Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)

Staňa, Čeněk: Einige Bemerkungen zum Fortleben der grossmährischen Burgwälle im 10. Jahrhundert

96 Stana, Cenek: durch Mittel- und neuzeitliche Besiedlung stark gestört Staré Zámky in Brno —Líseft und der Burgwall in den Fluren Holzwiese und Schanze in Thunau wurden in der ersten Hâlfte des 11. Jahrhunderts fur dauernd verlassen. Archâologische Ausgrabungen belegten auf beiden dieser Fundpiatze gut vergleichbare Situationen im Terrain und auch mehrere mobile Denkmàler entwickelten sich gleich­laufend. Man kann deutlich iibereinstimmende sowie auch unterschiedlicheElemente in der materiellen Kultur beider Fundorte verfolgen. Die parallelen Typen spiegeln die gleiche wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung wider, Unterschiede deuten verschiedene Beziehungen zum grossmâhrischen Zentrum und imgleiche Kontakté nach aussen an. Starke Einfliisse von Westen sind vor allem im exponierten Kamptal zu sehen. Die Frankén und die Bayern iibten schon vom 9. Jahrhundert einen starken Machtdruck auf dieses Gebiet aus. Demgegeniiber drangen die Böhmen erst im letzten Drittel des 10. Jahrhunderts in die В runner Gegend vor. Keiner der drei genannten Provinzialburg­wállen kann den Zentren im Marchtal in Bezug auf Reichtum, Besiedlungsdichte und Anzahl der umliegenden zugehorigen Siedlungen verglichen werden. Dennoch weisen diese Fundpiatze gewisse gemeinsame Ziige, die Siedlungen des stadtahnlichen Typs im friihen Mittelalter vereinigen, auf; nàmlich, ihre befestigte und besiedelte Fláche ist grosser als 4 ha und mindestens in zwei Teile, in die Innenburg und die Vorburg gegliedert Relatív inten­sive Besiedlung kann man in einer Stratigraphie mit mehreren Siedlungsschichten verfolgen. Auch umzaunte Herrensitze und Kirchen stellen im 9. Jahrhundert einen Bestandteil der meisten stadtahnlichen Zentren vor, die aber nicht nur fur diesen Siedlungstyp charakteristisch sind. Für das Erkennen der Entwicklung im màhrisch-nie­derösterreichischen Teil des ehemaligen Kernes Grossmahrens im 10. Jahrhundert liefern gerade die Burgwalle in Gars —Thunau und in Brno —Líseft eindeu­tige Belege und zwar nicht nur fur die Fortsetzung der Besiedlung, sondera auch fur das Fortbestehen der stadtahnlichen Funktion beider Lokalitaten nach dem Untergang der grossmâhrischen Zentralmacht. Zu den grundsatzlichen Ànderungen am Anfang des 10. Jahrhun­derts auf dem Burgwall in Bmo —Líseft muss man fol­gendes erwahnen: der Herrensitz an der höchsten Stelle der Spornanlage sowie auch ein aus Stein und Mortel gemau­erter Bau, höchstwahrscheinlich eine Kirche, aus dem 9. Jahrhundert wurden vernichtet und nicht erneuert. Im 10. Jahrhundert wurde nach der Vernichtung des grossmâhri­schen Innenburgwalls eine neue befestigte Anlage auf einem kleineren, höher gelegenen westlichen Teil des Sporns errichtet. Die neue Quermauer wurde aus Holz und Stein erbauL Ein Graben wurde vor der Mauer auf der östlichen Seite eingetieft. Von den vernichteten Objekten ist beson­ders bemerkenswert die hypothetische Kirche. Steine mit Mortel aus diesem Bau wurden in der neu errichteten Befestigung beniitzL Das bedeutet, dass die Kirche nicht erneuert wurde. Man kann gegebenfalls annehmen, dass hier, d.h. auf dem Burgwall Staré Zámky in Brno —Líseft, das Christentum im 9. Jahrhundert ziemlich wenig tief Wurzeln fasste. Festen Boden betreten wir bei der Untersuchung der Gemeinsamkeiten bei den archâologischen Funden, in der materiellen Kultur. Unsere Forschung wird einerseits durch die gleiche archâologische Méthode bei der Fundbearbei­tung, die unabhângig von der technischen Ausriistung der einzelnen Forschungsinstitute ist, zusammengehalten, andererseits durch die Art der Befundung bei den Ausgra­bungen und der Bearbeitung der Funde besonders in Ver­bindung mit der Siedlungsstratigraphie. Im breiten Spektrum der Funde spielt in der Siedlungsforschung die Keramik eine ausserordentliche Rolle und zwar wegen ihrer Menge und ihrer besonderen Aufgabe bei der Herausbildung der Stratigraphie der Siedlungshorizonte auf den Burgwállen sowie auch auf den offenen Siedlungen in verschiedenen Gebieten. Die Herstellung der friihmittelalterlichen Tongerasse wurde in unseren Lândern schon ab dem 8. Jahrhundert immer hâufiger in Topferwerkstâtten konzentriert, welche spezifische Produkte erzeugten. So entstanden die leitenden keramischen Typen, die uns heute als Richtschnur dienen können; zuerst fur eine relative Chronologie, dann in manchen fallen sogar fur die absolute Zeiteinreihung der Siedlungs- eventuell auch Fundhorizonte. Im Sinne jetzt genannter Erwâgungen erlauben sie mir, bitte, einen kurzen konkréten Beitrag fur unsere máhrisch­niederösterreichische Zusammenarbeit bei der Lösung des Problems des Fortlebens unserer Hohenburgwàlle im 10. Jahrhundert vorzulegen. Er betrifft die Entwicklung der Keramik im 10. Jahrhundert auf dem В urgwall Staré Zámky in Brno —Líseft. Vernichtung und neue Errichtung der Befestigung an der Wende des 9. zum 10. Jahrhundert ermöglichte zwei relatív verwandte Gruppén der Gefâsse zu unterscheiden, die schon im Jahre 1960 publiziert wor­den sind (Stana 1960). Die altère Gruppe wurde in der zweiten Hâlfte des 9. Jahrhunderts in einer Töpferei pro­duziert, die jiingere in einer anderen Werkstatt am Anfang des 10. Jahrhunderts. Gegen Mitte des 10. Jahrhunderts erschien auf unserem Burgwall die nâchste keramische Gruppe, die wieder in einer Töpferei hergestellt wurde. Die Gefâsse hatten eine helle, ockergelbe Farbe, Lösston, ent­hielten Sandmagerung, rauh anzufuhlende Oberflàche und hatten Tonaussehen. Das Hauptverzierungsmotiv waren Kammeinstiche unter dem Mundsaum, Wellenbânder, Li­nienbànder oder einzelne Linien (Abb. 1.). Zum Unter­schied von Grundtypen der vorhergehenden Horizonté ist es möglich, in dieser Gruppe eine Formenentwicklung von einfachen, S-förmigen Profilén, über Absetzung des Ran­des zur plastischen vertikalen Gliederung der Wánde zu verfolgen. Áhnliche Keramik befindet sich auch auf man­chen Dorfansiedlungen in Máhren, sodass die Möglichkeit gégében ist verlâsslich einen nachgrossmáhrischen Be­siedlungshorizont festlegen. Die stratigraphischen Beobachtungen auf dem Burgwall in Brno —Lisen zeigten eindeutig, dass die Graphitkeramik

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