Zalai Múzeum 6. (Zalaegerszeg, 1996)
Tomka Péter: Einige Probleme der Hunnenforschung in Pannonien
50 Tomka Péter wahrscheinlich ebenfalls zur Tierfigur. 10. Goldene Gürtelschnalle an der linken Seite des 2. und 3. Wirbels, mit Dorn nach links. Die drei Nieten der aus Goldblech ausgeschnittenen dreieckförmigen Riemenplatte waren mit einem dünnen Silberknopf versében, sie sind leider am Laufe der Restaurierung zugrundegegangen. 11. Eine kleinere Goldschnalle unmittelbar unter dem rcchten Schamknochen. 12. Schafknochen (Kreuzbein und Schwanz) zwischen den Beinen. 13. Ein gröiieres Stuck Rinderknochen (Humerus) links vom linken Bein. 14. Groíie Bronzeeimer aulien neben dem rechten Fuii. in Richtung Grabwand gestürzt. Der Eimer hat einen eisernen Henkel mit angenieteten Eisenösen. Das Stück ist antik repariert. Zusammengefafit: Der Tote war ein Jüngling in Tracht (Gürtelschnalle. Hosenschnalle. Stiefelschnallen. Beutel am Gürtel mit MeBer und Pinzette), reichlich versorgt mit Elten und Trinken (Krug, Bêcher, Glas, Eimer, Schaf- und Rindfleisch), aber olme jeglichc Spur von Waffcn. Wer könnle er sein? Die übrigen Fundgegenstánde ermöglichen eine Datierung in die 1. Halfte des 5. Jahrhunderts. Die Tierfigur hingcgen konnte nur in der Zeit der Hunnenherrschaft hierher gelangen. Die Parallelen des mit senkrechten Eingláltungen am Hals und mil Gitlermuster an der Schulter verzierten Kmges und des Glasbechers sind relatív haufig in der Provinz und auch im Barbaricum zu finden. sie paBen zur römischen Technologie, in dieser Form sind sie schon relativ spate Produktc. Die Stiefelschnallentracht komml dagegen mit östlichen Volkselementen in die Provinz. Die Gürtelschnalle hat eine einfache Form, sie ahmt einen langlebigen Тур der spátantiken Schnallen mit dreieckförmigem Beschlag nach, 24 doch sind ihre Parallelen relativ selten: gemeinsam mit den einfachen Schuhschnallen paBen sic bélier zu Hunnenfunden des Pontusgebictes, als zu den schweren zellenverzierten Goldsclmallen der pannonischen Phase. Analogien sind in Beljaus.-5 in Novorossijsk-Abrau-Djurso 26 und noch weiter in Kislovodsk-Lermontovskaja Skála 27 zu finden. Das grolte BronzegefáB steht - was seine Form anbelangt - meines Wissens nach alléin unter den ungarischen Funden. Am nachsten kommt es noch dem Bronzeeimer von Musov (Mahren). 28 GroBe BronzegefáBe sind übrigens im südöstlichen Teil des Hunnenreiches nicht selten (Abrau-Djurso Grab 500; Bolsoj Kamenec; Fedorovka; Kispek, KislovodskLermontovskaja skála, dazu kommt noch der Fund in Hóckricht.) 29 Die Form selbst ahnelt eher den KnickwandgefáBen der Germánén. Es falit schon auf, das unser Junge kei ne Waffen mitbekommen hat. Er hat aber einen Gegenstand, delien Analogien uns weiterführen können. Einwandfreie Analogien sind bekannt aus Beljaus (Krim) 30 und Novogrigorevka (Wolga-Gebiet). 31 Allerdings nicht sehr viel! Ein weiteres Stück stammt aus Kzil-Kajnar-Tobe (Kazachstan). 32 Der Gegenstand (und die Idee, mit Goldfolien bedeckte Holzfíguren ins Grab zu legén) stammt eigentlich aus Innerasien. Das Hiung-nuzeitliche Graberfeld von КокеГ in Tuva (I—III. Jh.) liefert mehrere engverwandte Stücke. 33 Der Brauch lebt im Altajgcbiet weiter (oder wurde immer wieder neu aufgenommen), es sind ein bilichen andersartige. doch im gleichen Stil gefertigte Stücke auch noch in Kirgisengrabern des 7-8. Jh. zu finden. 34 Zum Hintergrund dieser Figürchens gehören die kleinen Tierfiguren (Pferd, Hirsclikuh) aus Kurgan 6. vom Nőin Ula (Mongoléi, 1-2. Jh. vor Ch.) und noch alter ist die Knochenschnitzerei aus Berezkova (Altaj-Gebirge. Skythenzeit). 35 Was fíir eine Bedeutung die Holzfíguren gehabt habén, weili ich derzeit nicht. Ein praktischer Zweck scheint umwahrscheinlich zu sein, eine totemistische Erklarung wáre eine Übertreibung. Man muB sich noch im sehr weitem Umkreis nach archáologischen und besonders ethnologischem Material umschauen. Ich denke erst an aus Holz oder Rinde geschnitzte Figuren der Totenopter der Mandschuvölker, die das Vieh oder das Pferd symbolisicrteon. 36 Die Sitté war sicher verbreitet, noch im Jahre 1902 begrub man mit einem ostjakischen Mann eine aus Birkenrinde ausgeashnittene Renntierfigur. 37 Man soil aber auch in Betracht ziehen, dali - gewili in anderer Form - kleine Tierfiguren auch in der iranischen Welt vorkommen (Nagornoe in der Ukraine, Szentes-Nagyhegy Grab 20, usw.). 38 Schlielilich erhebt sich der Verdacht, ob die schwierig inteфretierbaren Goldfolien einiger bekannter Hunnenfunde nicht zur diesem Kreis gehören (ich denke auch an sogenannte Goldbogenstreifungen). 39 Abgesehen von Interpretationschwierigkeiten, ist es kler; das Tierstatuettchen konnte nur im Laufe der Hunnenbewegung nach Pannonién gelangen. Damit ist auch die Datierung gesichert: 2. Drittel des 5. Jh. War der Junge dann eine Hunne? Mit dieser Frage kehren wir zum Buch Bóna' s zurück. Er hat sich genug damit bescháftigt, die ethnischen Zugehörigkeiten von Fundgruppen, Trachtelemente und Brauchtümer aufzuklâren (ein eigenes Kapitel ist der „entgotisierung"