„Stephan Dorffmaister pinxit”. Dorffmaister István emlékkiállítása (Zalaegerszeg, 1997)
Galavics Géza: Die Histrienbilder von Stephan Dorffmaister
rerseits hat er die Farbenwelt, die Tonwerte, das Verhältnis der verschiedenen Teile zueinander reduziert. Die Komposition selbst bewahrt, wie bei dem Pendant, die barocke Tradition. Nicht nur in der Struktur, in der Zeichnung der Gestalten, sondern auch in der Malweise der Details. Die Authentizität der Darstellung ist im Sinne des Malers und des Publikums einigen genau erkennbaren Details anvertraut: dem sich schlängelnden Streifen der Donau links im Hintergrund, der Kuppe des Berges von Nagyharsány, die sich über dem Horizont erhebt, dem entfernten Zeltlager des Hintergrundes, der Schlachtordnung, der Mühle links im Vordergrund, die von den Besuchern aufgesucht wurde, und der Figur des Königs, der mit dem Roß in den Bach stürzt (Abb. 43.). Weit entfernt von der Schlacht - die rechts im Bild und in der Mitte tobt fällt der König von der steilen Uferböschung in den Bach. Er trägt den charakteristischen Prunkharnisch aus dem 16. Jahrhundert, der in der Wiener Weltlichen Schatzkammer noch in unserem Jahrhundert als Harnisch Ludwigs II. angesehen wurde. Dorffmaister malte den König in diesem Harnisch mit dem Monogramm LS (in Wirklichkeit ES) noch einmal in einer selbständigen Komposition {Abb. 44.), die Besucher am Ende des 18. Jahrhunderts wußten (wohl vom Auftraggeber Bischof Esterházy), daß das Bild nach einem Wiener Original ausgeführt worden war. Die Vorlage dürfte der Harnisch selbst gewesen sein, und nicht ein Bildnis von der Art des Gemäldes in Mohács. Auf diesem blickt uns ein Jüngling, ein König im Jünglingsalter mit aufgeklapptem Visier entgegen, entsprechend dem Topos der Feldherrendarstellungen: mit dem Schwert an der Seite, die Keule in der Rechten, die Linke in die Hüfte gestemmt. Dorffmaister stellte ihn in die Landschaft, links mit Bäumen und Gebüsch, rechts wird der Blick auf ein weites Feld freigegeben, der König ist gleichsam zur Schlacht gerüstet. Die Helmfeder ist bereits aufgesteckt, das Schwert gegürtet, an Harnisch und Keule glänzt der Sonnenstrahl. Dieses Licht umfaßt die ganze Figur, zeichnet scharfe Konturen vor dem neutralen Hintergrund, und dies verleiht dem Bildnis einen leicht historisierenden Charakter. Das Bild trug ursprünglich am unteren Bildrand folgende Inschrift: Rex, Patriam Populosque suos, Regnique pénates Propugnaturus fortiter occubuit. (Der König fiel im heldenhaften Kampf für die Verteidigung des Vaterlandes, des Volkes und des alten Glaubens). 9 Diese drei Bilder auf dem Schauplatz der Schlacht bei Mohács sind eine neue Erscheinung in der Geschichte der Kunst in Ungarn. Sie stellen nicht irgendeine Heldentat eines Mitgliedes einer Aristokratenfamilie dar und illustrieren auch nicht die göttliche Vorsehung oder die Beschützung des Landes durch die Patrona Hungáriáé. Sie halten vielmehr eine Schicksalswende fest und dienen zur Belehrung der Nachwelt, und dazu werden ein Abschnitt der Vergangenheit und die Hauptperson des Ereignisses heraufbeschwört. Die Bilder entstanden für die Sommerresidenz eines Bischofs, die aber anscheinend auch für die Öffentlichkeit zugänglich war, sie erfüllten also auch eine gemeinschaftliche Funktion. Außer den Aufzeichnungen 10 zeugen auch die zahlreichen Kopien des Königsbildnisses aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der Popularität der Bilder (Mohács, Museum; Pécs, Bischofspalast; Siklós, Burgmuseum; Budapest, Ungarisches Nationalmuseum), und im Jahr 1837 erhielt der junge Maler József Borsos den Auftrag, alle drei Bilder zu kopieren (Kat. Nr. 81-83). Diese sind sämtlich überliefert, und von der ersten Schlacht bei Mohács (Kat. Nr. 85.) und vom Bildnis des Königs (Kat. Nr. 84.) in Harnisch wurden auch Lithographien herausgegeben. 11 Obwohl die Erscheinungsform der Bilder einigermaßen traditionell war, (dienten sie doch als Schmuck der Sommerresidenz eines katholischen Kirchenfürsten), zeigt die ständige Aufmerksamkeit und das Interesse der Besucher vom ausgehenden 18. und vom beginnenden 19. Jahrhundert sowie die relativ hohe Zahl der Kopien eindeutig an, daß mit diesen Werken ein erfolgreiches Ensemble entstanden war, das auch weltliche und gemeinschaftliche Funktionen zu erfüllen vermochte. Deshalb lassen sich die Werke Dorffmaisters von Mohács als Vorläufer der ungarischen Historienmalerei, oder genauer gesagt als deren erste Vertreter ansehen. So verstand sie auch das zeitgenössische Publikum, und aus diesem Grunde fanden die drei Bilder wenn auch über Kopien und Lithographien - den Weg zum Publikum der ungarischen Vormärzperiode. Die späteren ungarischen Historienbilder Dorffmaisters entstanden hinsichtlich ihrer Funktion für mehr traditionelle Milieus, und dadurch wurden auch ihre gattungsmäßigen Eigenarten bestimmt. Ein Jahr nach den Bildern von Mohács folgte das Kuppelfresko der Pfarrkirche von Szigetvár, in dem Dorffmaister 1788 den Fall und die Rückeroberung von Burg Sziget verewigte. Es ist ein Deckenfresko wie in Szentgotthárd, mit ähnlichen formalen und kompositionellen Lösungen. Der Auftraggeber war der Patronatsherr der Stadt, Graf Lajos Festetich, wie es auch in den Aufzeichnungen des jungen László Festetich und seines Erziehers festgehalten wurde. Sie besuchten unter den historischen Stätten 114