Zalai Múzeum 6. (Zalaegerszeg, 1996)

Kern, Anton: Frühvölkerwanderungszeitliche Siedlungsobjekte aus Mannersdorf an der Marc, NÖ

Frühvölkerwanderungszeitliche Siedlungsobjekte aus Mannersdorf an der March, NÖ. 15 Kern, Anton: Frühvölkerwanderungszeitliche Siedlungsobjekte aus Mannersdorf an der March, NÖ. Fundort Die Katastralgemeinde Mannersdorf an der March liegt im östlichen Weinviertel, unmittelbar an der Gren­ze zur Slowakei (Abb.l). Die Ortschaft ist Teil der Marktgemeinde Angern/March, zu derén Einzugsgebiet auch der bekannte Fundort Stillfried an der March záhlt. Aus Mannersdorf selbst gibt es zahlreiche arena­ologische Hinterlassenschaften aus ur- wie frühge­schichtlichen Perioden, als bedeutendster Altfund gilt das bekannte germanische Brandgrab aus dem 1. Jh., das aber an einem anderen Fundplatz zu Tagé kam (ADLER 1977,13). Die neue Fundstelle erstreckt sich über mehrere Bau­parzellen und Acker direkt am Südende des Ortes, zwi­schen der Bundesstraíie 49 („Bernsteinstraüe'') und den Marchauen (Abb.2). Der am rechten Marchufer führen­de Löíirücken erhebt sich vom Auniveau in kurzer Distanz auf eine relative Höhe von ca 5-6 m. Schon in urgeschichtlicher Zeit lag diese Erhebung oberhalb der Hochwasserzone, was durch die ungestörten Siedlungs­befunde und die Dichte der Funde aufgezeigt wird. l Fundgeschichte lm Frühjahr 1993 wurden im Zugé mehrerer Keller­aushubarbeiten bei verschiedenen Hausneubauten zahl­reiche Gruben und andere Erdverfarbungen angeschnit­ten. Bei der von der Práhistorischen Abteilung des NHM durchgeführten Notgrabung auf den Parzellen 310/1 bis 9 konnten im folgenden Siedlungsobjekte aus dem mittleren Neolithikum, der frühen und spaten Bronzezeit, der Spátlaténezeit sowie aus der Völkerwan­derungszeit und der frühslawischen Siedlungsperiode freigelegt werden. In den frühbronzezeitlichen Zeitab­schnitt sind weiters ein Hockergrab und eine Grube mit den Skeletten von fünf Individuen zu stellen. Haus­bzw. Hüttengrundrisse stammen aus dem mittleren Neolithikum, aus der Spátlaténezeit (5 Hütten), der Völkerwanderungszeit (2 Objekte) und aus der früh­slawischen Siedlungsepoche. 2 Ein Töpferofen, durch Baggertatigkeit weitgehend zerstört, ist durch die Kera­mik in den spátkeltischen Zeitabschmtt zu datieren. An­dere Verfárbungen, wie diverse Pfostengruben und -grábehen können zeitlich nicht eingeordnet werden, sie stehen wahrscheinlich mit anderen Befunden in Zusam­menhang. Befunde: Fundstelle Strafle - Verfârbung 4 (Abb.3): Der Grundrifi dieses Objektes hat eine rechteckige, beinahe quadratische Form mit den Ausmaiien 4,8 m x 4,2 m. An der Südseite liegt ein vorgezogener, einge­tiefter Eingang, ca. 60 cm vorspringend und ca. 120 cm breit. Dieser Eingang ist nicht exakt in der Mitte ange­legt sondern leicht nach Westen versetzt. Die Schmal­seiten des Baues sind mit je drei Pfostengruben ausge­stattet, wobei in den beiden mittleren die Steher zum Tragen des Firstbalken ruhten; diese beiden Pfostengru­ben waren schon im ersten Planum als dunkle Verfár­bungen in leicht vorspringenden Ausbuchtungen zu er­kennen (Abb. 3a). Auf Planum 1 nahm eine bis zu 10 cm máchtige hell-rötlich-braune Verfárbung aus gebrann­tem Lehm nahezu 2/3 der Grundfláche ein. Sie war teil­weise stark durchsetzt mit holzkohlenartiger Erde, Holz- bzw. Kohlenstruktur war nicht mehr erhalten. Daii es sich bei dieser rötlichbraunen Brandverfárbung um die umgestürzte Westwand (Flechtwerkwand mit Lehmverstrich) handelt, kann wahrscheinlich ausgesch­lossen werden, andernfalls müfiten, bei gegebener gleicher Bauart, auch von den übrigen Wànden Reste erhalten sein. Eine andere Interpretation könnte diesen Befund als herabgestürzte Hüttendecke erkláren, die von der Konstruktion her áhnlich einer Hüttenwand auf­gebaut ist. Die Funde in der Brandzone waren, teilweise oder ganz, sekundár hell-rötlichbraun gebrannt. Die Verfüllung im östlichen Drittel bestand aus graubrauner Erde. Das Objekt lag ca. 60 cm unter der Humusober­kante und war selbst noch 15 bis 20 cm tief als Verfár­bung erhalten (Abb.4a). Die südöstliche Pfostengrube reichte von Planum 1 noch 50 cm in den Löfi und war 30 cm breit. dás mittlere Pfostenloch an der Ostseite

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