Fabrikat, bekommen, in Szegedin gedruckten Kattunkleidern bei öffentlichen Ballen erscheinen". 43 Batthyány war der erste ungarische Libérale, der den engen Zusammenhang zwischen der VerfassungsmáBigkeit der österreichischen Erblánder und Ungarns erkannte. Als Gutsherr vom steierischen Burgau, war Batthyány selbst auch ein Mitglied der steierischen Stándeversammlung. Nach dem Geheimbericht vom 29. Juli 1843 warf Batthyány die Frage in einer Zusammenkunft der Landtagsopposition in PreBburg auf: ob es günstig ware, wenn er die steierische Standé an die vergessene Rechte erinnerte? Mehrere Oppositionsmitglieder meinten, der Graf sollte dieses versuchen, aber Batthyány antwortete, daB er auf einem solchen Pseudolandtag noch nie er-schienen sei, und auch nicht erscheinen werde. 44 Ein Jahr spater, im Juni 1844 berichtete die Geheimpolizei, daB Batthyány eine Generalreform in der Politik Österreichs für eine unerláBliche Bedingung des Fortbestandes der Integritát Österreichs hielt. Batthyánys Meinung nach sei die ganze Zukunft Österreichs und Ungarns von der Verschmelzung der beiderseitigen Interessen abhángig. Solange der Fürst Metternich das Staatsruder in den Handen hált, hoffe er nicht darauf. Sollte aber irgendwann Fürst Metternich abtreten, dann waren die groBen Aufgaben zu lösen, und man würde zur Einsicht gelangen, daB Österreich ohne Würdigung der Interessen Ungarns keine Zukunft habé. 45 Nach dem Bericht eines anderen Geheimagenten, meinte Batthyány im Juli 1844, daB man unmittelbar vor allgemeinen Staatsreformen stehe. Graf Batthyány fand natürlich, daB die Reform Ungarns mit vielen Schwierigkeiten zu kámpfen habé. Das österreichische Ministerium würdigte die konstitutionelle Regierungsreform Ungarns keiner Aufmerksamkeit. Wáhrend sich das konstitutionelle Lében in Ungarn immer mehr entwickle und kráftiger werde, müsse das Ministerium mit der Verfassung Ungarns in immer gröBeren Wiederspruch geraten, woraus eine permanente Opposition erstehe. Die Opposi-tion trete von Landtag zu Landtag immer schárfer hervor und dieser Kampf müsse so lange dauern, bis eine Ver-stándigung zustande kommt. 46 Wáhrend des Landtages 1843/1844 warf die Opposition die Idee einer verantwortlichen ungarischen Regierung auf. Schon im Dezember 1843 hat die Geheimpolizei davon Bescheid gewuBt, daB infolge der ÀuBerungen der Oppositionspartei von den Konservativen eine Ministerialliste verfaBt ist und sie ist in Umlauf gesetzt worden. Diese Ministerialliste nannte Grafen Ludwig Batthyány zum ersten Mai als Ministerprásident. 47 In den letzten Tagén des Landtages 1844 war die Geheimpolizei darüber unterrichtet, daB die Idee einer eigenen ungarischen Regierung - worunter die Opposition ein rein ungarisches Ministerium und einen ungarischen Staatsrat verstand - im Kasino der Oppositionspartei immer lebendiger wurde. Die Magnatenopposition, überhaupt Graf Ludwig Batthyány, ging von der Ansicht aus, daB es unmöglich ist, daB eine und dieselbe Regierung zu gleicher Zeit in Ungarn konstitutionell und in den deutschen Provinzen unbeschránkt regieren könne. Es sei auch nicht in Ordnung, daB die ungarischen Angelegenheiten durch fremde Ráte und von fremden Ministern geleitet werden, so wie es auch nicht recht ware, wenn sich die Ungarn in die deutscherblándischen Angelegenheiten mischen wollten. Ungarn habé ferner auch das Recht zu verlangen, daB es bei den fremden Máchten als ein selbststándiges Königreich reprásentiert werde, da es