„Stephan Dorffmaister pinxit”. Dorffmaister István emlékkiállítása (Zalaegerszeg, 1997)
Boros László: Stephan Dorffmaister Auftraggaber und Mäzene in den Komitaten Somogy und Baranya
Den Schlüssel zur Beantwortung der Frage, warum gerade Dorffmaister den Auftrag bekam die Kirche von Toponár auszumalen, muß man in Györ suchen. Unter den Kanonikern dieser Diözese befanden sich nämlich József Nagy, József Hódosi Pierer und der später zum Bischof von Szombathely ernannte Johann Szily. Nach Gründung der neuen Diözese Szombathely kam 1777 auch József Nagy nach Steinamanger, wo Dorffmaister ein Porträt dieses Domherrn malte 10 und der neue Bischof mit Dorffmaister 1779 einen Vertrag über die Ausmalung der Kirche von Nova schloß. Es ist plausibel, daß József Hódosi Pierer, der sowohl mit Bischof Szily, als auch mit dem Domherrn József Nagy befreundet war und der, wie erwähnt mit der Familie Festetich häufig verkehrte, den Künstler für die Ausschmückung der von ihm geweihten Kirche empfahl bzw. dessen Engagement vermittelte. Im künstlerischen Programm der Deckengemälde der Kirche von Toponár widerspiegelt sich deutlich Sympathie für den Widerstand gegen den vordringenden Josephinismus des ausgehenden 18. Jahrhunderts, ja sogar eine völlige Identifikation mit dieser „Freiheitsbewegung". Die Wandflächen der neuen Kirche von Ludwig Festetich boten die geeignete Möglichkeit im Gedankenkreis eines neuen Marienkults gegen die Germanisierungstendenzen Joseph II. Stellung zu beziehen und ein Bekenntnis zum Ungartum abzulegen: Die Grisaille-Figuren des Hauptaltares stellen die beiden heiligen ungarischen Könige dar und die marianische Thematik des Deckengemäldes, die Marien-Säule mit dem ungarischen Wappen - die damals in der Nähe der Kirche stand und sich heute am Hauptplatz befindet - schließt auch an die politische Symbolik der „Patrona Hungáriáé" an. 11 Es ist sehr wahrscheinlich, daß durch eine fromme Spende von Ludwig Festetich oder seiner Gattin, Christine Nagy Jókai Farkas, Dorffmaister den Auftrag erhielt, ein Ölbild für die Kapelle des Heiligen Johannes in Kaposvár zu malen. Dieses befindet sich heute im Archiv des Komitates Somogy. 12 Das Vorbild von Toponár, die persönlichen Beziehungen verschiedener Adelsfamilien zu den Festetich und natürlich nicht zuletzt künstlerische Interessen stehen vermutlich auch hinter den Aufträgen für die Kapelle in der Kurie von Csák in der Nachbarschaft von Csombárd gelegen - und den Deckengemälden der Gyulai-Gaál Kapelle in Büssü, die fast gleichzeitig in Auftrag gegeben und ebenfalls von Dorffmaister ausgeführt wurden. Im Komitat Somogy ist noch eine Freskoarbeit Dorffmaisters bekannt. Es sind dies die Wandgemälde der Probsteikirche von Tab, die er vermutlich Ende der Achtzigerjahre schuf. An der Decke der Apsis malte er eine Allegorie des Glaubens, in den Oratorien und in der Sakristei einzelne Heilige und Kirchenväter. Den Auftraggeber müssen wir im Umkreis des Bischofs von Veszprém, József Bajzáth, oder in der Person des Probstes György Kiss, der auch der Kirche von Kapolcs errichten ließ, suchen. Die nunmehr verfallenen Fresken der Kirche des Zichyschen Herrschaftszentrums in Nágocs hatte József Zichy über Vermittlung des Raaber Bischofs, Franz Zichy, bestellt. Die Kirche wurde 1757 errichtet und wenn man der örtlichen Überlieferung Glauben schenken darf, kann man die Fresken von Nágocs zu den Arbeiten unseres Künstlers zählen. 13 Es ist ohne Zweifel, daß József Zichy auch einen Prozessions-Baldachin für die Gemeinde Zics, die zu seiner Herrschaft gehörte, von Dorffmaister malen ließ. Da Bischof Zichy, der bis dahin die finanziellen Sorgen der Kirche von Zics persönlich abdeckte, 1786 starb, kam dieser Auftrag vom Herrschaftsinhaber selbst, zu dem Dorffmaister inzwischen ebenfalls gute Beziehungen hatte. Der Baldachin zeigt das mit einem Strahlenkranz umgebene Allerheiligste, darunter einen Kelch sowie die vier Evangelisten; laut Signatur malte dies Dorffmaister im Jahre 1790. 14 Dorffmaister hat damals auch weitere Altarbilder geschaffen, die in der Fachliteratur bisher nicht behandelt wurden. So erhielt er den Auftrag über zwei Gemälde für die Seitenaltäre in der Kirche von Szentbalázs, die auf Esterházyschem Territorium lag. Ebenso in der Literatur bisher unpubliziert ist das Bild des Heiligen Lukas im Bethaus der Familie Szerdahelyi im alten Friedhof von Gálosfa; dieses wurde später in der 1810 von der Familie Festetich erbauten heutigen Pfarrkirche untergebracht. Während die Aufträge im Komitat Somogy im wesentlichen aus Kreisen des weltlichen Adels kamen, war in der Baranya vor allem der Klerus der Besteller. Dies hing damit zusammen, daß hier die „nova donatio" Kaiser/Königs Leopold I. große Ländereien dem Bistum Pécs bzw. der Kirche gab. Diese materielle Grundlage war die Basis für eine Blüte des Barock, wobei auch die Gegenreformation hier noch ungebrochen war. Insbesondere den Hauptkirchen der Bischofsstadt war dabei eine ganz besondere Rolle zugedacht, sie sollten die Gläubigen beeindrucken. Die weltlichen Kreise des Komitates Baranya waren erst um 1740 finanziell und ideell bereit die Barockkunst als neuen Stil wirksam werden zu lassen. Dorffmaisters erste nachweisbare Arbeit in der Baranya war das Altargemälde, das er im Auftrag des Vikars Georg Poppin 1771 für die Dominikanerkirche in Pécs malte. 15 Für diesen 215