Zalai Múzeum 10. 50 éves a Zalaegerszegi Göcseji Múzeum (Zalaegerszeg, 2001)
Kovács, Gyöngyi: Ausländische Keramik in der Burg von Bajcsa
176 Kovács, Gyöngyi Vermittlung der Steiermark hierhergelangten. Des Weiteren zeigen wir unter den letzteren, genauer unter den seltenenen Keramikfunden einige, welche in unserer verschwindend geringen Zahl betrachtet nicht wirklich Handelsgüter sind, 1 sondern eher persönliche Gegenstande fremder Offiziere. Gering ist die Wahrscheinlichkeit, daB dies in irgendeiner Schriftquelle vorkommt, hingegen kann es beizutragen dazu, damit wir ein nuancierteres Bild gewinnen über die von den Burginsassen benutzten Gegenstánde, über weitreichendere Verbindungen. Auf Bild 1-3 der Abbildung 2 stehen Böden mit gewelltem Bodenrand (vgl. Abb. 4, 1-3), hergestellt im Rheinland, die Reste saulenförmiger, trichterförmiger Siegburger (möglicherweise Westerwalder) Steinzeugbecher ( „Trichterhalsbecher"') (vgl. REINECKING-von BOCK 1971, 30-35, Kat. Nr. 183186, 195-196, 218, 393-401; KLINGE 1972, passim). Dazu kommt das Bruchstück einer kleineren Steinzeugflasche rekonstruieren (Abb. 2, 4; vgl. Abb. 4, 4). 1) WeiB, Salzglasiert, AuBenoberflache einheitlich orangebraun. FuBdurchm. 5,5 cm (Objekt 20, Inv. Nr. 97.33.16). 2) WeiB, salzglasiert, AuBenoberflache gelegentlich mit unscharfen gelblichbraunen Flecken. FuBdurchm. 4,5 cm (Objekt 122). 3) Hellgraues Material, auBen grauschwarz, unglasiert. Auf der Wandung Spuren von aufgeklebter Verzierung. FuBdurchm. 4,3 cm (Objekt 187). 4) WeiB, unglasiert (Objekt 15). Bei den letzteren Drei sind auf der Wandung hervortretende Spuren der Töpferscheibe sichtbar. Die in Ungarn zu findenden GefaBbruchstücke mittelalterlicher Siegburger Ware machte Imre Holl bekannt (HOLL 1955, 149-151; 1990, 216-221; 1992, 32). Er nahm an - da es sich um ziemlich seltene Funde handelt - daB sie nicht durch Handel, sondern eher mit einer aus dem Ausland gekommenen Person oder als Geschenk nach Ungarn gelangt sind. Die Funde von Bajcsa stammen aus der Blütezeit der rheinischen Steinzeugherstellung, aus dem 16. Jahrhundert, als in den Werkstatten von Köln, Frechen, Siegburg, Westerwald, Raeren usw. Bêcher, Pokale, Krüge und andere GefaBe in verschiedener Art und Stil in Masse, oft mit reicher Verzierung, hergestellt wurden. Der Gebrauch von SteinzeuggefaBen war dennoch nicht allgemein gebrauchlich in Európa, von den Siegburger Bechern bzw. Kriigen des 16. Jahrhunderts z.B. kamen in Österreich nur wenige zum Vorschein (KOHLPRATH 1981, Kat. Nr. 406; OSTEN-SOUKUP 1992, 63, Abb. 7; KOVACSOVICS 1991, Kat. Nr. 337338). In Bajcsa kommen sie offensichtlich von dem Tisch der deutschen Offiziere; wahrend der Ausgrabung fanden wir bis jetzt die Bruchstiicke von 6-7 GefâBen. Der Fundkomplex von Bajcsa enthalt auch ein bis zwei echte Besonderheiten, von denen das eine ein grünglasiertes Bruchstück ist, auf dem ein Löwenkopf, der ein Loch umgibt, sichtbar ist (Abb. 4, 8). Der Fund könnte ursprünglich ein prismaförmiger Gegenstand gewesen sein, dessen gegenüberliegender Teil durch zwei kleine Stiitzen gegliedert wurde, wahrend in das Loch aber ein kleiner Metallhahn passte (Abb. 4, 8a). Das Bruchstück eines Wandbrunnens ist auch im europaischen Verhaltnis selten, wir bestimmten es als Bruchstück eines Wasser spenders oder Handwaschgefafies. Das Material des Gegenstandes ist fein geschlâmmt, von rotbrauner Farbe, nur die AuBenseite ist grünglasiert, der Boden weist kleinere Glasurflecken auf. Er ist aus gepressten Plattén zusammengesetzt. Die gegenüberliegende Seite ist mit eingedrückten Rosetten verziert, das Loch umgibt ein plastischer Tierkopf. Lange des durch den AusguB gegliederten unversehrten Stückes 15 cm, Höhe 4,8-5 cm (Objekt „F", Inv.Nr. 97.50.161). Die beschriebene Form lebt in Ungarn in der Habaner Keramikherstellung des 17.-18. Jahrhunderts in den kaminförmigen Wasserspendern weiter, 2 deren Fassungsvermögen ungefahr einen halben Liter Flüssigkeit betrug (KRISZTINKOVICH, В. 1959, 41, Abb. untén rechts = KRISZTINKOVICH, M. 1960, 59, Abb. 13 = BUNTA 1973, 53-54, 85, Abb. 7: Basis 17 x 13,5 cm; Höhe 19 cm; KRISZTINKOVICH, B. und M. 1958, Taf. XXVI/c = KATONA 1965a, 241; KISS 1963, 87-88, Abb. 3 = KATONA 1965b, 41, Abb. 4 = KATONA 1975, 164, 166: Basis 14 x 13 cm, Höhe 18,5 cm). Zum Beginn der Habaner Keramik sollten wir anmerken, daB diese in Südwesttransdanubien schon am Ende des 16. Jahrhunderts erscheint, aber der Fund von Bajcsa kann - am ehesten wegen der Verzierung - nicht der Haban-Keramik angehören. Er kann nur als Vorgânger der Formen des spateren HabanKeramiktypus in Betracht kommen, und als jener, der ein Ergebnis der Vorgange bezüglich der Bewegung der Anabaptisten Gemeinschaft sein muB. Europaische Analogien des 17.-18. Jahrhunderts zu unserem Fund obwohl in der Hauptsache nur im Typus - sehen wir nach ihrem Vorkommen 3 nur im deutschen Gebiet, wobei von ein bis zwei nahestehenden Gegenstanden (wir führen an ein Waschbecken mit gebogenen Stützen: WALCHER-MOLTHEIN 1906, Fig. 73) nicht ausgeschlossen ist, daB sie irgendwo in Österreich gefertigt worden sind. Àhnliche Funde zu dem von Bajcsa kennen wir aus zeitgleichen Fundkomplexen in Ungarn nicht. Wenn die Rekonstruktion richtig ist, ware das eines der altesten Vertreter der Form in Európa. Das GefâB als Handwaschbecken gehörte möglicherweise, zusammen mit den zinnglasierten ApothekergefâBen, zur Geratschaft des auf der Burg praktizierenden Arztes. 4