Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)

Měřinský, Zdeněk: Mähren im 10. Jahrhundert

ZALAI MÚZEUM 3. 1991 Mâinsky, Zdenëk: Máhren im 10. Jahrhundert An der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert gelangen wir im Zugé der Erforschung der historischen Entwicklung Máhrens sowie beim Stúdium der materiellen Kultur über ungefahr ein Jahrhundert láng in einen Zeitraum, der zu den am wenigsten erforschten und dunkelsten Abschnitten der mahrischen Geschichte gehört. Wir können uns lediglich an die wenigen Schriftquellen vielfach spárlichen Charak­ters oder die spâteren Falsa haltén, und auch die Denkmàler der materiellen Kultur bieten in einer Vielzahl von Fallen keine feste chronologische Stütze (Méïinsky 1986, 18— 39). Um die ganze Entwicklung zu erfassen, müssen wir von den aus den wenigen Quellén und den mit Sicherheit durch archáologische Forschungen gewonnenen Erkennt­nissen ausgehen und unser Augenmerk nur den Ge­genstanden der materiellen Kultur zuwenden, die zweifel­los datierbar sind und auf diejenigen, die fur das 10. Jahr­hundert neuauftretenden Formen reprasentieren, oder Ar­tefakte sind, bei denen wir Beziehungen zu fremden Ethni­ken und Kulturbereichen entdecken, namentlich zur mate­riellen Kultur des Karpatenbeckens des 10. Jahrhunderts und der schlesischen Region (Mëfïnsky 1986, 27—34, 63—65). Die Chronologie der materiellen Kultur des 10. Jahrhunderts kann also nicht auf die aus der grossmâhri­schen Période, d. h. aus dem 9. Jahrhundert, noch eine ge­wisse Zeit hindurch weiterlebende matérielle Kultur auf ge­baut werden. Auf diese Weise kann eine Reihe materieller Denkmàler, die wir ziemlich verlâsslich in den Verlauf des 10. Jahrhunderts einstufen können, ausgeschieden werden. Wie aus dem Stúdium der Siedlungsplàtze aus dem En­dedes 9. bis ins 10. Jahrhundert hervorgeht,—inderMehr­zahl der Falle handelt es sich um Burgwálle — steckt die systematische Verfolgung dieser Problematik noch in den Anfangen. Trotzdem gestatten unsdiebislang gewonnenen Erkenntnisse einige Schlüsse anzudeuten und sie mit dem hypothetisch angenommenen, auf grund der Schriftquellen gewonnenen Bild Máhrens zu konfrontieren. Irgendwann an der Wende des 9. zum 10. Jahrhundert brach über Staré Zámky bei Lfítefi die Katastrophe einer Feuersbrunst her­ein (Stara 1960; 1967, 703; 1972, 154—158). In die 1. Half te des 10. Jahrhunderts datierte, mit einer Destruktion der Befestigung verbundene Spuren, wurden auch bei der Erforschung von Znojmo-HradiStëentdeckt (Dostál 1961, 108—116). Ende des 9. Jahrhunderts oder im Laufe der 1. Half te des 10. Jahrhunderts kam es auf eine gewaltsame Weise auch dazu, dass die Fortifikation „Petrova louka" bei Strachotín ihre Funktion verlor (HaSek—Möfínsky 1982; Mefínsky 1981,204—206; 1986, 37), und dass beispiels­weise der Kirchenkomplex in Uherské HradiStè—Sady (Hruby 1965,205) und weiters mehrere Kirchen in Mikul­Cice usw. zerstört wurden (Poulflc 1975, 88, 92—94). Brandspuren wurden auch bei Forschungen in Olomouc festgestellt (Michna 1984,339; Mefínsky 1986,49). In di­esen Zeitabschnitt falit auch eine Reihe von Depots mitEi­sengegenstánden, die auf den Burgwallen gefunden wur­den (BartoSková 1986,98—118; Mefínsky 1986,37). Aus den obenangefürten, bislang nur fragmentarischen Erkenntnissen kann man schliessen, dass gerade an der Wende des 9. zum 10. Jahrhundert, in einer Zeit erhöhter Gefahr und innerer Spannung in dem zerfallenden gros­smahrischen Staatsgebilde der Typus grosser einfacher Flachlandburgwalle entsteht, wobei nicht auszuschliessen ist, dass sie gerade an den Stellen altérer Herrengehöfte er­richtet wurden (Strachotín, Pohansko bei Bfeclav, mögli­cherweise auch Rajhrad), die in einigen Fallen eher den Charakter von Zufluchtsstátten trugen (Strachotín). Im Laufe der 1. Hâlfte des 10. Jahrhunderts finden wir Spuren eines gewaltsamen Untergangs einer Reihe von Burgwallen (Strachotín, Znojmo—Hradiáte, einige Kirchen in Mikul­Cice usw.), auf anderen Burgwallen verliert nach den bishe­rigen Forschungsergebnissen das Lében an Intensitat und auf dem Grossteil der südmahrischen Siedlungsplatzen er­stirbt es zu Beginn der 2. Hálfte des 10. Jahrhunderts völ­lig. Vorlàufig können wir jedoch nicht mit Sicherheit fest­stellen, ob diese Prozesse mit den inneren Differenzen in der Zeit des Untergangs Grossmahrens oder mit den unga­rischen Eroberungsvorstössen in den zentralen Bereich des grossmâhrischen Staates zusammenhângen, ausschliessen können wir nicht einmal Eingriffe der Bayern, die wir an der Wende des 9. zum 10. Jahrhundert auch durch Schrift­quellen belegt habén. Irgendwelche überzeugendere Indi­zien, welche die Anwesenheit der Ungarn beweisen wur­den, besitzen wir nicht (Mefínsky 1986,37—39,66—67). Andererseits stellen wir eine fortschreitende, sei es auch schwàcher werdende kontinuierliche Besiedlung über das 10. Jahrhundert hinaus bis in das 11. Jahrhundert hinein, fest. Keinesfalls kann auch in Südmáhren von einer Entvöl­kerung oder einer totalen Verwiistung des Landes gespro­chen werden. Off en bleibt freilich die Frage, inwieweit sich

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