Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)
Staňa, Čeněk: Einige Bemerkungen zum Fortleben der grossmährischen Burgwälle im 10. Jahrhundert
Einige Bemerkungen zum Fortleben der grossmàhrischen Burgwàlle im 10. Jahrhundert 97 dort erst ab dem Anfang des 10. Jahrhunderts auftrat und zwar zum erstenmal in den halbeingetieften Erdhiitten mit Steinofen in der Ecke, die ungefâhr in einer Reine entlang der neu erbauten Quermauer mit Graben standén (Stafta 1960). Die âltesten Gefâsse mitGraphit unterschieden sich nicht in der Form von denen ohne Graphit. Sie hatten manchmal eher altertiimlichen Charakter. Einfache Formen blieben neben den fortgeschrittenen bis zum Ende des 10. Jahrhunderts. In der zweiten Halfte, beziehungsweise im letzten Drittel des 10. Jahrhunderts dominierte die Graphitkeramik auf dieser Lokalitàt. Fast eine exakte chronologische Eingliederung dieser spâten keramischen Horizonté ermöglichte die Vernichtung der Quermauer, deren Ruinen zahlreiche keramische Bruchstiicke im Graben bedeckten. Die jiingsten Funde aus dem Graben sind mit den Scherben aus den Siedlungsobjekten oberhalb der Destraktion gleichartig. In einem von diesen jungen Objekten wurdeein Silberdenar des böhmischen Fürsten Boleslav des Zweiten, der nach dem Jahre 980 geprâgt wurde, gefunden. Selbst wenn sich in dem letzten Siedlungshorizont noch immer auch einfache Formen der Graphitkeramik mit relativ altertiimlicher Verzierung, z.B . mit dreifachen Wellenbandern (Abb. 3.), befanden, treten schon fortgeschrittene Gefâssformen auf besonders Gérasse mit stark von den Wânden abgeteilten Randern und mit plastischer Verzierung der Wànde. Es erschienen vereinzelt markante Fingereinstiche, eingetieft in den Kantén zwischen Wand und Rand der Gefâsse (Abb. 2:7.), die ein typisches Verzierungselement der mâhrischen Keramik im 11. Jahrhundert darstellen. Im Fundkomplex der letzten Phase der Besiedlung auf unserem Burgwall fand man auch Keramik ohne Graphit, die manche neue Elemente enthielt, welche sich im vollen Ausmass in Mahren erst in der 2. Halfte des 11. und im 12. Jahrhundert verbreiteten, wie z.B. ein Mundsaumbruchstùck mit einer aufgezogenen Lippe (Abb. 2:11). Ganz vereinzelt fand sich ein Randbruchstiick mit vertikal gewellter Wand (Abb. 2:4) und eine Scherbe eines Gefàsses mit zylindrischem Mundsaum (Abb. 3:8), der den Nachhall des polnischen Einfalls in Mahren an der Jahrtausendwende vorstellen könnte. Obwohl die Keramik einige fortgeschrittene Merkmale tràgt, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich allé Formen und Verzierangselemente mit Ausnahme des zylindrischen Randes stufenweise auf unserem Burgwall, ohne direkte Beeinflussung von aussen entwickelten. Was die Beziehung des jiingsten Horizontes auf dem Burgwall in Brno — Шей, wo die Besiedlung am Anfang des 11. Jahrhunderts das endgiiltige Ende nahm, zum keramischen Material aus den Siedlungen des 11. bis 12. Jahrhunderts betrifft, ist es notwendig zu sagen, dass sich die âltesten Funde von diesen neu gegriindeten Siedlungen unmittelbar an die Entwicklung auf unserem Fundplatz ankniipften, sowohl in technischer Tonbearbeitung als auch in Form und Verzierung. In der Briinner Gegendbelegen es z.B. die Funde aus der Siedlung in Troubsko, in der Flur Záhumenice. S pâter befand sich dort die Keramik, die fur die Produktion der Töpferwerkstatten im Horizonté der sog. Burgwàlle des Fürsten Bretislavs typisch ist, welche um die Mitte des 11. Jahrhunderts anting. Die Funde aus diesen jungburgwallzeitlichen Lokalitàten zeigen, dass es dort in dieser Zeit zu einer qualitativen Ânderung in der typologischen Entwicklung der mahrischen Keramik kam. Wesentliche Unterschiede zwischen der heimischen - Entwicklung der mahrischen Keramik bis zum Ende des 10. Jahrhunderts und ihrer neuen Phase in der Mitte des 11. Jahrhunderts gelang es in letzten Jahren im nordmâhrischen Gebiet auf dem Burgwall in Pferov zu erkennen (Stafta 1990). Dort, nâmlich, keilte sich zwischen beiden mâhrischen Phasen ein evidenter polnischer Eingriff am Anfang des 11. Jahrhunderts ein. Demgegenuber bleibtdie Situation in Siidwestmahren bis jetzt unklar, in unserem mâhrisch-iuederosterreichischen Grenzgebiet, wo sich ohne Zweifel die Keramik mit Graphit friihzeitig sehr verbreitete. Letztlich kann man dariiber nachdenken, ob dort die Graphitkeramik die Typologie auf manchen anderen Fundplâtzen ganz umandern wird. Auf der mâhrischen Seite gelang es bis jetzt im Grenzgebiet keinen Fundort mit einer sicheren Stratigraphie zu entdecken. Áhnlich wie in Österreich (z.B. Wimm-Friesinger 1984) haben wir in Mahren Gefâsse mit Graphit aus Grâberfeldern, vor allem aus dem Jahre 1959 gut bekannte Funde aus dem Hùgelgrâberfeld in Vysocany, Bez. Znojmo (Krai 1959). Es bleibt aber die Unsicherheit in der Datierung zahlreicher Bruchstiicke von Gefâssen aus dem Palliardi —Burgwall in der gleichen Gemeinde infolge unklarer Fundumstânde. Obwohl eine grossere Anzahl von Denaren des Stephanus des Ersten aus diesem Fundort stammt, kann niemand die Anfange der typologisch sehr unterschiedlichen Keramik bestimmen. Trotz allem liegt der Schlussel zur Datierung der Phasen des friihen Mittelalters im Mitteldonauraum mit Hilfe der Keramik auf alien unseren Burgwâllen. Schon heute ist es möglich zu sagen, dass zwischen der eigenen grossmàhrischen Keramik aus dem 9. Jahrhundert und der Keramik im 11. Jahrhundert die gut sichtbare Entwicklung im 10. Jahrhundert existierte, welche eindeutig einen grossen Unterschied zwischen den Siedlungshorizonten des 9. und des 11. Jahrhunderts zu erkennen ermoglicht. Die Keramik bringt auch den bestén Beweis fur die Kontinuitât der Besiedlung auf den grossmàhrischen Höhenburgwallen im westlichen Randgebiete vom 9. bis zum Anfang des 11. Jahrhunderts.