Zalai Múzeum 4. (Zalaegerszeg, 1992)

Moačanin, Nenad: Verwaltungsgeschichte Mittelslawonies als Bestandteil des eyâlets Kanizsa

ZALAI MÚZEUM 4. 1992 Moacanin, Nenad: Verwaltungsgeschichte Mittelslawoniens als Bestandteil des eyâlets Kanizsa Unter den kleineren Verwaltungseinheiten des eyâlets Kanizsa befand sich wâhrend seines Bestehens auch der sancak Pozega, der etwa 2/3 des heutigen Slawoniens um­fasste. Die Beziehungen der untergeordneten zur über­geordneten Instonz waren aber in diesem Fali überhaupt nicht geklárt und konfliktfrei, besonders in der ersten Hálfte des 17. Jahrhundert. Schon um das Jahr 1595/96 hat man versucht, ein neues eyâlet zu grundén, dass aus den sancaks beiderseits der Drau bestehen sollte, mit Szigetvár als Sitz des beyler­beyi. 1 Jedoch waren die meisten örtlichen Machtfaktoren in diesen Gebieten für eine solche Lösung wenig be­geistert (nur Mohács war bereitwillig, Gehorsam zu leisten), und das Projekt wurde vorláufig aufgegeben. lm Jahr 1600 aber kam das eyâlet Kanizsa zustande, dem bis zum Ende der osmanischen Herrschaft in Pannonién Poze­ga gehörte. Nach einer náheren Untersuchung der Quellén hat sich aber herausgestellt, dass der Pascha von Kanizsa in der Tat seine Oberhoheit über Pozega sehr oft mit dem Statthalter von Bosnien teilen musste, oder sie ihm sogar überliess. Dazu gibt es genug Beweise in verschiedenarti­gen Quellén, besonders aus der ersten Hâlfte des 17. Jahrhundert. Zunáchst möchte ich auf die Frage der eigentlichen ver­waltungspolitischen Lage des eyâlets Kanizsa selbst auf­merksam machen. Nach Hammer 2 wurde die erste Statt­halterschaft dem Teryaqi Hasan Pascha verliehen, ,,mit Zuschlagung von Szigeth, Essek (=Pozega, N. M.), Sik­lós und Fünfkirchen als Gerstengeld". Solch eine Aussage dürfte man kaum als Bestandsaufnahme einer regelrechten Provinz annehmen. lm Münchener Exemplar der "Qavânîn-i âl-i 'Osman von 'Ayn-i 'Ali aus dem Jahr 1607 3 ist Pozega im Rahmen des eyâlet Bosnien erwáhnt und, noch beachtenswerter, Kanizsa selbst ein ziemlich unerwarteter Status zugewie­sen. Auf fol. 44r erscheint Kanizsa (zusammen mit einer Anzahl nichteuropáischen Provinzen, sowie Eger/Erlau und Silistre) unter den eyâlets mit salyane. Zwar mögen diese Zeilen in der Handschrift — wie es scheint — von einer anderen Hand stammen, die sie als Schlussbemer­kung dem schon vollendeten Text zugeschlagen hâtte. Das aber ândert nichts an der Tatsache, dass wir hier ernsthaft mit der Möglichkeit einer recht eigenartiger Ordnung rechnen müssen. Dementsprechend wàren auf dem Gebiet der Provinz die Truppén mit festem Sold aus lokálén Staatseinkünften besoldet worden (und zwar durch die Be­hörden in Kanizsa), wáhrend die Timar- und Zeametbesit­zer die ihnen zustândigen Abgaben als Überweisungen seitens anderer Behörden (z.B. derjenigen in Bosnien) erhalten hátten. Dazu möchte ich einen Satz aus dem sonst gut bekannten venezianischen Bericht über militârischem Zustand im bosnischen eyâlet aus dem Jahr 1626 zitieren: „Questosangiacatodi Pozega (...) è sottoposto al Bassa di Bosna, dal quale ricevono il pagamento, et apresso di lui stano li conti, spai e zain, sono perö li medemi obligati ubidire al Bassa di Canisa e prestar il servitio dove da esso vengono impiegati". 4 Die náchste Nachricht über die verwaltungspolitische Lage Pozegas stammt aus dem Jahr 1611, damais aber aus dem osmanischen Bereich. Zu jener Zeit meuterten die Truppén wegen des Soldes den sie weiterhin nicht aus der Staatskasse in Kanizsa erhalten wollten, sondern wieder aus der bosnischen. 5 Die Staatsgewalt musste zurück­weichen, und der sancak war nochmals Bosnien ein­gegliedert. Wie aus dem obengenannten Zitát ersichtlich ist, wurde nach ein paar Jahren der alté Zustand wieder­hergestellt, jedoch ohne Pozega vollstándig aus dem Gefüge der bosnischen Statthalterschaft herauszulösen. In welchem Grad ist man berechtigt, eine ahnliche Lage für die sancaks auf dem linken Drauufer vorauszusetzen, weiss ich nicht. Jedenfalls ist es wohlbekannt, dass der Wesir zu Buda weitreichende Befugnisse im ganzen pan­nonischen und westbalkanischen Raum gehabt hat. Deshalb ist es kaum erstaunlich, dass in den eyâlet - und sancaklisten die Statthalterschaft Kanizsa so oft in einer derjenigen von Buda sehr untergeordneten Lage erscheint, und dazu noch sancaklos. Allem Anschein nach ist damit auch die Frühgeschichte des eyâlets Eger/Erlau ver­gleichbar. Übrigens spricht eine grosse Anzahl von Quellén sehr

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