Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)
Szameit, Erik: Anmerkungen zur Chronologie des 8.–9. Jahrhunderts im Ostalpenraum
Anmerkungen zur Chronologie des 8,—9. Jahrhunderts im Ostalpenraum 75 slawischer Körperbestattungen herauszuarbeiten. 27 Die âltesten Bestattungen, die nach Meinung des Verf. innerhalb der Spanne des 8. Jh.s anzusetzen sind, enthalten westliches Formengut, dass dem jüngsten spâtmerowingerzeitlichen Horizont bzw. der friihesten Phase der friihen Karolingerzeit angehört. Korpergrâber mit Inventaren des 8. Jh.s lassen sich demnach in den grösseren inneralpinen Talschaften Kârntens und der Steiermark nachweisen, die beide dem karantanischen Siedlungsbereich zugeordnet werden konnen. Bestattungen mit áhnlichen Inventaren lassen sich aber auch im östlichen oberösterreichischen Alpenvorland, im unteren Ennstal und im südlichen Miihlviertel feststellen. Nicht zuletztsindfrühkarolingischeFormen aber auch aus dem niederösterreichischen Alpenvorland und dem Donautal bekannt Im folgenden sollen nun einige, nach Meinung des Verf., sicher dem 8. Jh. angehörenden Grabkomplexe nochmals vorgestellt werden. Mânnergrâber: Die z.Z. atteste Körperbestattung karantanischer Ausprâgung im Ostalpenraum stellt zweifellos das Grab von Grabelsdorf bei St. Kanzian am Klopeinersee dar. Dieses bisher erst in Teilen veröffentlichte Grab 28 enthâlt als datierende Merkmale u.a. einen aus grob gearbeiteten Blechund Gussteilen zusammengesetzten kompletten awarischen Giirtelschuck. Nach Bestimmung von P. Stadler gehören derartige Gürtel der kurzen übergangszeit von der Phase MA П zu SpA I an. 29 Nach I. Kovrig beginnt der Greifen/Rankenhorizont mit gegossenen Gürtelgarnituren in den Achtzigerjahren des 7. Jh-s. 30 F. Daim und P. Stadler rechnen derzeit allerdings mit einem spâteren Beginn des ersten Spatawarischen Horizontes. 31 Das Grabelsdorfer Grab enthált u.a. auch einen friihen Langsax mit langer Griffangel, der nach der Typologie von W. Hübener 32 als ein Übergangstyp zu definieren ist. Er gehört der experimentierfreudigen Entwicklungsphase von den schweren Breitsaxen zu den friihen Langsaxen an. Diese Formen datieren in das spâtere 7. bzw. in das friihe 8. Jh. Ebenfalls zur Waffenausstattung des Toten gehorten eine schmale Stosslanze mitrhombischem Blatt und eine breite, etwa tropfenförmig gestaltete Lanzenspitze mit ins Blatt laufender Mittelrippe, sowie zwei lange, schmale (Kampf)Messer. Die Lanzenspitzenkombination wirkt überaus antiquiert, vergleichbare Kombinationen treten u.a. in langobardischen Gràbern des 2. Drittels des 7. Jh.s auf. 33 Àhnliche Lanzenspitzen lassen sich auch in bairischen und alamannischen Gràbern des 7. Jh.s beobachten. Die Stellung des Grabes in die jiingste Phase der Merowingerzeit wird auch durch den einzelnen (!), einfachen, eisernen (Schlaufen- ?) Sporn mit kurzem, gedrungenem Stachel unterstrichen, der sich wohl dem Übergang vom 7. zum 8. Jh. bzw. dem friihen 8. Jh. zuordnen lâsst. Insgesamt zeigt das Grabensemble von St. Kanzian am Klopeinersee in seiner Gesamtheit Merkmale, die die Mehrzahl der in ihm vereinigten Gegenstande in das spâtere 7. Jh. datieren lâsst. Auch bei entsprechender Laufzeit der Gegenstande wird so eine Grablegung in der (friihen) 1. Hàlfte des 8. Jh.s daher wahrscheinlich. Somit gehört das Grab von Grabelsdorf bei St Kanzian am Klopeinersee absolutchronologisch in den âltesten Erscheinungshorizont „karantanischer" Bestattungen, in dem sich westliche und östliche Elemente mischen. Seit langem sind der Forschung die beiden Grâber mit awarischen Gürtelgarnituren und westlichen Schwertern aus den Grâberfeldem von Krungl und Hohenberg 34 in der Steiermark bekannt. Das Schwert aus Krungl ist verschollen und kann nicht mehr bestimmt werden. Die zugehörige awarische Gürtelgarnitur datiert nach übereinstimmender Meinung P. Stadlers und F. Daims 35 in die Phase SpA П und kann demnach etwa dem 2. Drittel des 8. Jh.s zugesprochen werden. Etwas jünger ist hingegen die Gürtelgarnitur aus Hohenberg. Als typologisch spate Garnitur der Phase SpA Illa 36 ist sie dem letzten Drittel des 8. Jh.s zuzuschreiben. Sie weist nur geringe Gebrauchsspuren auf unddürfte demnach nicht sehr lange getragen worden sein. Sie wurde gemeinsam mit einer frühkarolingischen Spatha vom Typus Mannheim 37 und frühkarolingischen Sporenresten sichergestellL Schwerter vom Typus Mannheim gehörten durch ihre reiche Verzierung und kostbare Ausgestaltung vermutlich zu der Ausstattung gehobener Schichten. Sie waren im 2. und 3. Drittel des 8. Jh.s im frânkischen Reich und seinen Randgebieten verbreitet In dieser Zeit gelangten sie als Exportstücke auch in den südskandinavischen bzw. in den Ostseeraum, wo sie allesamt den spâtvendelzeitlichen Horizontén zugeordnet werden. 38 Im ausgehenden 8. Jh. werden sie bereits von jüngeren Schwerttypen (etwa dem Typus D) abgelöst 39 Durch die Gürtelgarnitur kann die Bestattung von Krungl der 2. Hâlfte des 8. Jh.s zugewiesen werden, Schwert, Gürtelzierat und Sporen von Hohenberg datieren die Bestattung an das Ende des 8. Jh.s. Ebenfalls dem karantanischen Erscheinungsbild entspricht die Bestattung mit awarischer Gürtelgarnitur und Langsax aus dem GrâDerfeldteil A von Kirchdorf—Micheidorf im oberösterreichischen Kremstal. 40 Der Gürtelschmuck entspricht nach P. Stadler der Phase SpA I und kann damit in das 1. Drittel des 8. Jh.s datiert werden. Allerdings dürfte dieser Gürtel sehr lange getragen worden sein, da er mit jüngeren Ergânzungen der Phasen SpA II/UI versehen wurde. Auch dieser Gurt wurde also wâhrend des 8. Jh.s getragen. Seine Deponierungszeit kann mit dem letzten Drittel des 8. Jh.s bestimmt werden. 41 In das 8. Jh. müssen nach den geláufigen typologischen und chronologischen Kriterien auch die Schwertgrâber von Sierninghofen 42 im Steyrtal und Hainbuch im Ennstal 43 datiert werden. Das Schwert von Sierninghofen entspricht dem um die Mitte und in der 2. Hâlfte des 8. Jh.s im frânkischen Reichsgebiet geláufigen Тур Altjührden. 44 Die im Grabe mitaufgefundenen spatawarischen Armreifen bestâtigen seine Stellung in das 8. Jh. Die frühkarolingische Spatha von Hainbuch weist mit ihrem fünfteiligem Knauf mit Tierkopfenden noch auf spâtmerowingisches Formwollen. 45 Sie stellt ein Bindeglied zwischen den spâtestmerowingerzeitlichen Schwertformen und den im spâten 8. Jh. entwickelten Schwertern vom Typus К dar. 46 Auch ihre Verwendungszeit kann mit der 2. Hâlfte des 8. Jh.s be-