Zalai Múzeum 6. (Zalaegerszeg, 1996)

Steinklauber, Ulla: Bemerkungen zur Spätantike in der Steiermark

10 Steinklauber, U lia gen auf dem Frauenberg bei Leibnitz begonnen. Der Frauenberg, am Westrand des Leibnitzer Feldes gelegcn, durch eincn Sattel getrcnnt vom Seggauberg, der das weithin sichtbare bischöfliche Schloli tragt ist den Funden nach zumindest seit dem Neolithikum begangen. Die ersten sicheren Siedlungsnachweise gehören in die Urnenfelderzeit und laufen mit mehr oder minder kurzen Zasuren bis ins Mittelalter. In drei Grabungskampagnen in den Frühjahrs- und Sommermonaten 11 wurden auf den sogenannten Perl-/Stadlackern auf einer siidlich untcrhalb der Kirche gelegenen Terrasse eine Reihe spatantiker Graber aus der Zeit des spaten 4. Jh. bis wohl ins 6. Jh.. freigelegt. Dièse Terrasse wurde 1953 schon von W Modrijan mittels einiger weniger Suchschnitte oberflachlich untersucht. ' 2 Dabei kamen Reste ciner römerzeitlichen Verbauung-Mauerausrifigrabern und die untersten Mauerfundamente- und Körpergraber mit gclcgent­lichen Beigaben zutage. Dicse ersten Befunde wurden durch unsere Arbeiten bestatigt und erweitert. Die obengenannte Terrasse wird an ihrer Ostseite von cinem vom Tal herauffuhrenden Weg, der iiber den Berg auf der anderen Seite wieder hinunterfiihrt, beglcitet. diescr Weg ist schon seit prahistorischen Zeiten begangen. An der Westseilc wird die Terrasse von einer Anfang der siebzigcr Jahrc angelegtcn Gemeindestralie zum Tcil durchschnittcn. Damais hatte E. Staudinger siebcn angerissene Graber. darunter audi Steinkistcn und Sarkophage, festgestcllt und dokumentiert. 13 Die Arbeiten des Bundesdenkmalamtes erstrcckten sich auf drei Bauparzellcn in der Grölie von je ctwa 500 bis 600 m 2 . Es wurden audi hier die untersten Schichten der römerzeitlichen Verbauung angetroffen, ca. 30 cm unter dem heutigen Humus, der Tiefe eines altmo­discheren Pflugcs. Von aufgehenden Mauern, Böden eines Gehnivcaus war nichts mehr vorhanden. Zudem fielen die Kalksteine, gebrochen im nahegelegenen Römersteinbruch von Aflenz, aus dem audi Flavia Solva das Baumaterial bezog. schon dem antiken Stein­raub zum Opfer. Zwei nicht miteinander verbundene Raume, von den ungefahren Malien 4x4 m, waren ausgestattet mit Hypokaustheizung, polychrom bemalten Wanden, einer der Raume, möglichervvcise zu einem Baderbereich gehörig, war mit Stuckgesimsen (drei­reihigem Eierstab) versehen. Diese Villa, nennen wir sie villa suburbana, zeigt wahrscheinlich zwei Bauphasen, das gros des Keramikmaterials gehört ins 1. und 2. Jh.; und irgendwann danach wurde sie verlassen. Anschei­nend noch knapp vor den manifest werdenden Beun­ruhigungen Noricums um 400 hat man sich wieder auf den Berg zuriickgezogen. In diese Zeit falit auch der Steinraub, auf dem Berg tauchen riesige Architek­turstiicke vom Tempel (den Tampeln?) als Spolien in wahrscheinlich spâtantiken Befestigungsanlagen auf. 14 Die geplünderte Ruinenstâtte aulierhalb der Siedlung auf der eher ebenen Terrasse wurde Begrabnisplatz. Bisher wurden insgesamt, mit den von W. Modrijan, G. Fuchs und D. Kramer geborgenen, 15 182 Gràber, ausschlielilich Körpergraber, festgestellt. Die Orien­tiemng der Gráber ist vollkommen uneinheitlich, ja durcheinander. Knapp übereinanderliegende Bestat­tungen können in ihrer Ausrichtung stark divergieren (Abb. 2). Spatere Grablegungen stören oft die alteren, sodali die Frage naheliegt wie lange ein Grab iiberhaupt betreut wurde und bekannt war, und wie es oberflàchlich gekennzeichnet wurde. Die Grabformen reichen von einfachen Erdschachten, iiber mehr oder weniger sorgfaltige Steinumstellungen des Toten, Ziegelplatten-, Steinplattengraber (Abb. 3) zu Stein­kisten und Sarkophagen. Die beim Straftenbau ange­rissenen und von E. Staudinger aufgenommenen Gra­ber und Sarkophage sind nich nocht mitberiicksichtigt, ohne sie habén wir zur Zeit zwei Steinkisten und einen Sarkophag: Grab F 19: In der Steinkiste (0,65 x 0,35 m), abgedeckt von einer Schieferplatte, befand sich eine Sckundarbestattung eines Erwachsenen. Der Schâdel war mil der Deckc nach unten von Wirbeln unterstellt und verkeilt. das gesamte Skclett sauberlich, Knochen dicht an dicht, hineingeschlichtet. An der einen Schmalscite der Kiste. an der auch der Schadel lag, war willentlich eine Durchbohrung angebracht worden. Dicse ist wohl als Seelenloch zu bezeichnen. Grab F 142: Die durch das Pfliigen an einer Langsseite stark in Mitleidenschaft gezogene Steinkiste (1,28 x 0,54 x 0,31 m, ohne Abdeckung) enthielt aulier einem Kieferbruch­stiick mit einem Milchzahn. einem Armfragment und einem kleinen Teil eines sehr zarten Bronzearmreifens nichts mehr. Es ist anzunehmen, dali darin ein Kind bestattet war. Grab F 150 und F 166: Der Steinsarkophag (2 x 0,75 x 0,58 m, Abb. 4), zusammengestellt und vermörtelt aus mehreren machtigeren Spolien hatte keine Abdeckplatte (mehr). Zuerst sah es so aus, als ware seine Bestattung schon gestört, bronzene Schmuckfragmente und ein Glasbruchstiick fanden sich in der Erdverfullung. Dann traf man auf eine Glasflasche, im weiteren auf einen kalottenförmigen Glasbecher und die beiden Bestattun­gen. Da noch keine anthropologischen Untersuchung­sergebnisse vorliegen, 16 ist nur zu vermutén, dali es sich bei dem primâr niedergelegten Toten um eine Frau handelt, deren Knochen bei der Grablegung des Kindes zur Seite geraumt wurden. An Beigaben aulier den Glasgefaflen fand man Glasperlen und -fragmente im Schadelbereich des Kindes, am Unterschenkel des Erwachsenen eine bronzene Schlielie einer Halskette. Die meisten der bestatteten Individuen lagen aus­gestreckt am Riicken, die Arme gerade neben dem Körper oder, hàufiger, auf dem Körper, im Oberkörper­oder Beckenbereich iiberkreuzt, im allgemeinen eine sehr platzsparende Haltung. Zur Zeit haben wir 22

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