Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)

Tovornik, Vlasta: Datierungskorrekturen der altslawischen Gräber- und Siedlungsfunde in Oberösterreich

50 Tovornik, Vlasta benobjekten des Schmiedewerkplatzes mittels Küchen­abfállen, also noch wàhrend des Bestandes der Siedlung. Solche kleine Gehöftgruppen, wie wohl noch mehrere im nâheren Bereich zu erwarten sind, bewohnten Bevölke­mngsgruppen, derén Bestattungsplatze wir im unteren Mühl­viertel durch bereits zahlreiche Fundplátze kennen. So z.B. Auhof b.Perg, Arbing, Gusen) Berglitzl, Luftenberg, Wind­egg b.Steyregg, Gallneukirchner-Becken. Bei der Untersuchung des Grâberfeldes von Gusen, 4 das wegen der grösseren Gráberanzahl (187) die Möglichkeit für bessere Beobachtungen bot, wurde eine gewisse Grup­pierung der Gráber bemerkt Da sich die Grâbergruppen auch durch Beigaben und Bestattungssitten unterschieden, wurden sie als getrennte Familien-Bestattungsgruppen in­nerhalb des Grâberfeldes angesehen. Im áltesten Teil des Grâberfeldes (Gruppé A) fielen zwei Mânnerbestattungen auf, die wegen ihrer spezifischen Beigaben als Handwerker erkannt wurden. Bei einem befanden sich zu Füssen, offen­sichtlich in einem Sack gehalten, Eisenrohlinge und zer­brochene Eisenbeschláge eines Holzeimers, beim anderen mehrere Schleif- und Poliersteine mit starken Abnützungs­spuren, wobei wir wenigstens im ersten Fali auf einen Schmied schliessen dürfen. Ethnisch gesehen waren diese Siedlungsgruppen Sla­wen, welche aus den von Awaren bedrohten Gebieten si­cherlich schon im 8. Jhdt in die Regionén nördlich der Do­nau und in den noch kaum besiedelten Bereich des Unter­laufes der Flüsse Traun und Enns einsickerten. Eben jené Slawen, die in der Gründungsurkunde von Kremsmünster (777) vom Baiernherzog Tassilo als slawische Siedler an der Dietach und bei Sierning erwahnt werden und in der Pu­chenauer Urkunde (827) für das Gebiet nördlich der Donau, ja sogar namentlich angeführt sind. 5 1 Vorbericht in: Interaktionen der mitteleuropaischen Slawen und anderen Ethnika im 6—10. Jhdt., Symposium Nővé Vozo­kany 3.—7. Okt. 1983, Nitra 1984,267—272. 2 J. Fodor, Ostparallelen zu den Öfen in altmadjarischen Sied­lungen (in russischer Sprache) in: Acta archaeologica Acad. Scient. Hungaricae, Tom. XXXVUJ, Budapest 1986, 185— 193. Der Vf. sieht das Vorbild für die eingetieften Kuppelöfen in der Cernjahower-Kultur (П— IV. Jhdt.), danach, so Vf. ste­hen solche Öfen in den altslawischen Siedlungen (V— VI. Jhdt.) im Gebiet der Ukraine Moldawiens und im nordöstli­chen Bulgarien als Érbe der Cernjahower-Kultur in Verwen­dung. Im VJJ. JhdL verwenden auch die Awaren solche Kup­pelöfen, wobei diese als Tradition im Karpatenbecken bis in das ХШ. JhdL verfolgt werden kann. Eingetiefte Kuppelöfen sind aber im danubischen Raum schon aus der jüngeren Eisen­Zur Datierungskorrektur: Die bisherige Datierung der slawischen Funde nördlich der Donau und an der Enns, ausschliesslich in das 9. Jhdt., erscheint heute als entschieden zu noch. Westüch der Traun werden die baierischen Graberfelder ab dem 1. Drittel des 8. Jhdts. nicht mehr benützt, da die Baiern zu dieser Zeit ihre Toten bereits auf Kirchenfriedhö­fen bestatten. Hingegen wird der Beginn der slawischen Siedlung frühestens „um 800" angesetzt. Somit entsteht eine zeitliche Kluft von zumindest 70 Jahren. 6 In den betreffenden Regionén bestatten die Slawen zwar noch in heidnischem Ritus, dennoch wird das allmáhlich über die baiehsche Mission wirksam werdende Christen­tum erkennbar (wie etwa in einzelnen Grábern von Auhof und Windegg). Die Urkunde von Kremsmünster berichtet von hier an­getroffenen Slawen, die ohne herzogliche Erlaubnis Land gerodet und in Besitz genommen hatten. Es ist beim heuügen Forschungsstand einfach nicht mehr glaubhaft, dass von namentlich bekannten Anführern (Zupanen) geleistete und für das 8. JhdL erwâhnte, im bai­erischen Grenzgebiet ansassige Slawengruppen existier­ten, ohne dass diese Anwesenheit irgendeinen archâologi­schen Niederschlag gefunden hâtte. 7 Wâhrend andererseits archaologisch bestütigte slawische Begrábnisplátze heid­nischer Prâgung „aus dem 9. Jhdt." vorliegen. Es ist offen­bar nur die zu spate Datierung, die einen scheinbaren zeit­lichen Hiatus verursacht In Wahrheit war für das 8. JhdL wohl weniger ein zeitlicher Unterschied in der baierischen bzw. slawischen Siedlung gégében, als vielmehr im Christi­anisierungsprozess der Baiern gegenüber den Slawen. Nur so erhált eine (von bereits christlichen Baiern geführte) Sla­wenmission ihren wahren Sinn und damit auch die Griin­dung des Klosters Kremsmünster „im Slawenlande" und „zur Slawenbekehrung". zeit bekannt, siehe J. Petrovic, Gomolava, archaologische Fundstâtte, Növi Sad 1984, S 48, Abb. XIX. 3 Eine Rekonstrukúon der Überdachung eines Arbeitsplatzes mit eingetieftem Kuppelöfen zeigt J. Fodor in seinem Beitrag, Anm. 2. 4 V. Tovornik, Die frühmittelalterlichen Graberfelder von Gu­sen und Auhof b.Perg in Oberösterreich, in: Archeológia Aus t­riaca 69/1985 und 70/1986 (I. u. П. Teü). 5 H. Wolfram, Die Gründungsurkunde Kremsmünster, in: Die Anfange des Klosters Kremsmünster, Symposion 15.—18. Mai 1977,51 ff. Derselbe, Überlegungen zur politischen Situation der Slawen im heuügen Oberösterreich (8—10. Jhdt), in: Baiern und Slawen in Oberösterreich, Schriftenreihe des OO. Musealvereins-Ge­sellschaft für Landeskunde, Bd. 10, Symposion 16. Nov. 1978, Linz 1980, S. 17—24. Anmerkungen:

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