Zalai Múzeum 6. (Zalaegerszeg, 1996)

Steinklauber, Ulla: Bemerkungen zur Spätantike in der Steiermark

Bemerkwigen zur Spàtantike in der Steiermark 9 Steinklauber, Ulla: Bemerkungen zur Spàtantike in der Steiermark Wenn das Thema der Tagung in Traismauer „Problè­me zur Völkerwanderungszeit/Spatantike" lautet, so ha­bén wir in der Steiermark derer genug. Zur Zeit, und der Zustand kann sich standig andern, kennt man nur selvr wenige eindeutige Siedlungsplâtze, im allerwei­testen Sinn, aus der Zeit des 5. und 6. Jahrhunderts. G. Fuchs erstellte im Rahmen eines Landesaufnahme­projektes auch eine Liste spàtromischer/spàtantiker Fundstellen in der Steiermark. 1 Bei diesen Fundstellen handelt es sich oftmals um Siedlungs- (Höhensiedlun­gen, Villen in der Ebene, vici) und Begràbnisplàtze, die hauptsâchlich durch Funde aus anderen, früheren Zeiten bekannt sind. Dazu kommen noch gelegentliche Streufunde, die in Wirklichkeit keinerlei Riickschliisse auf Art des Fundplatzes zulassen. Villen und vici liegen meist in der Ebene oder am Talrand, die mndführenden Schichten beginnen meist mit der heutigen Oberflâche und wurden/werden durch Beackreung gestort. Dadurch ist von vorneherein über die spàten Phasen vvenig auszusagen. Unter dem Fundgut romerzeitlicher Villen, Villa von Löffelbach (Hartberg-Umgebung). Villa von Griinau (GroB-St. Flórian) findet sich immer mehr sogennanles 'spates' Material. 2 Das gilt auch fur nicht gcgrabene Villen (die nur durch Prospektion bekannte Villa von Södingberg, 3 deren aufgesammelte Oberflachenfunde GelMkeramik des 4. und 5. Jh. aufweisen. Ein romerzeitlicher Bauernhof in Stallhofen (bei Voitsberg) scheint vom 1. bis zum 5. Jh. durchgehend in Verwendung gestanden zu habén, 4 in seinem Erscheinungsbild ganz ahnlich den neuzeitlichen weststeirischen Bauernhâusern. In den vici von Kalsdorf und Gleisdorf 5 scheint sich aus dem Fundmaterial eine Besiedlung zumindest des spàten 4. Jh. abzuzeiclmen, wobei auch hier die oberen Straten weggeackert sind. Ein eindeutigerer Bemnd zeigt sich in Flavia Solva. Dort gibt es Keramikfunde aus einem ungestörten Fundzusammenhang, die sich ins spate 4. und 5. Jh. datieren lassen. 6 Einige der prahistorisch und römerzeitlich besiedel­ten Berge, Kugelstein bei Frihnleiten, Riegersburg bei Feldbach. Schloíibühel bei Gröbming, Franziskaner­kogel bei Maria Lankowitz, Heiliger Berg bei Bârnbach, Königsberg bei Brunn/Fehring, Wildoner Schlofiberg trugen vielleicht spàtantike Siedlungen oder Befesti­gungen. Die Funde, gelegentlich als Streu- oder Altfun­de auftretend, geben oftmals nur Hinweise darauf. 7 Im Jahr 1989 wurde am südlichen Stadtrand von Deutschlandsberg nach Abschluii einer Notgrabung in Hörbing/Keltenweg eine 'iibriggebliebene' aschige Verfarbung als Ofen, spâter dann als Töpferofen erkannt. 8 1990 wurde der Ofen (Abb. 1), der schon zur Halite freigelegt war, zu Ende gegraben. 9 Der mit vorgelegter Feuerung, etwa West-Ost orientierte Kuppelofen (mit Heizbereich ca. 2,70 x 2,20 m) war in den anstehenden Boden eingetieft. Die Holle bestand aus zwei in Làngsrichtung des ovalen Ofens parallel zueinander laufenden Heizkanàlen, die durch einen aus Bachgeróllen aufgefiihrten, mit Lehm verstrichenen Mittelsteg getrennt waren. Den seitlichen Ofenwan­dungen folgend und an sie angelehnt befanden sich zwei weitere aus Flufisteinen errichtete lehmverstrichene Stege. Durch die beiden Kanàle zog die heifte Luft über eine eher unübliche Tenne in den Brennraum: Die Tenne bestand aus grófién Gefafikeramikbruchstücken, von ganzen. Willentlich zerschlagenen Gefâfien, nebeneinander gelegt über die Heizkanále. Diese waren gegen die Feuerung hin mit aufrechtgestellten grófién Schcrben gegen zu grofie Hitzeeinwirkung abgeschirmt, ein Hinweis darairf, dali der Ofen auf reduzierendes Brennen angelegt war. Der Brennraum war von einer hauptsâchlich aus Bachgeróllen bestehenden Kuppel überwölbt. möglicherweise auch der vordere Teil des Heizbereichs, der Schürhals lag unterirdisch im gewachsenen Boden. Die Hitze im Brennraum wurde zudem mittels einer groften Steinplatte reguliert, die über einer Öffnung wohl am Scheitel der Kuppel lag, durch die auch der Ofen mit dem Brenngut beschickt wurde. Von diesem Brenngut selbst war gar nichts vorhanden, der Ofen wurde nach der letzten Benutzung vollkommen ausgeráumt und gesáubert, als sollte er wiederverwendet werden. Gelegen an einem Altarm der Lalinitz wurde er vielleicht bei einer Überschwemmung zerstört. Die im Ofen befindliche Holzkohle hat ein kalibriertes Radiokohlenstoffalter zwischen 540 bis 620.'° Von einer deutlich falibaren spátantiken Siedlung im Bereich von Deutschlandsberg ist nichts bekannt, in der Nahe des Ofens wurden gelegentlich spate Keramikfragmente unter den Streufunden festgestellt. Im Jahr 1991 wurden vom Bundesdenkmalamt durch grofiangelegte Bauvorhaben nötig gewordene Grabun-

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