Ljudje ob Muri. Népek a Mura Mentén 2. kötet (Zalaegerszeg, 1998)
Leopold Toifl (Graz): Kurioses und Makabres von der Militärgrenze
VOLKER AN DER MUR 1997 Leopold TOIFL KURIOSES UND MAKABRES VON DER MILITÄRGRENZE Es ist mir eine große Ehre und Freude, im Rahmen dieses Symposiums vor einem so zahlreichen Fachpublikum sprechen zu dürfen. Leider konnte ich aus organisatorischen Gründen den ursprünglich angekündigten Vortrag über die Entstehungsgeschichte der Burg von Weitschawar, heute Bajcsa genannt, nicht vorbereiten. Ich hoffe jedoch, mit den folgenden Ausfuhrungen ausreichenden Ersatz bieten zu können. Wer kennt ihn nicht, den Fluch „Kruzitürken"? In ihm lebt die Erinnerung an die sogenannte „gute alte Zeit", die so gut jedoch gar nicht war. Stets wiederkehrende Überfalle von Feinden aus dem Osten - beispielsweise Haiduken oder Kuruzzen - vor allem aber die permanent andauernde Türkengefahr erschwerten besonders vom 15. bis zum 18. Jahrhundert der Bevölkerung der damals habsburgisehen Erblande Steiermark und Krain das Leben. Seit die Osmanen von Südosteuropa vordringend, 1463 Bosnien erobert und besetzt hatten, waren sie zum Schreckgespenst Mitteleuropas geworden und zum „Erbfeind der Christenheit" avanciert. Bedingt durch ihre seit der Mitte des 15. Jahrhunderts beinahe jährlich wiederkehrenden Raubzüge nach Steiermark, Kärnten und Krain sahen sich die habsburgischen Herrscher schließlich veranlaßt, eine „Schutzzone" einzurichten. Diesem Bestreben folgend, entstand während der Regierungszeit König Ferdinands I. seit 1522 auf heute kroatischem Staatsgebiet jenes Gebilde, das wir unter der Bezeichnung „Militärgrenze", unterteilt in die windische und kroatische Grenze, kennen. Zusätzlich richteten die Steirer seit 1578 links der Mur, also auf heute ungarischem Gebiet, die sogenannte kanisische Grenze mit der Hauptfestung Nagykanizsa ein. Zu ihr gehörte neben den Befestigungen von Murakeresztur und Fityeház auch die Burg von Bajcsa, über deren Wiederentdeckung und Freilegung Dr. László Vándor ausfuhrlich berichten wird. Sinn dieser Militärgrenze war, eine Vorfeldverteidigung zu organisieren, durch die die Türken von ihren Streifzügen in die Erblande abgehalten werden sollten. Eine Vielzahl diverser Publikationen legt beredtes Zeugnis vom Wehrwillen der damals an der Grenze stationierten Söldner ab. 1 Zusätzlich zu diesen Büchern lagern im Grazer Landesarchiv in etwa 900 Schubern Aktenstücke zur steirischen Kriegs- und Wehrgeschichte, die kurzum als „Mijitaria" bezeichnet werden und bislang kaum oder nur oberflächlich gesichtet worden sind. Jn ihnen harren so manche Schmankerln ihrer Entdeckung. Räuberpistolen, menschliche Schicksale und Nachrichten vom Leben an der Grenze sind darin genauso enthalten, wie manchmal lachhaft anmutende Begebenheiten, die es aber durchaus verdienen, dem Dunkel der Geschichte entrissen zu werden. Einer solchen Episode aus dem Jahr 1559, dem Überfall auf die Burg Seisenberg/ Žužemberk in Krain (heute Slowenien), wollen wir uns zuwenden. Am 3O.Jänner 1559 verfaßte Herbard VIII. von Auersperg, damals Leutnant an der kroatischen Grenze, einen Bericht an seinen Oberbefehlshaber, Hans Lenkowitsch. Darin informierte er ihn über einen Streifzug, den die Türken tags zuvor begonnen und noch nicht beendet hatten. 171