„Stephan Dorffmaister pinxit”. Dorffmaister István emlékkiállítása (Zalaegerszeg, 1997)
Galavics Géza: Die Histrienbilder von Stephan Dorffmaister
Auftraggeber mit Dorffmaisters Arbeit zufrieden waren, aber die Aufträge ähnlichen Typs der folgenden Jahre sowie die Tatsache, daß sich die Zisterzienser von Heiligenkreuz/Szentgotthárd ein Jahrzehnt später, als es galt, die Geschichte des Ordens darzustellen, wieder an Dorffmaister wandten, zeugen auf jeden Fall von Erfolg und Anerkennung. Zwei, drei Jahre nach der Arbeit in Szentgotthárd erhielt Dorffmaister 1787 in einem anderen Winkel Transdanubiens einen Auftrag: Er sollte für den Sommerpalast des Bischofs von Pécs in Mohács zwei Türkenschlachten gestalten. Die Kunde von den beiden Gemälden ging bald umher, gleich aus dem folgenden Jahrzehnt, aus 1797, gibt es eine Aufzeichnung darüber. Der junge Graf László Festetich, Sohn des György Festetich, wurde von seinem Erzieher József Péteri Takács nach Mohács mitgenommen, wo sie auch den Bischof von Pécs besuchten. In ihrem gemeinsamen Tagebuch heißt es dazu: „Zw ebener Erde gibt es einen Saal, in dem an zwei Wänden Ölgemälde des Ödenburger Malers Dorfmeister von seltener Schönheit hängen. Die eine Leinwand verewigt die unglückliche Schlacht von 1526, bei der die Großen des Landes fielen und selbst der König Ludwig II. im Bach Csele, der damals wegen des Hochwassers in der Donau angeschwollen war, den Tod fand. Sein Bildnis ist neben dem Historienbild noch einmal gesondert, nach einem Wiener Original ausgeführt. Das Bild an der anderen Seite des Saals zeigt den neuerlichen Sieg des János Pálffy über die Türken auf dem gleichen Schlachtfeld... Nach der Betrachtung dieser Bilder schickte uns der Herr Bischof mit seinen eigenen Pferden zur Stelle, wo laut Überlieferung der König starb. Der Bach war wegen der Dürre völlig ausgetrocknet, sonst betreibt er eine Mühle. Wir fanden den untersten Stein der Marmorsäule, die einst zum Andenken an das traurige Ereignis aufgestellt worden war, und die seine Exzellenz der Bischof zu erneuern gedenkt." 1 Die beiden Bilder wurden zwar 1859 vom Palast entfernt, blieben aber dennoch erhalten, sie schmückten bis vor kurzem die Friedhofskapelle von Mohács, heute hängen sie in der Votivkirche der Stadt. Die gewaltigen, fünfeinhalb Meter breiten, segmentförmigen Gemälde sind ihrer Form und Funktion nach den Kompositionen des Abendmahls und der Hochzeit zu Kana in Klosterrefektorien ähnlich, sie waren auch in Mohács dazu angetan, einen repräsentativen Raum von zwei Seiten abzuschließen. Die Themenwahl war aber radikal neuartig, denn der Auftraggeber wünschte vom Künstler die Darstellung zweier profaner Ereignisse aus der örtlichen Geschichte, wiewohl von landesweiter Bedeutung. Die verlorene Schlacht bei Mohács des Jahres 1526 wurde bereits im 16. Jahrhundert, aber auch später in der politischen Literatur und auch im allgemeinen Bewußtsein als nationale Tragödie gewertet. Der Verfall des Landes wurde von diesem Ereignis abgeleitet, deshalb galt das Schlachtfeld bei Mohács als Memento. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts, mit dem Aufkommen der Reiselust, wurde Mohács immer öfter und öfter aufgesucht. Man fand aber außer dem halb verfallenen Gedenkstein an der (vermeintlichen) Stelle des Heldentodes des Königs Ludwig II. nichts mehr vor, was an die Tragödie erinnert oder das Ereignis heraufbeschwört und erlebbar gemacht hätte. Um diesem Mangel abzuhelfen, gab Graf László Esterházy, Bischof von Pécs, die beiden gewaltigen Gemälde und dazu noch das Bildnis des Königs Ludwig II. (Kat. Nr. 28.) in Auftrag. Stephan Dorffmaister gestaltete die beiden Schlachtenbilder nach der gleichen Bildstruktur. Der ziemlich hoch angesetzte Horizont bei zwei Drittel der Bildfläche teilt das Bild in zwei Teile, in der größeren unteren Hälfte spielt die Schlachtenszene, gleichsam aus der Vogelperspektive gezeigt. Hinter den kulissenhaften Bäumen, Gebüsch und Bachbett ordnete er die bezeichnenden kleinfigurigen Gruppen der Krieger wie in einem Fries an. Hinter diesen wird der Blick mit einem plötzlichen Umschwung in die Weite geführt, wo das Geschehen mit leichtem Pinsel nur andeutungsweise gezeigt wird. Die Beleuchtung, die Lichtführung der beiden Gemälde ist merkwürdigerweise abweichend voneinander. 8 Die Gestaltung der zweiten Schlacht (des Jahres 1687) ist traditionell, beinahe von historisierendem Charakter (Abb. 4L). In der Manier der niederländischen Schlachtenbilder des 17. Jahrhunderts arbeitete Dorffmaister mit gleichmäßiger, kontrastfreier Beleuchtung und dementsprechend mit einer fein schattierten, nuancenreichen Farbgebung. Wahrscheinlich wurde dieses Bild zuerst ausgeführt. Unter den Gestalten treten der Reihe nach die Gruppen und Kompositionselemente vom Wandbild in Szentgotthárd auf, der Soldat, der den Schopf des Türken packt, der Reiterkampf mit dem sich bäumenden und dem stürzenden Roß, der Pferdekadaver und weitere, etwas abgewandelte Motive. Dorffmaister befolgte also einen vorgezeichneten Weg, als er Elemente seiner Wandbildkomposition auf der Leinwand wiederverwendete. Auf dem anderen Bild, der Darstellung der ersten Schlacht bei Mohács (des Jahres 1526) experimentierte er mit einer neuartigen Beleuchtung (Abb. 42.). Die ganze Bildfläche ist durch grelles, einheitliches Licht überflutet, wodurch die Formen an Deutlichkeit und Klarheit gewannen, ande113