Zalai Múzeum 6. (Zalaegerszeg, 1996)
Lauermann, Ernst: Ein frühslawisches Siedlungsobjekt aus Unterrohrbach VB Korneuburg, Niederösterreich
92 Lauermann, Ernst gehalten. 11 Bei der Datierung der friihslawischen Periode sind wir gezwungen die Keramik dazu zu gebranchen, weil andere Kriterien fehlen. Mehrere Forscher haltén die Ànderung der Formgebung der Gefafimiindung als ausschlaggebend. 12 So hat M. Parzewski 13 eine ausfïihrliche Typologie der Gefafimiindungen ausgearbeitet, welche auch G. Fusek 14 fíir die slowakischen Funde verwendet. Aufgrund dieser Forschungen vertritt G. Fusek die Meinung, daii die Anfange der slawischen Besiedlung in der Slowakei an den Anfang des 6. Jhs. datiert werden können. 15 Er untermauert diese These mit der Ansicht von D. Bialekova, 16 dali die Langobarden der Slowakien faktisch ausgewichen waren, weil dieses Gebiet schon in der ersten Halite des 6. Jhs. von den Slawen besiedelt wurde. Ein weiteres Problem stellt die nachgedrehte Keramik dar. Die Prager Typus Keramik befmdet sich eindeutig in den gut datierbaren Kórpergrabern der 2. Hâlfte des 7. Jhs. Die âltesten direkt datierten Funde der nachgedrehten Keramik stammen aus den awarischen Grábern, aus der Zeit um die Mitte des 7. Jhs. Die Datierung der Funde aus den Kórpergrabern ist eigentlich ein striktes Datieren post quern. Grundsatzlich schliefit es die Móglichkeit ihrer Herstellung in der vorherigen Periode nicht aus. Aus der Analyse der Siedlungen von Máhren, Böhmen und Polen geht hervor, dali man die nachgedrehte Keramik schon im Verlauf der 2. Halite des 6. spatestens am Anfang des 7. Jhs. produziert hat. 17 Es ist auch schwierig, das Ende der friihslawischen Periode zu datieren, da dieses von der unterschiedlichen Entwicklung in verschiedenen Regionén abhangt. Mit der Verschiebung der awarischen Grenze nach Norden um das Jahr 680 ist auch das Abklingen der Anwendung der Prager Typus Keramik verbunden. Wie bereits oben erwáhnt, ist fiir die frühslawische Zeit ein beinahe völliges Fehlen gut datierbarer Gegenstànde kennzeichnend. Daher ist eine prâzise Bestandsaufnahme von Merkmalen fiiir eine erfolgreiche Analyse von grofier Bedeutung. Im Bezug auf die Keramik werden folgende Merkmale untersucht: Rohstoff, Art der Bearbeitung, Grófié, Form und Verzierungsart. 18 Frühslawische Keramik wird fast ausschliefilich durch Gefafie reprâsentiert, die aus ziemlich primitíven Töpfermassen von Hand verfertigt, vorwiegend schlecht gebrannt und in der Regei unverziert sind. Der Terminologie von J. Zeman 19 zufolge lassen 2 Gruppén von keramischen Rohstoffen bilden, die fur den Beginn der frühmittelalterlichen Keramikherstellung charakteristisch sind. Die wichtigsten Magerungsbestandteile sind Sand, Kies, zerkleinerte Keramik und Schamotte. Die erste Gruppé zeichnet sich durch eine ungleichmâfiige Vermischung der Bestandteile aus, ein Teil der Korner und Tonklümpchen ragt über zweiten Gruppé besteht aus kleineren, weniger differenzierten Körnern. Das Material knüpft stark an die gedrehte Keramik an. Die typischen friihslawischen Gefafie wurden von Hand, aus dem Rohstoff der ersten Gruppé verfertigt. Die formaié Klassifizierung der friihslawischen Keramik bereitet grofie Problème. Die Grenzen zwischen den geschlossenen Formengruppen sind oft verschwommen, daher sind auch die Differenzierungsmerkmale oft schwer zu erfassen und zu defmieren. Fast allé Gefáfien zu erarbeiten, besteht in der Zugrundelegung der Aufbauproportionen. Dies wird zwar angezweifelt, 20 aber Versuche sind in dieser Richtung fortzusetzen. Eine Analyse lafit sich einmal durch Vergleich der einzelnen Exemplare mit den angenommenen Vorbildem, oder durch die rechnerische Ermittlung des Variabilitàtsbereiches der Proportionen, die als signifikant fiir die Charakteristik eines gegebenen Gefalityps befunden werden durchfuhren. 21 Als das grundlegende Einteilungskriterium wurden die Aufbauproportionen und die Grofie der Gefafie genommen, wobei als ein wichtiges Hilfskriterium die Gestaltung des Randes und der paralelle Klassifizierung von Gefafirândern und - böden durchgeführt. Es wurden 12 Gefafitypen definiert, davon 8 Topftypen. Unter den Töpfen sind die Exemplare mit dem grofiten Bauchdurchmesser im oberen Gefafiteil vorherrschend. Sie wurden als Leitformen der friihslawischen Kultur angesehen und sind in der Literatur als der sogennante Prager Typus eingegangen. Umstritten ist die Frage einer breiten Anwendung dieser Bezeichnung. Sie wird námlich auf die gesamte handgemachte slawische Keramik bezogen, die im Kreis der sogenannten Prager Kulturprovinz in Gebrauch war. In der vorliegenden Einteilung vertritt der Тур 2 nach Parczewski, 22 die zur Leitform der Prager Keramik gerechneten Töpfe. Diese Form ist auch in Unterrohrbach vertreten. Mit der Aufarbeitung der ganzen Gefafie sind die Möglichkeiten des keramischen Materials bei weitem nicht ausgeschöpft. Parczewski versucht die charakteristischen Gefafiteile, wie Rànder und Böden zu klassifïzieren. 23 Einen âhnlichen Weg beschreitet G. Fusek. 24 Als Hauptkriterium zur Differenzierung von Randern wurden die Kantenform sowie der Neigungsgrad und die Neigungsrichtung zugrundegelegt. Mitberiicksichtigt wurde auch die oft erfafibare Bauclifonn, zumindest die Form der oberen