Zalai Múzeum 2. (Zalaegerszeg, 1990)
Mayer, Christian: Aspekte der Chronologie der Badener Kultur (Mittel- und Spätphase) aus der Sicht zweier niederösterreichischer Fundorte
Aspekte der Chronologie der Badener Kultur (Mittel- und Spâtphase) aus der Sicht zweier niederösterreichischer Fundorte 103 tem Umbruch gut vertreten (Abb, 5.9—10, 12). Schalen mit verdicktem Oberteil fehlen. Die Verzierung der Schalen besteht fast ausschliesslich aus Einstichen, nur ein Gefàss weist den Rest eines Musters aus Ritzlinien auf, auf einero Bodenbruchstück befindet sich auf der Innenseite ein Muster aus Kanneluren (Abb. 5.11). Sonst tragen die meisten Schalen horizontale Bander, die bis zu dreifach übereinander angeordnet sind. Dazu erscheinen Rechtecke aus Einstichen, die nicht nur doppelt übereinander auftreten, sondern auch mit Bandern kombiniert werden. Zwei Unterteilbruchstücke zeigen darüber hinaus noch Besonderheiten : das eine besitzt den Rest eines Musters aus eingestochenen hángenden Dreiecken, das andere weist neben einem horizontalen Band auf der Höhe des Umbruches ein vertikal verlaufendes Band auf. Auch Lichtenwörth zeigt durch die starke Prásenz von Hàngegefâssen, Fischbutten, innengeteilten Schüsseln etc., die kontinuierliche Entwicklung der Funde der Badener Kultur aus den Materialien von Ossarn I zu Ossarn II. Innerhalb der österreichischen Fundorte ist die zeitliche Position der beiden Stufen Ossarns leicht zu bestimmen: Zweifellos sind Fundmaterialien aus Schwechat (RUTTKAY, 1971), Griinbach am Schneeberg (DAIM—RUTTKAY, 1981), Wien— Gumpendorierstrasse (KRIEGLER, 1930), Neusiedel am See (FOLTINY—OHREN—BERGER, 1952) und Donnerskirchen (KAUS, 1894) alter als Ossarn I. Zeitgleich mit Ossarn I sind die Fundorte Pottenbrunn (FRIESINGER, 1972), Leobersdorf (WILLVONSEDER, 1937), aber auch die unpublizierten Fundverbánde aus Wetzleinsdorf (NEBEHAY, 1979). Für Ossarn II lassen sich einige unpublizierte Funde nennen: Drassbug —Kuglinac (OHRENBERGER, 1949, 293) und Wien—Aspern, dazu Wulkaprodersdorf (OHRENBERGER, 1949, 175), wobei aus den beiden letztgenannten Fundorten auch mit Schachbrett verzierte Scherben bekannt sind. Ossarn I und II stellen demnach die mittlere und die spate Phase der Badener Kultur in Ostösterreich dar. Wàhrend das Verháltnis von Ossarn I zu Ossarn II keiner weiteren Erláuterung bedarf, so ist das Verháltnis von Ossarn I zum áltesten Baden auf Grund des schlechten Forschungsstandes schwer zu beurteilen: Die für den áltesten Abschnitt der Badener Kultur Österreichs genannten Fundmaterialien sind zahlenmâssig sehr gering, dieser Abschnitt der Badener Kultur Österreichs kann daher nicht weiter chronologisch untersucht werden., Dadurch lásst sich die Rolle einzelner Elemente für die Entwicklung bestimmter Formen und Verzierungen, wie die Innenverzierung der Schalen und die rundstabigen Henkel, von der âlteren zur mittleren Phase der Badener Kultur nicht einschátzen. Da dièse Formen sowohl in den áltesten Fundverbánden der Badener Kultur wie in Ossarn I vertreten sind und zwei Gruben Scherben enthalten, die mit Mustern verziert sind, in denen man Derivate des Fischgrâtes sehen kann — einem Charakteristikum des áltesten Baden —, lásst sich schliessen, dess Ossarn I unmittelbar auf das àlteste Material der Badener Kultur aus Ostösterreich folgt. Dass dies im bisherigen Fundmaterial nicht starker zum Ausdruck kommt, kann wohl auf den schlechten Forschungsstand zurückgeführt werden. Das Verháltnis Ossarns zum âlteren Material der Badener Kultur in Österreich ist in der Fachliteratur áhnlich wie in diesem Beitrag beurteilt worden (RUTTKAY, 1985, 37). Dabei wird dieses àlteste Material als Boleraz angesprochen, eine Bezeichnung, die in diesem Beitrag übernommen wird. Die Zweiphasigkeit Ossarns wurde bisher in der österreichischen Literatur nicht diskutiert. Eine Stufe entsprechend Ossarn II wurde in keiner Chronologie vorgesehen. Die chronologische Position Ossarns wurde allerdings von anderen Autoren nicht ganz einheitlich beurteilt. So wurde Ossarn zwar an das Ende der Badener Kultur gerückt, seine Stellung aber nicht genau festgelegt (NEUSTUPNY, 1973, 331). Mit Bezug auf die südwestslowakischen Fundorte wurde auch eine Aufteilung Ossarns auf mehrere Stufen der Badener Kultur vorgeschlagen (NËMEJCOVA— PAVÜKOVÁ, 1974, 339; dies., 1981, 263). Dabei bezieht sich die letztgenannte Stellungnahme offensichtlich auf die Funde der Stufe Ossarn I, auf die Stufe Ossarn II wird nicht eingegangen. Versucht man dièse Aufteilung nachzuvollziehen, indem man slowakisches Ref erenzmaterial mit den Funden von Ossarn I konfrontiert, so ergibt sich, dass die für die Aufteilung dieses Materials in den Gruben von Ossarn mehrfach miteinander vorkommen: Buckel über dem Gefássrand, Schüsseln mit Innenverzierung, die verschiedenen Formen der Knàufe innengeteilter Schüáseln erscheinen gemeinsam mit Tellern, einteiligen Krügen (Schöpfern) und Fischbutten. Wie die kontinuierliche Entwicklung Ossarns zeigt, verschwinden gegen Ende der Badener Kultur die Hángegefásse keineswegs, genauso wie die zwei Fischbutten mit der charakteristischen Verzierung des Abschnittes Ossarn I zeigen, dass dièse Gefàssform kein Charakteristikum des jüngsten Materiales der Badener Kultur sein kann (NËMEJCOVA— PAVÜKOVÁ, 1974, 335). Nach dem momentanen Wissenstand lásst sich daher eine zufriedenstellende, weitere chronolo-