Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)

Mader, Brigitta: Die frühmittelalterliche Fundsituation in Friaul (Aspekte zur slawischen Siedlungschronologie)

42 Mader, Brigitta 632 f.) der âlteren Phase der Köttlacher Kultur von der zweiten Hâlfte des 8. Jhs. bis Mitte des 9. Jhs. angehören, von GIESLER (1980,85 ff.) jedoch zum Vorköttlach-Ho­rizont, den er erst in die Mitte des 9. Jhs. stellt, gerechnet werden, mit den fur Friaul vorliegenden friihmittelalterli­chen Funden, die in der italienischen Terminologie unter dem weitgefassten Begriff „altomedievale", der den Zeit­raum vom Fall des Impérium Romanum bis zum 10. Jh. umspannt, fallen, zeigt jedoch in Hinblick auf mögliche slawische Spuren nur recht bescheidene Resultate. Es kann namlich in diesem Zusammenhang lediglich ein Тур, und zwar jener des einfachen Schláfenringes aus Bronzedraht mit 3 Schlaufen am Bogengrund in Betracht gezogen werden. Leider aber sind derartige Kopfschmuck­ringe, sieht man von Muggia Vecchia bei Triest, das heu­te zur Region Friaul gehört, im Grundé aber schon zu Ist­rien zahlt, ab, nur an 4 Stellen, nâmlich in Gorizia, Godo bei Gemona, Pradamano im Síiden von Udine und Invillino be­kannt. Darüber hinaus stammt einzig das Exemplar von In­villino aus langjahrigen, systematischen Grabungen im Be­reich der Burganlage am Monte Santino, wo es sich in einem Grab einer innerhalb der Kastellmauern angelegten Friedhofsanlagedes 8. Jhs. fand (FINGERLIN, GARBSCH, WERNER 1968,122 u. Fig. 6/23). Die anderen 5 Schlàfenringe traten hingegen zufállig zu Tagé. In Godo 1876 als Streufund (BROZZI1963,70 und 1989, 57 f.), in Gorizia, mündlichen Überlieferungen zu­folge, angeblich in zwei Gràbern in unmittelbarer Nâhe der Stadt (KOROSEC 1956, 462 und Taf. II; SVOUSAK­KNIEIC 1976, 21 und Taf. 11/1—4; BROZZI 1989, 68) und in Pradamano 1987 anlásslich einer Notgrabung, wo­bei in ca. 1 m Tiefe 19 Gráber, die vorwiegend spátrömi­sches Material enthielten, aufgedeckt wurden (BUORA 1988, 387 f). Aus der bereits erwáhnten, an Beigaben eher armen und in autochton-romanische Richtung deutenden Nekropole von Invillino (BROZZI 1989, 55 f. u. Abb. 10/8) stammt auch ein OhrgehángeausEisen, das seiner Form undpunkt­förmigen Verzierung nach an die geschmiedeten, halb­mondförmigen Ohrringe aus Mossa, Andrazza, Luincis und Clavais erinnert, die üblicherweise ebenfalls ins 8. Jh. datiert werden. SRIBAR sieht in diesen Ohrgehángen, die er als slowenisch anspricht, eine typologische Sondergrup­pe (Gruppé E im Katalog der Ausstellung „Der Karanta­nisch-Köttlacher Kulturkreis" und bei SRIBAR 1976,462 ff.), die an âhnliche Beispiele aus Kârnten, Krain, der Stei­ermark, dem slowenischen Küstenland und Istrien an­knüpft und den Ausgangspunkt zur Entstehung und Ent­wicklung der spáteren klassischen Köttlacher Lunulaohr­gehânge bildet (SRIB AR 1976,480, u. 1973,110 ff). Auch V. STARE (1983,505) stellt die genannten Ohrringe in die Übergangszeit zur Karantanisch-Kötüacher Kultur, also ins 8. Jh., und vermutét, wieauch$RIB AR (1974,477), Zu­sammenhánge mit 774, dem Fali des Langobardenreiches und der damit verbundenen Eingliederung Friauls ins Fran­kenreich, unter dessen Oberherrschaft auch Karantanien wenige Jahre spáter (788) durch den Sturz der Agilolfinger kara. Vergegenwârtigen wir uns jedoch wieder die Umstande, unter denen diese ohnehin kargen Funde getatigt wurden: 1880 trat in Luincis zufállig eine W— О orientierte, weibliche Bestattung mit einem Paar Bronzeohrringe zu Tagé (BROZZI 163,68 und 1989,53 u. Taf. 10/1; SRIBAR 1973,110 ff u. Taf. 2/3, SRIBAR— STARE 1974,462 ff. u.Taf. 1/3), imbenachbarten Clavais wurden 1897 anlásslich von Feldarbeiten in ca. 90 cm Tiefe zahlreiche ebenfalls W— О orientierte Skelette aufgedeckt, wobei eine Bestat­tung ein weiteresPaarLunulaohrgehange erbrachte (BROZ­ZI 1963,70 und 1989, 32,35 u. Taf. 10/2; SRIBAR 1973, 114 ff, u. Taf. 2/1 und SRIBAR— STARE 1974,462 ff. u. Taf. 1/1) und in Andrazza am Ursprung des Tagliamento stiess man wieder zufállig 1890 auf ein Grab, das neben einer kleinen, durchlochten Scheibe, möglicherweise einer Münze als Anhánger, und einer Nadel, einen mitPünktchen und einer Zick-Zacklinie verzierten Lunulaohrring, von dem nur mehr eine Fotographie existiert, enthielt (BROZ­ZI 1963,70 und 1989, 32 ff. u. Taf. 10/3; SRIBAR 1973, 111 ff. u. Taf. 2/2; SRIBAR— STARE 1974,462 ff. u. Taf. 1/2). Hier angeschlossene Grabungen ergaben weitere Be­stattungen mit autochton-romanischem und langobardi­schem Material (BROZZI 1981,62 und 1989,54 f.; BIER­BRAUER1986,293 f.). Der Lunulaohrring aus Mossa, un­weit von Gorizia, der 1960 ebenfalls in romanisch—lango­bardischem Milieu zum Vorschein kam, stellt wieder einen Zufallsfunddar (BROZZI 1963,68ff.,$RIBAR 1973,111 ff. u. Taf. 2/4). Trotzdem aber veranlassten gerade diese Funde die slo­wenische Forschung zur Annahme einer álteren, ins 8. Jh. zu setzenden, slawischen Siedlungsschicht im nördlichen Friaul (Karnien) und die Ohrringe von Mossa und Buja süd­lich von Gemona, wo SRIBARs (1987,309) Angaben zu­folge in jüngster Zeit ein weiteres Exemplar dieser ge­schmiedeten Halbmondohrringe anlásslich von Notgra­bungen infolge des Erdbebens von 1976 im Bereich der Kirche San Lorenzo in Monte gefunden wurde (MENIS 1982, 17 ff.), werden in Zusammenhang mit dem soge­nannten Langobardischen Limes und einer ersten noch in langobardische Zeit zurückgehende slawische Besiedlung, die den Osten Friauls erfasste, gesehen (SRIBAR 1974, 481 und 1984—85, 55 f.; GRAFENAUER 1987,5 f.). Angesichts der vorliegenden archáologischen Situation und in der Hoffnung auf planmássige Grabungen scheint es mir im Moment aber sinnvoller den Ausführungen des slo­wenischen Historikers PLETERSKI zu folgen, der das lan­gobardisch—slawische Verháltnis eher friedlich sieht, auf­grund der topographischen Gegebenheiten — jeder kann sich selbst vom unwegsam gebirgigen Ostrand Friauls überzeugen — nur wenig Kontakté vermutét und erst ab Beginn des 9. Jhs., nachdem auch Istrien dem Frankenreich angehörte, mit slawischen Ansiedlungen in Friaul und Ist­rien rechnet (PLETERSKI 1985, 351 ff.). Demnach hàtte es kaum die Notwendigkeit einer befe­stigten Militárgrenze gegen diebenachbarten Slawen gége-

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