Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)
Dostál, Bořivoj: Zur Datierungsfrage des Grossmährischen Schmucks
Zur Datierungsfrage des grossmáhrischen Schmucks 83 Nachahmungen ein- oder beiderseitigerTraubenanhángsel wurden aus mehreren glatten Drahtringen erzeugt, die mittels Hàftchens auf den uriteren Bogen aufgehângt wurden. In den Grabern der siidlichen (Grab Nr. 28) und auch der nördlichen Vorburg (Grab Nr. 8) von Pohansko erschienen Ohrringe, deren traubenartige Anhângsel aus tordiertem Draht nachgeahmt wurden (Vignatiová 1977/8, Abb. 7:6,7; Dostál 1970, Abb. 5:7). Drahtnachahmungen der traubenartigen Ohrringe treten auch sehr hàufig in den am Rande gelegenen Grabern des Friedhofes „Na valách" in Staré Mësto auf, die in den Jahren 1989/90 freigelegt wurden. Zur donaulândischen Komponente des mittelburgwallzeitlichen Volksschmucks gehören auch Bandfingerringe, die glatt waren, oder mit Punkten, Bukkeln oder Rillen verziert wurden. Es zeigt sich, dass die Fingerringe mit zwei horizontalen Rillen, fur die ich Analogien am Anfang der sechziger Jahre nur im Inventar der Bijelo Brdo —Kultur gefunden hatte (Dostál 1965), gewiss in das 9. Jahrhundert, und zwar wohl schon seit seinem Anfang gehören (Friesinger 1971/4,97). Sie sind mit den Schildchenfingerringen gleichlaufend, die schon in den spatawarischen Graberfeldern auftauchen (Cilinská 1975, 89—90), und in Mâhren befinden sie sich in Grabverbanden mit byzantinisch-orientalischem Schmuck, z. B. in Stare Mésto (Hruby 1955, 507—8, 526—7) und in Pohansko (Kalousek 1971, 186—7, Abb. 342:8, 9), sowie in Dorffriedhöfen in Veiké Bflovice (Mèfûisky 1985, Abb. 28:1), Sady (Maresová 1983,113) und im Hùgelgrâberfeld in Stebofice (Dostál 1966, taf. 46:28, 29) mit Ohrringen donaulândischen Geprâges. Zum donaulândischen Volksschmuck gehören wahrscheinlich auch die Glasknöpfe mit eisernen Ösen, die auch in zerstreuten Grabern der unfreien oder ganz armen Individuen in verschiedenen Teilen von Pohansko, und zwar schon im Zusammenhang mit sekundár benutztem greifenverziertem Bronzebeschlag (Dostál 1982, 141—143, Abb. 3:22—26) vorkommen, und welche in den Dorffriedhöfen Máhrens, der Slowakei, Transdanubiens und Niederösterreichs gelàufig sind (Friesinger 1971/4, 105, Liste VI). Ich widmete mich ausfuhrlicher der donaulândischen Komponente des grossmáhrischen Schmucks und seiner Chronologie, um zu zeigen, dass sein Anfang schon in der vorgrossmâhrischen Zeit (vielleichtim 8. Jahrhundert) und sein Ende in nachgrossmáhrischen Zeit (10. Jahrhundert) steckt, wobei der Antritt und das Ausklingen einzelner Typen bisher nicht genau festgestellt worden ist. Es handelt sich um Volksschmuck; die Mehrzahl seiner Typen unterscheidet sich nicht vom spatawarischen oder slawischen Volksschmuck im Karpatenbecken und auf dem Gebiet des heutigen Österreichs. Wenn es in Graberfeldern mitdiesem Schmuck typische grossmâhrische Keramik, Àxte und Plâttchensporen nicht gábe, könnten wir kaum z. B. in Niederösterreich die Zone der grossmáhrischen Einflùsse unterscheiden. Der grossmâhrische Schmuck byzantinisch-orientalischen Geprâges, der von den höheren Schichten der grossmáhrischen Gesellschaft benutzt wurde, hat eine viel engere territoriale und chronologische Verbreitung. Sein Vorkommen beschrânkt sich auf die zentralen Burgwàlle im mittleren Marchtal (Pf edmosti, Staré Mësto, MikulCice, Bfeclav-Pohansko), in wesentlich geringerem Massstab ist er in zentralen slowakischen Fundorten (Nitra, Devin, Bratislava, Ducové) vertreten. Das wurde vielleicht durch eine kontinuierliche Belegung der hiesigen Graberfelder und durch spàtere Bautâtigkeit auf diesen Lokalitàten verursacht, wodurch die âlteren Grâber mit einschlâgigem Inventar vernichtet wurden. Auch die engeren Kontakté der slawischen Besiedlung in der Slowakei mit den bulgarischen Slawen an der unteren Donau, die sich durch den sog. Nitraer Schmuck âusserten (Vazarova 1976, 355—380, Abb. 215—219, Taf. 18; Chropovsky 1962, 211—215, Abb. 17—20), sind nicht auszuschliessen. Eine grössere Einheit zwischen Mâhren und der Slowakei offenbart sich in Militarien (Ruttkay 1982). In grösserem Masse als in der Slowakei ist byzantinisch-orientalischer Schmuck in den fíihrenden böhmischen Lokalitáten, vor allém Stará Kouf im und die Prager Burg vertreten (Solle 1966). Was die Datierung des byzantinisch-orientalischen Schmucks betrifft, vor allem der prachtvollen trauben-, mondsichel-, bőmmel-, körbchen- und sàulchenartigen Ohrringe, ist in den bisherigen Veröffentlichungen offenbar das Ende seines Auftretens zu hoch gelegt V. Hruby datiert die Mehrzahl der Ohrringtypen erst nach 900, meistens bis in das zweite Viertel des 10. Jahrhunderts (Hruby 1955, 292, Abb. 41). Àhnlich dauert J. Poulik die prachtvollen Schmucksachen aus den Grabern im Kirchenfriedhof „Spitálky" in Staré Mësto grösstenteils in die erste Hâlfte bis in das dritte Viertel des 10. Jahrhunderts (Poulik 1955, 344). Auch ich war durch dièse Datierung beeinflusst (Dostál 1966, 89—91). Der Forschungsstand in den fiinfziger Jahren ermöglichte noch nicht, sich von den âlteren Ansichten iiber die Datierung des slawischen Schmucks der âlteren Arbeiten von Niederle ( 1927), Schránil (1925) und Eisner (1947) zu lösen. Besonders die Datierung der gepressten Kugelknöpfe seit dem letzten Drittel des 9. bis in die zweite Hâlfte des 10. Jahrhunderts, ist zu hoch. K. Benda zeigte in mehreren seiner Studien, dass die Technik, welche bei der Erzeugung der Kugelknöpfe (gepresstes und eingeritztes Palmetten- und Arkadenornament auf punziertem Hintergrund) verwendet wurde, auch auf den Goldgefâssen von Nagyszentmiklós und auf den spatawarischen Beschlâgen gebraucht wurde, und daher im breiteren Donauraum schon seit der 2. Hâlfte des 8. und wàhrend des ganzen 9. Jahrhunderts vorgekommen sein könnte (Benda 1961,62; 1963,59—60). Bei der Datierung des grossmáhrischen Schmucks in das 10. Jahrhundert berief sich V. Hruby (1955,24) auf die Meinung von P. N. Tretjakov, was aber irrefùhrend war. Der russische Schmuck, der den mâhrischen Formen nahe steht, hàngt erst mit den Hacksilberfunden zusammen (Korzuchina 1954,22—23), die im Kern der Kiewer Rus, im mittleren Dnjeprgebiet, erst mit der vollen Eröffnung der Dnjeprmagistrale in der 2. Hâlfte des 10. Jahrhunderts (Avdusin 1972,160)erscheinen,