Zalai Múzeum 10. 50 éves a Zalaegerszegi Göcseji Múzeum (Zalaegerszeg, 2001)

Bakler, Klára–Molnár, András: „Das Schaffot sehe aus seinen Augen” (Graf Ludwig Batthyány und die Geheimpolizie 1839–1848)

„Das Schaffot sehe aus seinen Augen" 193 berichte kamen ins Wiener Staatsarchiv. Infolge eines Brandes im Wiener Staatsarchiv sind die originalen Ge­heimberichte zum Opfer gefallen, aber dieses Archivma­terial wurde im Auftrag der ungarischen Regierung noch vor dem Brand abgeschrieben und in der Bibliothek des ungarischen Parlaments untergebracht. 8 Diese iiberwie­gend von Sándor Takács gefertigten Kopien befinden sich heute im Ungarischen Staatsarchiv, mit der Be­zeichnung „Das Vermáchtnis von Sándor Takács". 9 Un­sere Arbeit griindet sich meistens auf diese Quellén und auf die Protokollen des Ungarisch-Siebenbürgischen In­formationsbiiros. Der Beginn der politischen Laufbahn von Batthyány Graf Ludwig Batthyány, der aus einer hochgeachteten Familie stammte und ein iiber gewaltige Giiter verfii­gender Gutsherr war, fing mit 32 Jahren an sich aktiv mit der Politik zu bescháftigen. Zum ungarischen Land­tag im Jahre 1839 kam er als ein quasi Unbekannter, dennoch hat er in wenigen Tagen das Magnatenkasino, den Oppositionsklub der Magnatentafel, organisiert. Die Rolle, die Batthyány an diesem Landtag spielte, laBt sich so deuten, daB er die Seele der Magnatenopposition war, zugleich aber auch auf die stándische Opposition bedeu­tend einwirkte. Der kaiserlichen Geheimpolizei kam nur spáter zur Kenntnis, daB er sich schon vor Beginn dieses Landtages auf diese Stelle vorbereitete. Er begann so­wohl Werke iiber Staats- und öffentliches Recht, als auch die ungarischen Gesetze, Landtagsakten und Dia­rien zu studieren. Batthyány forderte die jungen Magna­ten auf dem Landtag aufzutreten und dort zu Opponie­ren, und er versuchte auf die Deputierten-Wahlen zu­gunsten der Opposition mit Geld einzuwirken. 10 Bei dem Grafen Batthyány waren am Anfang des Landtages die Zusammenkiinfte der Magnatenoppositi­on, bis das Magnatenkasino zustande kam. Am 4. Juni 1839 meldete die Geheimpolizei, daB sich in der Magna­tentafel eine groBe aber unwissende Opposition entwi­ckelt, die keinen sichtbaren Chef hat, aber unter der Hand von drei Menschen dirigiert wird. Diese sind Graf Stephan Széchenyi, Graf Louis Batthyány und Franz Pulszky aus dem Komitat Sáros. Die Konventikeln wer­den beim Louis Batthyány sein. 11 Am 14. Juni erfuhr die Geheimpolizei zum ersten Mai dartiber, daB sich die Opposition der Magnaten bei dem Grafen Louis Batthyány versammelte. 12 Am 16. Juni meldete ein Geheimagent: Die Opposition in der Magna­tentafel besteht aus 24 Köpfen, meistens aus Regalisten, solchen Magnaten, die nicht durch Anstellung oder Amt, sondern durch ihre Geburt zur Magnatentafel gehoren. Der Haupt der Magnatenopposition ist Louis Batthyány, gewöhnlich der „Ikerwárer Batthyány" genannt. Er hat Verstand, moderne Belesenheit, aber es fehlt ihm positi­ve Kenntnis der ungarischen Angelegenheiten, und er ist weder der ungarischen, noch der lateinischen Sprache hinlánglich máchtig, um öffentlich reden zu können. 13 Batthyány hatte natiirlich Kenntnis davon, daB die Geheimpolizei seine Tátigkeit iiberwachte. Nach Batthy­ánys Meinung ist der gröBte Übel für die Opposition, daB sie selten weiB, was von Seite der Regierung ge­schmiedet wird. Deshalb ist die Opposition gewöhnlich nicht vorbereitet. Batthyány schlug von Seite der Oppo­sition auch vor eine geheime Polizei zu organisieren, die sowohl in Wien, als auch auf dem Landtag ailes ausspi­onieren könnte. 14 Batthyány wollte dem Ausland auch iiber die Tátigkeit der Opposition Bescheid geben. Im August 1839 schrieb er einen Aufsatz iiber den Landtag, und er lieB ihn in der Leipziger Zeitung erscheinen. Die Übersetzung dieses Aufsatzes wollte er in den engli­schen Zeitungén auch veröffentlichen. 15 Der Geheimbericht am 30. Október betonte, daB die Hauptperson der Opposition Graf Louis Batthyány, einer der demokratischsten Gesinnten ist. Dieser Bericht machte darauf aufmerksam: „die Ordnung und Prázision, mit welcher die Opposition ihre Angriffe in den Magna­tensitzungen ausfiihrt, beweisen geniigend, daB immer eine friihere Verabredung stattfindet". Die Magnatenop­position hielt ihre Zusammenkiinfte entweder bei dem Grafen Louis Batthyány, oder beim Ftirsten Odeschalchi (Batthyánys Schwager) ab, „wo gewöhnlich die Rollen ausgetheilt, und förmlich Proben abgehalten werden". 16 Ein Geheimagent teilte am 24. Dezember mit, daB die Magnatenopposition sich in ihrem Kasino förmlich or­ganisiert hat. Die Opposition versammelte sich aile Tage um 1 Uhr, besprach sich iiber die Politik und entwarf Pláne, wie sie sich in der Magnatensitzung benehmen soil. Die Magnatenopposition kam unter anderen iiber gewisse Prinzipien iiberein, um sich in den Magnatensit­zungen an dieselben haltén zu können. So nahm man Einstimmung an: „1. daB Ungarn von der österreichi­schen Monarchie unzertrennlich sei, 2. daB Ungarn als eine konstitutionelle Monarchie betrachtet, und als sol­che bewehrt werde, 3. kam die Frage zur Sprache, daB allé Ungarn vor dem Gesetze gleich sein, und gleiche Gesetze haben sollen." Hieriiber entstand ein groBer Lárm und am Ende waren nur der Graf Ludwig Batthy­ány und der Baron Josef Eötvös dafiir. Eötvös verbiinde­te sich mit dem Grafen Ludwig Batthyány, den er in der Magnatenopposition einen ausgezeichneten Charakter nannte. Sie waren sich dartiber einig, daB der Biir­gerstand verháltnismáBig Reprásentanten und der Bauer­stand das Eigentumsrecht und die persönliche Freiheit bekommen sollte. 17 Seine auf der Magnatentafel gehaltenen Reden ver­faBte Batthyány in deutsch und die Reden wurden von seinem Sekretár ins ungarische tibersetzt. Im Dezember 1839 erhielt die Geheimpolizei Nachricht davon, daB

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