Ljudje ob Muri. Népek a Mura Mentén 2. kötet (Zalaegerszeg, 1998)
Erwin Pochmarski (Graz): Römische Grabstelen aus den Municipien Salla, Poetovio, Savaria und Flavia Solva – ein Vergleich
VÖLKER AN DER MUR 1997 Erwin POCHMARSKI RÖMISCHE GRABSTELEN AUS DEN MUNICIPIEN SALLA, POETOVIO, SAVARIA UND FLAVIA SOLVA - EIN VERGLEICH In dem Standardwerk zu dem römerzeitlichen Inschriftenmaterial aus Ungarn schreibt A.Mócsy zu den Grabstelen aus dem Territorium des Municipium Salla, das in etwa dem heutigen Komitat Zala entspricht, sie müßten wegen der Verwendung von Marmor als Material und auch aus stilistischen Gründen für Produkte der guten Werkstätten Poetovios gehalten werden. 1 Diese Ansicht hat er in einem im selben Jahr erschienenen Aufsatz 2 näher ausgeführt: bei den Steindenkmälern handle es sich ausnahmslos um importierte Werke, vermutlich um Erzeugnisse der Werkstätten von Poetovio, die mit steirischem Weißmarmor gearbeitet hätten. 3 Mit steirischem Marmor ist offensichtlich der im Territorium von Celeia auf dem Pohorje (Bachern) gebrochene Marmor gemeint, der allerdings sicher nicht nur nach Poetovio, sondern z.B. auch nach Savaria und Flavia Solva transportiert wurde. Vom Steinmaterial allein wird man daher kaum auf die Tätigkeit von Bildhauerwerkstätten aus Poetovio für Salla schließen dürfen. Aber auch die von A.Mócsy angezogenen stilistischen Parallelen würden erst einer näheren Begründung bedürfen. Aus diesem Grund soll im folgenden der Versuch unternommen werden, die aus dem Territorium des Municipium Salla erhaltenen Grabstelen in typologischer Hinsicht mit den aus dem Gebiet der benachbarten Municipien von Poetovio, aber auch von Savaria und Flavia Solva zu vergleichen, da sich auf diesem Weg noch am ehesten halbwegs gesicherte Ergebnisse erwarten lassen. Das Material der römischen Grabstelen in den Provinzen Noricum und Pannónia ist nach typologischen Kriterien in der 1923 erschienenen Arbeit von A.Schober grundlegend zusammengestellt worden. 4 Die Einteilung des Stelenmaterials hat A.Schober von der Binnengliederung der Grabstelen abgeleitet, wobei er von einfachen zu komplexen Dekorationen fortgeschritten ist. Demgegenüber hat in letzter Zeit H.Pflug für das Material der oberitalischen Porträtstelen, die sicherlich einen starken Einfluß auf die unmittelbar im N und NO benachbarten Provinzen des Römischen Reiches ausgeübt haben, die Einteilung anhand ihres äußeren Aufbaues bzw. ihrer Form getroffen. 5 In der Folge soll nun versucht werden, die von A.Schober und H.Pflug entwickelten typologischen Kriterien auf das Stelenmaterial aus Salla im Vergleich zu den Stelen aus Poetovio, Savaria und Flavia Solva anzuwenden. Die von A.Mócsy für das Municipium Salla vorgelegte Materialsammlung 6 umfaßt sieben (!) Grabstelen aus dem gesamten Territorium des Municipiums, was im Vergleich zu den aus Poetovio, Savaria und Flavia Solva bekannten Grabstelen eine äußerst niedrige Anzahl darstellt. Die Zahl der Grabstelen aus Salla läßt sich durch ein von A.Mócsy in den RIU II behandeltes, schlecht erhaltenes Stück in Keszthely, 7 durch eine fragmentierte Stele im Museum von Zalalövő, 8 sowie durch eine noch nicht publizierte, sehr verschliffene Stele gleichfalls im Museum in Zalalövö 9 um drei ergänzen, während eine weitere Stele aus Nagykanizsa, die sich ebenfalls im Museum in Zalalövő befindet, 10 eigentlich aus Flavia Solva stammt. 41