Zalai Múzeum 5. (Zalaegerszeg, 1994)

Bondár Mária: Eine frühbronzezeitliche Siedlung in Börzönce, Komitat Zala (Vorbericht)

Eine frühbronzezeitliche Siedlung in Börzönce, Komitat Zala (Vorbericht) 11 Ein ebenfalls seltenes Stuck ist das tönerne Gufimuster, das zum Giefien irgend einer Nadelart gedient habén dürf­te. Es ist auch deshalb ein wichtiger Fund, weil die zum GuB verwendeten Formen meist aus bestándigerem Material, z.B. aus Stein gefertigt wurden und tönerne GuBmuster nur sehr wenige bekannt sind. Ein àhnliches Stück publiziert Durman vom Fundort Debelo brdo (DURMAN 1983, Taf. 5. 6). Und schlieBlich machten wir noch zwei weitere, höchst intéressante Funde: das Fragment eines aus Ton gefertig­ten Wagenmodells (BONDÁR 1990) und ein völlig unver­sehrtes Idol. Bei dem Wagenmodell handelt es sich um ein nachlássig ausgeführtes Stück, von dem das untere Teil des sog. Wagenkastens mit der Stelle der Achsen erhalten blieb. Seine Lange ist 5,4 cm, seine Breite 3,9 bzw. 3,2 cm, die Höhe des Fragments 1,6 cm. Unter den beiden kürzeren Seiten markiért eine Lángsbohrung die Stelle der Achsen. Der Boden des Wagenkastens ist reichlich asymmetrisch, obwohl die Stellen der Achsen in gleicher Höhe Hegen. An einer der Langs- und einer der kürzeren Seiten des erhalten gebliebenen Fragments befmdet sich eine nicht fortlaufende, eingeritzte Linie. Nichts an dem Modell deu­tet darauf hin, aus welchem Material das wirklich benutzte, als Muster für die Wagenskulptur gediente Gefahrt ursprünglich bestand. Ebenso fehlt auch die Mar­kierung einer Wagendeichsel. Das kleine Modell kam ohne besonderen Zusammenhang am Boden der Grube zum Vorschein. Unter den Überresten dreier Wagenráder, die wir im selben Objekt fanden, könnte das eine aufgrund seiner Proportionen ursprünglich zu dem Wagenmodell gehört habén, so daB wir es auch bei der Rekonstruktion verwendeten. Die kompakté, einfache, unverzierte Aus­führung unserer Wagenplastik laBt vermutén, daB damit ein Holzwagen nachgeahmt wurde, der mit seinen zusam­men mit der Achse rotierenden kompaktén Holzrádern in die Kategorie der schweren Wagen einzuordnen ist. Die Anbringung der Râder an der Achse deutet auf eine kegelartige Formung der Ràder hin. An dem Wagenfrag­ment lassen sich keinerlei Anzeichen finden, aus denen darauf zu schlieBen ware, auf welche Art und Weise er gezogen wurde. Wahrscheinlich zogen den original wagen Rinder, wie es in der Kategorie der schweren Wagen all­gemein üblich war. Obwohl er sich durch die zusammen mit den Rádern rotierende Achse nur langsam bewegte, viel Platz zum Wenden benötigte, stellte er im alltáglichen Lében seiner Benutzer dennoch eine Erleichterung dar, sowohl für das Reisen, als auch für Warenlieferungen. Wir kennen seine Analogien aus demselben Zeitalter vom Gebiet des heutigen Rumámien (BICHIR 1964, fig. 1; PETRESCU-DIMBOVITA 1974, fig. 2). Eigenartiger­weise ist zwischen Börzönce und Rumánien nur aus der Hatvaner Kultur ein Wagenmodell der frühen Bronzezeit bekannt (KALICZ 1968, Taf. CXIII. 8). Das Exemplar aus Börzönce kam in einer Abfallgrube zum Vorschein, nichts deutet auf seine eventuell auBeror­dentliche Funktion hin. Unserer Ansicht nach war der Wa­gen in der Frühbronzezeit ein Teil des alltáglichen Lebens, wurde im Verkehr und für Lieferungen verwendet. Unser frühbronzezeitliches Wagenmodell ist auch deshalb eine bedeutsames Stück, weil es zwischen den spátkupferzeit­lichen Exemplaren von Budakalász und Szigetszentmárton sowie den aus der mittleren Bronzezeit bekannten Stücken gegenwártig jenes Bindeglied bedeutet, das bisher zwischen Spátkupferzeit und mittlerer Bronzezeit gefehlt hat. Seine Existenz beweist, daB der Wagen auch in der Frühbronzezeit nicht unbekannt war. Das andere, bereits erwáhnte Einzelstück ist ein Frauenidol. Seine Höhe betragt 7 cm, der Kopf erinnert an ein Dreick, ist leicht nach hinten geworfen. Am Hinter­kopf dürfte sein Fertiger einen Haarknoten oder ein Tuch angedeutet habén. Das Idol trug ein langes, bis zur Erde reichendes Gewand. Der frauliche Charakter wird durch Darstellung des Busens eindeutig unterstrichen. Ihr Gesicht wurde nachlássig ausgeführt, die GröBe ihrer Nase aber ist auffallig. Die Augen sind nur schwach durch je eine Einritzung angedeutet, so als trüge sie eine Maske oder einen Schleier. Ihre ausgebreiteten Arme bilden zwei kleine Tonstiicke, die eher an Knubben erinnern. Das Material der Statuette ist vollkommen identisch mit dem Material der mit Kiesein, Quarzit gemagerten GefàBe. Ihr typisch nach hinten geworfener Kopf, ihre Ausarbeitung weisen auf südliche Kontakté (Balkan, Anatolien) hin. Eine genaue Analogie fand ich nicht dazu, dennoch ist es ein wichtiges Stuck, da den zahlreichen Idolplastiken der Spátkupferzeit und mittleren Bronzezeit nun auch die Somogy vár—Vinkovci-Kultur zugeordnet werden kann. *** Das vorgestellte Fundgut ist — wie bereits des öfteren erwàhnt — mit der Somogyvár—Vinkovci-Kultur zu ver­binden. Der Begriff der Somogy vár—Vinkovci-Kultur und ihre Erforschung kann auf eine verhâltnismàBig kurze Vergan­genheit, einen Zeitraum von kaum dreiBig Jahren zuriick­blicken. Wie bekannt, hatte als erster István Bona die Kul­tur separiert und seine Funde veröffentlicht (BONA 1965), damais noch unter der Benennung Gruppé Somogyvár. Fast gleichzeitig mit seiner Arbeit erschien die Studie von Dimitrijevic über àhnliche Funde in Jugos­lawien (DIMITRIJEVIC 1966). Die Ausgrabungen, die von Dimitrijevic in Vinkovci geführt wurden, klârten auf stratigraphischer Basis die chronologischen Rahmen der Vinkovci-Kultur und ermöglichten derén innere Gliederung (DIMITRIJEVIC 1966, TASIC 1968,

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