„Stephan Dorffmaister pinxit”. Dorffmaister István emlékkiállítása (Zalaegerszeg, 1997)

Boda Zsuzsanna. Stephan Dorffmaister Wandbilder mit weltlichen Themen in Schlössern und öffentlichen Gegäuden

Savaria und bekannte sich stolz zu diesem antiken Erbe, das er sowohl im Prunksaal, als auch in der „sala terrena" seines Palastes darstellen ließ. Hierher gehört auch die wissenschaftliche Aufarbei­tung der Steinfragmente durch Schoenvisner, die selbst für die Archäologen unserer Zeit eine wichtige Quelle ist. 49 An den Wänden der viereckigen „sala terrena" sind gemeinsam Steinfragmente von Savaria, sowie Bauteile und Götterstatuen aus dem antiken Rom zu sehen. Die dargestellten Götter sind mit dem „Aeneis" von Vergil verknüpfte Figuren, die an der legendären Gründung der Stadt Rom in positivem oder negativem Sinn mitwirkten. In den gemalten Nischen (es gibt nur eine einzige reale Nische) an den in drei Teile gegliederten kürzeren Wänden des Saales sind die gemalten Standbilder der Venus, der Mutter von Aeneas, des Gottes des Flusses Tiber, der als eine Springbrunnenfigur mit den zu seinen Füßen spielenden Kindern Romulus und Remus dargestellt ist, des Gottes Apollo, dann an der gegenüber befindlichen Wand die Statuen des Rutulen-Königs Turnus mit dem Aeneas kämpften mußte, der Dea Muta, der aus einer geschwätzigen Nymphe gewordenen stummen Göttin, deren Geschichte bei Ovid zu lesen ist, und schließlich das Standbild der Göttin Minerva zu sehen. 50 Die Figuren von Venus, Apollo, Turnus und Minerva ähneln auf weißen Marmorpostamenten stehenden vergoldeten Statuen, während die Gestalten des Tiber und der Dea Muta den Figuren von Zierbrunnen ähnlich sind. Der Hintergrund ist in jedem Fall die Natur, ein Garten und ein blauer Himmel mit weißen und rosaroten Wolken. Hiebei ist zu bemerken, daß zur Zeit der Anfertigung der Fresken aus dem Saal ein schön angelegter Garten zu sehen war und daß der Maler bei der Gestaltung des inneren Raumes eine Fortsetzung dieses Anblickes wiedergeben wollte. 51 Dorffmaister glie­derte auch die längeren Wände unter Berücksichti­gung der architektonischen Gegebenheiten. Zwei von den an die, der Fensterreihe gegenüberlie­genden Wand gemalten drei Landschaften - der Triumphbogen des Titus und die Porta Maggiore ­stellen Ruinen von historischen Bauten nach dem Muster der Serie „Vedute di Roma" von Piranesi (siehe Kat. Nr. 66.) dar, während es sich bei der dritten antiken Ruine um ein Phantasiebild handelt. 52 Die im Vordergrund auf dem Boden liegenden oder an die Ruinen angelehnten, mit Figuren verzierten oder beschrifteten Steinfrag­mente aus Savaria gliedern sich ähnlich wie auf den Stichen von Piranesi, in die römische Landschaft organisch ein (Abb. 95.). Infolge dieser Aktuali­sierung sind die Bilder der „sala terrena" unter den Piranesi-Kopien einzigartig. Dorffmaister trachtete - wahrscheinlich auf Wunsch des Bischofs - die Steinfragmente aus Savaria genau und maßstab­getreu darzustellen, wobei er auch den Maßstab angab. Am bedeutendsten sind die Torsos der beiden großen Götterstatuen, die am Fuße der mit den Figuren des Tiber und der Dea Muta gekrönten Brunnen stehen. Die Fragmente der aus grau geädertem und weißem Marmor angefertigten Standbilder von Jupiter und Minerva wurden auf dem Gelände des ehemaligen Kapitols gefunden und gehörten offensichtlich zu der Skulpturen­gruppe, die drei Hauptgötter darstellte und nach dem Vorbild der Trias geschaffen wurde, die auf dem römischen Kapitol stand. 53 In der Legende des Aeneas, jener der Gründung von Rom, und der Darstellung der römischen Veduten kann man eine gedankliche Parallele zur Gründung des neuen Bistums von Szombathely und zu der wichtigen Rolle erblicken, die János Szily als Bauherr und Mäzen spielte. Ist es doch seiner bewußten Entwicklungstätigkeit zu verdanken, daß aus der Kleinstadt Szombathely ein bedeutender Bischofsitz wurde. Da die abgebildeten Steinfragmente zum Großteil erhalten geblieben und entweder im Museum oder unmittelbar neben den schön restaurierten Wandbildern ausgestellt sind, werden die ursprünglichen Vorstellungen des Bischofs Szily auch für die heutigen Besucher erkennbar. Neben der historischen und archäologischen Bedeutung dieser Sammlung ist auch ihr museologischer Wert hervorzuheben. Dadurch, daß er die archäolo­gischen Funde sammeln und aufarbeiten und für ihre Ausstellung einen besonderen Raum schaffen ließ, hat Bischof Szily in Ungarn das erste Museum und die erste archäologische Sammlung gegründet. An dieser Stelle sollten auch die Fresken in der Bibliothek und im Unterrichtssaal des Priester­seminars erwähnt werden, obwohl die ersteren keinem weltlichen Thema gewidmet sind, und das Gebäude kirchlichen Zwecken diente. Die Biblio­thek war jedoch zugleich eine öffentliche Biblio­thek, die auch für weltliche Leser offenstand. János Szily betrachtete beim Ausbau seines Sitzes die Schaffung eines Priesterseminars als seine wichtigste Aufgabe, damit die geringe Zahl der in der Diözese tätigen Priester sobald wie möglich erhöht werden könne. Das von Melchior Hefele entworfene Gebäude wurde bis zum Frühjahr 1780 fertiggestellt, es konnte jedoch, wegen eines Verbots von König Joseph II. erst 1790 - nach Widerruf der Verordnung - seiner Bestimmung übergeben werden. Im Unterricht des Seminars spielte die Biblio­thek eine wichtige Rolle. Die Bücher wurden durch 203

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