„Stephan Dorffmaister pinxit”. Dorffmaister István emlékkiállítása (Zalaegerszeg, 1997)

Galavics Géza: Die Histrienbilder von Stephan Dorffmaister

außer dem Schlachtfeld von Mohács auch Szigetvár, durch dessen Fall im Jahr 1566 ganz Südtrans­danubien in die Hand der Türken fiel. Am 5. September 1797 „besuchten wir die Stadt und besichtigten unter anderen die von den Türken errichtete Pfarrkirche, die jetzt hübsch ausgemalt ist. Mein Oheim selig, Lajos Festetich, ließ sie zur Hundertjahrfeier der Rückeroberung der Burg durch den berühmten Maler Dorfmeister ausmalen und mit Inschriften bezüglich der vier Ereignisse ergänzen" - heißt es in ihrem Bericht. Dann folgt der Text der Chronosticha, die - wie in Szentgott­hárd - die Wendepunkte der Ereignisse hervorhe­ben, die Thematik der Wandbilder angeben und von den Absichten des Auftraggebers berichten. 12 Dorffmaisters Fresko in Szigetvár füllt die ganze Hemisphäre der Kuppel aus, im Mittelpunkt erscheint die Darstellung der himmlische Sphäre ­Heilige Dreifaltigkeit mit Engelschören und der Jungfrau Maria -, am Rand friesartig die ununter­brochene Folge der Ereignisse. 13 (Abb. 45.) Dies wird ähnlich wie in Szentgotthárd durch einen gemalten Kuppeltambour umfaßt, deren Felder folgende Inschriften tragen: SOLIMANI ZRINIQ VE / FA Tis SVBDITA (mit der Vollendung des Schicksals von Suleiman und Zrínyi gefallen), heißt es in der ersten Inschrift, die Jahreszahl ergibt 1566, das Jahr des Falls von Burg Sziget. Die Inschrift bezieht sich darauf, daß das Leben des Verteidigers Miklós Zrínyi und des Belagerers, Kaiser Suleiman zugleich zu Ende ging. Das wird auch im Fresko darüber dargestellt: Die türkischen Soldaten erstürmen das - spätbarocke ­Burgtor und umdrängen den ungarisch gekleideten Zrínyi, der mit gezücktem Schwert die Burg verteidigt. Die ungarische Fahne steht noch hinter ihm aufrecht, aber der Held ist bereits besiegt, er blickt zum Himmel empor, zur Gottesmutter, die über den Wolken schwebt. Sein Widerpart, Sultan Suleiman, der während der Belagerung von Sziget eines natürlichen Todes starb, liegt im Bild rechts vom Burgtor in einem geöffneten Zelt auf seinem purpurfarbenen Sterbebett. Gegenüber dieser Szene wurde die zweite Inschrift des Deckenbildes untergebracht, diese bezieht sich auf die Türkenherrschaft: S VB L VNA HIS PLANXIT (jammerte 122 Jahre lang unter dem'Halbmond). Darüber erheben sich Halbmondfahnen, unter denen sich türkische Soldaten mit Turban versammeln, aus ihrer Runde flieht ein berittener kaiserlicher Soldat. Im Vordergrund dieser kompositionellen Gruppe erscheint wieder das auf dem Rücken liegende Pferdekadaver, das wir von Szentgotthárd kennen, genauso auch das Motiv des Geschützstandes mit geflochtenen Schanzkörben. Die dritte Inschrift, im Wandfeld über dem Hochaltar, erinnert an die Befreiung von Szigetvár: REVINDICATA FAME JVRE / VETERI EXVLTAVERAT (aufgrund von uraltem Recht 1688 durch Hunger rückerobert). Das dazugehörige Bildfeld hat die Befreiung und den Triumph zum Thema, wie auch die Darstellung diesem gegenüber. Auf dem ersten empfängt der kaiserliche Feldherr - gewiß General Vecchi, der Szigetvár aushungern ließ und zur Kapitulation zwang - den vornehmmen Türken, der sich ihm ergab. (Abb. 47.) Zum Zeichen des Triumphs hält er den Fuß auf türkischen Waffen und auf dem Kopf eines gefallenen türkischen Soldaten, sein gezücktes Schwert wurde mit einem Lorbeerkranz umgeben, wie es dem Sieger zukam. Ihm zur Seite steht ein ungarischer Offizier, er hält die mit ungarischen Wappen ergänzte kaiserliche Flagge mit dem Doppeladler in der Hand. Hinter ihnen reicht ein ungarischer Soldat einem ausgehungerten Türken Brot, im Vordergrund kaut ein kleiner Junge im Türkensitz mit Turban auf dem Kopf an einem Maiskolben. Die gegenüberliegende Darstellung setzt diesen Themenkreis fort. Dort wird - in gleicher Kom­position wie auf den Bildern von Szentgotthárd und Mohács - eine Reiterschlacht ausgefochten, die Tür­ken mit dem Pferdeschwanz sind nahe daran, zu verlieren. Ein Stück weiter kommt ein Feldherr am Gitter der Kasematte an und bringt einem christlichen Gefangenen und einer Frau mit ihren Kindern die Freiheit. (Abb. 48.) Ein Engel fliegt über dieser Szene den Siegern zu und verkündet mit Kruzifix und Lorbeerkranz in der Hand den Triumph der Christenheit. Dorffmaisters Gemälde ist also ein Triumphbild, und zwar in doppeltem Sinn. Einerseits, weil es eine Geschichte vergegenwärtigt, die - wie es auch in den Inschriften festgehalten ist - vom Fall von Szigetvár über die 122 Jahre der türkischen Besetzung bis zur Rückeroberung und von dort, wie die vierte Inschrift formuliert: HODIE PICTVRIS EXORNATA / о VANS SAECVLVM SERVAT (heute, 1788, durch Gemälde geschmückt die Hundertjahrfeier begeht), bis in die Gegenwart reicht. Der Triumph wird aber nicht allein durch die Heraufbeschwörung der Vergangenheit präsent, sondern auch durch den Umstand, daß dies in Deckengemälden in der Kuppel einer vormaligen türkischen Moschee festgehalten wird. Nachdem die Türken Ungarn erobert hatten, gestalteten sie die ungarischen Kirchen in Moscheen um (oder profanisierten sie), erst später errichteten sie sich echte türkische Moscheen. Nach der Vertreibung der Türken aus dem Lande nahmen die Christen auch 115

Next

/
Thumbnails
Contents