Zalai Múzeum 6. (Zalaegerszeg, 1996)

Lauermann, Ernst: Ein frühslawisches Siedlungsobjekt aus Unterrohrbach VB Korneuburg, Niederösterreich

Ein frühslawisches Siedlwígsobjekt aus Unterrohrbach, VB Komeuburg, Niederösterreich 91 Lauermann, Ernst: Ein frühslawisches Siedlungsobjekt aus Unterrohrbach, VB Komeuburg, Niederösterreich Fundort, Fundgeschichte, Befund Unterohrbach, eine kleine Gemeinde im südlichen Weinviertel, ca. 6 km östlich von Stockerau gelegen, ist seit lângerer Zeit als ur- und frühgeschichtlicher Fundplatz bekannt. Besondere Verdienste erwarb sich der viel zu früh verstorbene Landwirt und Heimatforscher Josef Gössel aus Unterohrbach. Seiner Sammlertatigkeit sind zahlreiche Fundorte im Bereich Unterohrbach zu verdanken. ' Der hier zu besprechende Fundort ist dem in den Fundberichten aus Österreich 23. 1984 2 vorgestellten, benachbart. Im Zugé eines Wasserleitungsbaues entdeckte Herr Ing. Ernst Gockert 3 aus Unterohrbach. im Juni 1991 auf dem Grundstück mit der Parznr. 289 (ÖK 1:50.000, Bl 40, 0.58 mm, N 269 mm) am Künettenboden zahlreiche Steine, die zum Teil stark angebrannt waren. Eine sofőrt eingeleitete Rettungsgrabung von der Österr. Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte Sektion Stockerau im Auftrage des Bundesdenkmalamtes wurde durchgefíihrt. Dabei wurde eine Flache von 2,5 x 2,7 cm archâologisch untersucht. Bereits im 1. Planum, 0,35 m unter der Grasnarbe wurden die ersten Steine sichtbar. Sie waren in dunkelbrauner Erde eingebettet. Die Verfarbung, von unregelmáftiger Form, hob sich an einer Stelle deutlich vom gélben, sandigen Loft ab. Im 2. Planum, 0,60 m unter der grasnarbe wurde eine eindeutige Steinschüttung entdeckt. Beim Freilegen wurde dièse Steinlage schrâg den Hang abwarts bis in eine Tiefe von 1,2 m weiterverfolgt. (Abb. 1) Besonders im unteren Bereich der Steinsetzung, aber auch teilweise im oberen Bereich fanden sich zwischen den Steinen in der dunkelbraunen Vermllung Teile von Keramikgefaften, aus rotbraun gebranntem Ton. Im untersten Teil der Steinsetzung war die Verfüllungserde schwarz - bis schwarzbraun und stark mit Holzkohle durchsetzt. Eine eindeutige Form der Verschüttung konnte nicht mehr festgestellt angelegt. (Abb. 2) Dabei zeigte sich, daft die Steine direkt in den Hang verlegt waren. Als unterste Schicht diente die bereits erwáhnte schwarzbraune, stark mit Holzkohle durchsetzte Schicht. Im Friihjahr 1992 wurde im Auftrage des NO Landesmuseums die umliegende Flâche untersucht. Die Humusaufschiittung war bis zu 1 Meter mâchtig, besonders am Hangfufi. Eine eindeutige Verfarbung konnte nicht festgestellt werden. Allerdings fanden sich im Übergangsbereich zum gewachsenen Boden einige Keramikbruchstücke. Das Erdreich zur Nachbarparzelle war aufterdem durch Wasserleitung und Kanal so stark gestört, daft eine Schichtbeobachtung unmöglich war. Diskussion Zum Befund gibt es nur eine Deutungsmöglichkeit. Die verstürzte Steinlage kann als Rest eines Steinofens interpretiert werden, der auch im friihslawischen Bereich sehr oft nachgewiesen werden konnte. 4 Bei den chronologischen Überlegungen ist diese Situation wesentlich komplexer. Die Festlegung der Chronologie der friihslawischen Période besonders in unserer Heimat, aber auch in den Nachbargebieten begegnet einer ganzen Reihe von Problemen. In Niederösterreich sind bislang nur wenige Funde' bekanntgeworden. Es handelt sich hier um Brandgraber, die meist zufàllig entdeckt wurden. Hohenau. 5 Poysdorf, 6 Stein, 7 Rohrendorf 8 und zuletzt Velm-Götzendorf 9 sind hier zu erwâhnen. Daher ist für die zeitliche Einordnung des Materials die weitfortgeschrittene Forschung in den Nachbargebieten von grofter Bedeutung. Die gut datierbaren Fundstellen der Zeit um das Jahr 500 ist sehr gering. Der offenbare Rückgang der urspriinglich germaischen Besiedlung im 5. Jh. gab in der slowakischen Forschung den Anlaft zu einer theoretischen Überlegung, daft ein fortschreitendes Eindringen der slawischen Stamme schon im 5. Jh. begonnen hat. ' Als ein allgemein angenommener archâologischer Beweis der Anwesenheit der Slawen in Mitteleuropa ist das Vorhandensein der Prager Typus Keramik, der vertieften rechteckigen Wohnbauten mit dem Herd in einer Ecke und der Brandbestattungsritus. Diese Dinge werden fur das Zeichen der ethnischen Zugehorigkeit

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