Zalai Múzeum 10. 50 éves a Zalaegerszegi Göcseji Múzeum (Zalaegerszeg, 2001)
Bakler, Klára–Molnár, András: „Das Schaffot sehe aus seinen Augen” (Graf Ludwig Batthyány und die Geheimpolizie 1839–1848)
ZALAI MÚZEUM 10 2001 Bakler, Klára - Molnár, András „Das Schaffot sehe aus seinen Augen" Graf Ludwig Batthyány und die Geheimpolizei 1839-1848 Graf Ludwig Batthyány, der Ministerprâsident der ersten unabhángigen verantwortlichen ungarischen Regierung, wurde nach der Niederschlagung des Freiheitskampfes vom kaiserlichen Kriegsgericht zum Tode verurteilt und am 6. Október 1849, in Pest „aus Gnade" durch Pulver und Blei hingerichtet. Sein Todesurteil kann man aber nichts anders, als ein Justizmord betrachten, weil es jede gesetzliche Grundlage entbehrt. Batthyánys ProzeB war eigentlich ein politisches Schauspiel, da sein Urteil schon am Anfang seiner Gefangenschaft fertig war. 1 Die verstockten konservativen Staatsmanner, die im Habsburgerreich seit Jahrzehnten herrschten und sich vor den liberalen Ideen fürchteten, entbrannten gégén den Grafen Batthyány aus HaB schon damais, als er an die Spitze der ungarischen Reformopposátion trat. So haBte ihn auch der berüchtigte Staatskanzler, Clemens Lothar Wenzel Fürst Metternich. Er sagte dem ihn 1844 besuchenden Batthyány angeblich den folgenden Satz: „Wenn Sie in der Richtung, welche Sie verfolgen, nicht einen Abschnitt machen, so führt Sie dieselbe gerade zumGalgen!" 2 Warum haBte der kaiserliche Hof so unerbittlich den Grafen Batthyány? Einige meinten, daB er der Rache der Erzherzogin Sophie zum Opfer gefallen ist, weil er in seiner Jugend ihre Liebe zurückwies. Nach einer anderen, weniger romantischen Erklarung, durchkreuzte er die Absichten des Erzherzogs Ferdinand von Este, als Batthyány ihn bei dem Kauf des Ikervárer Herrschaftsguts der Familie Batthyány hinderte. Aber der Wiener Hof kannte Grafen Batthyány in der Wirklichkeit kaum persönlich, weil er die Gesellschaft der Wiener Aristokraten nicht suchte, nur mit dem Palatin, Erzherzog Joseph, und seinem Sohn, Erzherzog Stephan stand er in Verbindung. Die Persönlichkeit und die Tatigkeit von Batthyány wurde nicht auf Grund der direkten Erfahrungen und Eindrücke, sondera indirekten, nach Wien geschickten Informationen, besonders Geheimberichte beurteilt. Nach der Meinung von Árpád Károlyi - der den ProzeB von Batthyány bearbeitete - wurde die Persönlichkeit des Grafen durch die Geheimberichte im Auge der Wiener Regierung unsympatisch, sogar verhaBt. GroBes Material sammelte sich zum HaB gegen Batthyány an, bevor er Ministerprâsident geworden war - stellte Károlyi fest. 3 Die Tatsache, daB man die Protokolle der Wiener Geheimpolizei bei dem ProzeB von Batthyány anzuwenden versuchte, verweist auch darauf. Der Hauptmann Leuzendorf, der Stabsauditor des kaiserlichen Kriegsgerichts, zog aus den angesammelten Geheimberichten untenstehende Folgerungen: „a/ daB Batthyány stets der Oppositionspartei angehörte und insbesondere vor den Márztagen mit Kossuth in náchste Verbindung trat, b/ daB die Wahl Kossuths zum Deputirten nur durch Batthyánys EinfluB und Geldopfer zustande kam, c/ daB durch sie beidé ganz vorzüglich jené Wege eingeschlagen wurden, welche die Gewáhrung der Márzgesetze und Erhaltung aller Ministerportefeuille zur Folge hatten, d/ daB Batthyány durch einige Jahre im к. k. Militar als Offizier diente, und e/ daB er rücksichtlich seines Charakters herrschsüchtig, stolz, unbeugsam, dabei schlau, raffiniert - jedoch nicht von groBer Geisteskapazitát geschildert wird." 4 Ob Batthyánys Charakter sich in den Geheimberichten wirklich so anzeigte? Ob diese Geheimberichte Batthyánys Individualitat, politische Ansicht und Tatigkeit treu spiegelten? Verdiente er, daB man ihn als einen Schuldigen zeigte oder wurde er nur durch die Übertreibungen und unbegründeten Behauptungen der Geheimberichte geschwarzt? Unsere Arbeit sucht auf diese Fragen eine Antwort. Bevor wir charakterisieren, welches Portrat über Batthyány von der Geheimpolizei zwischen 1839-1848 geschildert wurde, sollten wir über die Entstehungsumstande der Geheimberichte und selbst über die kaiserliche Geheimpolizei einen kurzen Überblick gebén. Die Geheimpolizei und ihre Geheimberichte Die französische und belgische Revolution, und der polnische Aufstand im Jahre 1830 erschütterten die 1815 gegründete „Heilige Allianz". Aber der Kanzler Metternich wollte den „Gendarm Europas" wiederbeleben, weil