Zalai Múzeum 10. 50 éves a Zalaegerszegi Göcseji Múzeum (Zalaegerszeg, 2001)

Bakler, Klára–Molnár, András: „Das Schaffot sehe aus seinen Augen” (Graf Ludwig Batthyány und die Geheimpolizie 1839–1848)

„Das Schaffot sehe aus seinen Augen" 197 für sich Kriege zu führen und Frieden zu schlieBen be­rechtigt ist. Batthyánys Meinung nach sei es für die un­garischen Aristokraten demiitigend, sich nur mit unter­geordneten Àmtern zu begnügen und anstatt an der Re­gierung des Staates teilzunehmen, „antichambrieren", und sie sollten mit der Gnade nicht zufriedengeben, das Ehrenamt und den Kammernschliissel zu bekommen. Unter den ungarischen Aristokraten finde man hinrei­chende Manner, die man als Minister und Botschafter vorstellen könnte. Die Opposition nahm sich dieser Ide­en an und sie nannte den Namen von Grafen Ludwig Batthyány, der an der Spitze der Regierung glanzen wiirde. Die Oppositionspartei wollte in der Zwischenzeit bis zum náchsten Landtag dafiir agitieren. 48 Im November 1844 faBte Sedlnitzky, der Prasident der Polizeihofstelle für die Staatskonferenz die Ereignis­se des Landtages zusammen. Er betrachtete den Grafen Ludwig Batthyány als den Chef und eigentlichen Leiter der Oppositionspartei. Der Charakteristik jener Magna­ten, die am Landtag von 1843/1844 unter der Larwe des Patriotismus der Oppositionspartei angehörend und gé­gén die Regierung aufgetreten sind, fügte Sedlnitzky seinem Zusammenfassung bei. Sedlnitzky charakterisier­te in seinem Bericht den Grafen Ludwig Batthyány fol­gender Weise: „Zur Opposition gehörig, und aus Ehrgeiz radikal, ist er immer béreit, jede Handlung der ausübenden Gewalt auf das Gehássigste zur verdáchtigen, und hat in der of­fentlichen Sitzung feierlichst erklârt, stets dahin arbeiten zu wollen, daB die jetzt bestehende Sonne der Authoritâ­ten untergehe. Er erkühnte sich einige Male, sich selbst an die Person Seiner Kaiserliche Konigliche Hoheit Erz­herzog Palatin zu wagen, ein erklarter Feind aller jener, die konservativ-monarchisch gesinnt sind, ein Feind der Oligarchic Waren die Radikaler beider Tafeln bei ihm am háufigsten versammelt, in seinen Kotterien erhielten - wie am Landtag von 1839/1840, so auch diesmal - die der Oppositionspartei angehörigen jungen Regalisten ih­re Rollen für die kommenden Sitzungen. Der berüchtigte Kossuth sein Mentor, und seine gráfliche Gemahlin, die wUtendste Patriotin, und eine fanatische Beforderin des durch Kossuth ins Leben gerufenen Schutzvereins, bestimmen ihn zu den absurdesten Handlungen." 49 An der Spitze der Oppositionspartei Batthyány, der früher ganz Európa bereiste, fuhr mit seinen Freunden im Friihling 1845 in den Nahe Osten. Wáhrend der Reise, die fünf Monate lang dauerte, ver­wickelte sich Batthyány in lebensgefahrliche Abenteuer. Ende August 1845 berichteten die Geheimagenten, daB Graf Ludwig Batthyány und seine Freunde von ihrer Reise durch Syrien und Àgypten in einem sehr erschöpf­ten Zustand mit einem Dampfer über Wien angekommen seien. Man sprach darüber, daB sie nachstes Frühjahr nach Konstantinopel reisen wollen. 50 Im Herbst 1845 nahm Batthyány an den Generalkon­gregationen des Pester Komitats teil und er erhob mehr­mals Einsprache gegen die Politik der Regierung im Verbindung mit Kroatien. In der Pester Komitatskongre­gation im November 1845 wáhlte die Opposition eine, wegen der kroatischen Frage unter Leitung von Batthy­ány, nach Wien reisende Deputation. Nach den Geheim­berichten auBerte Graf Ludwig Batthyány, er ergreife bloB deshalb das Wort, „urn seine Abscheu gegen die Regierungsmánner zu bezeigen, welche mit der Konsti­tution Ungarns - gegen das Interesse des Herrscherhau­ses - ein gefáhrliches Spiel treiben." Sie seien die Mittel einer unsichtbaren Kamarilla, und versuchen der Regie­rung eine Mehrheit gegen die ungarische Partei in Kroa­tien zu verschaffen. Batthyány meinte, bei der auffallen­den Begünstigung der illirischen Umtriebe sei auch RuB­land im Spiel, vor dem sich bereits ganz Európa fürch­te. 51 Im November 1845 begannen die ungarischen Libera­len die das ganze Land betreffende Oppositionspartei zu organisieren. Die Geheimpolizei berichtete darüber, daB der Graf Ludwig Batthyány, Franz Deák und Moritz Szentkirályi ein Komitee zur Leitung der Landesopposi­tion bildeten und sie warfen ein Auge vor allem auf jene Komitate, in denen die Opposition von der Regierungs­partei zurückgedrángt wurde. 52 Nach dem Informations­protokoll vom 20. Dezember 1845 ist die Errichtung ei­nes Komitees der Opposition bereits beschlossen. Bat­thyány wollte den Radikalen eine homogène Richtung geben. Nach der Meinung der Mehrheit ware Franz De­ák der einzige, dem sich die anderen Opponenten ohne Rivalitát unterwerfen würden. Graf Ludwig Batthyány stellte an Deák die Bitte, ein Programm zu entwerfen, das ein Grundgesetz des neuen Bundes werde. Aber De­ák lehnte Batthyánys Bitte ab, weil er die Entwerfung ei­nes Programms für unmöglich hielt. 53 Im Juni 1846 gründete die Oppositionspartei ein Ko­mitee für Presse, um die Ideen der ungarischen liberalen Opposition zu propagieren. Selbst Batthyány gehörte zu diesem Komitee. Die Geheimpolizei hatte Kenntnis da­von, daB die „Oppositionskorypháen" das Komitee zur Leitung der revolutionáren Presse organisierten. Das Ko­mitee bescháftigte sich mit der Sammlung der Geldsum­me, die man zur Veröffentlichung der liberalen Werke brauchte. Für diesen Zweck opferte Batthyány 3000 Fo­rint. 54 Im Interesse der Einheit der Oppositionspartei schlug Batthyány im Dezember 1846 die Vereinigung des „Pes­ter Kreises" und des „Nationalen Kreises" vor. Über eine Konferenz, die bei dem Grafen Ludwig Batthyány von der Opposition veranstaltet wurde, berichtete die Ge­heimpolizei, daB der Graf die Vereinigung der beiden

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