„Stephan Dorffmaister pinxit”. Dorffmaister István emlékkiállítása (Zalaegerszeg, 1997)

Galavics Géza: Die Histrienbilder von Stephan Dorffmaister

1784 in der Person von Stephan Dorffmaister den Maler, dem er diese Aufgabe übertragen konnte. In diesem Jahr wurde das Deckengemälde vollendet, in dessen Signatur der Maler - wie fast immer - seine akademischen Studien an der Wiener kaiserlichen und königlichen Akademie - betonte: Steph. Dorffmaister pinxit Ex Caes. Reg. Viennae. Acad. 1784. Er arbeitete in der Kirche mit seinem ältesten Sohn Joseph zusammen, der später ein ausgezeich­neter Porträtmaler werden sollte, und der in Szentgotthárd laut Signatur - Joseph Filius pinxit Architecturam - die Scheinarchitektur, die moder­ne, reiche Umrahmung nach spätbarockem Ge­schmack ausführte. Aus dieser marmorrot gehaltenen gemalten Architektur hebt sich die bunte und bewegte Darstellung der Schlacht bei Szentgotthárd hervor (Abb. 40.). Im Mittelpunkt erscheinen zwar die Madonna mit dem ungarischen Wappen und die Heilige Dreifaltigkeit, aber das bestimmende Element der Komposition ist eindeutig der herumlaufende Fries der Schlachtenszene. Am Rand des ovalen Gewölbefeldes verläuft eine Reihe von Szenen aus yier größeren Gruppen von Kämpfern, ergänzt durch die Darstellung eines Schützstandes mit geflochtenen Schanzkörben. Am linken Bildrand sprengt auf seinem Schimmel der kaiserliche Feldherr hervor, hinter ihm Kriegs­flaggen, zu seinen Füßen wirft sich ein Türke zur Erde, und zu seiner Seite stoßt ein kaiserlicher Söldner seinen turbangekrönten Gegner mit der Lanze in die Tiefe. Der Feldherr ist Montecuccoli, ihm bringt ein Engel von der Madonna den Siegeskranz. Die Komposition setzt sich mit Zweikampfszenen von Fußsoldaten fort. Unter getöteten Soldaten und einem Roßkadaver ergreift ein christlicher Soldat den Schopf eines Türken, im Zentrum folgt dann die bewegteste Gruppe der Szenenfolge mit sich bäumenden Pferden und zu Boden gestürzten Reitern, ein Nahkampf mit verwundeten und Gefallenen. Der Bogen der Schlachtenszene wird durch eine bravourvoll gestaltete Reiterfigur abgeschlossen, gegenüber von Montecuccoli sprengt der türkische Feldherr davon und läßt seine verwundeten und gefallenen Soldaten zurück. 5 Die himmlische Sphäre und die irdische Region trennen sich in der Komposition deutlich voneinan­der, und dies steigert die Wirkung der Schlachtens­zene sowie ihre künstlerische Intensität. Zwischen den beiden gibt es einen eher gedanklichen als visuellen Zusammenhang, darauf weisen auch die lateinischen Chronosticha. Das erste gibt das Thema des Deckengemäldes und den Zeitpunkt des Ereignisses an: LVNA LEOPOLDI REGIS PROSTERNITVR ARMIS (Der [Halb] mond wird durch die Waffen König Leopolds niedergestreckt - 1664). Die zweite faßt das Programm des Auftraggebers zusammen. Diese Inschrift stellt die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegen­wart, himmlischer und irdischer Sphäre her: VT PER TE FIDEI PROSTRATVS FVGERAT HOSTlS HIC PER TE MATER TVTVS ET ESTO LOCVS (Wie von Dir zerstreut der Feind des Glaubens geflohen / so soll dieser Ort von Dir, о unsere Mutter, geschützt sein - 1784). Unter Berufung auf die Schlacht bei Szentgotthárd empfahlen die Zisterzienser mit diesem Deckengemälde die Stadt und ihre Einwohner der Gottesmutter. Ihre Absicht war ähnlich wie sie seinerzeit 1764 bei der Grundsteinlegung mit der Inschrift des Marien­bildes im Grundstein zum Ausdruck gebracht worden war: Tibi Mater Alma Pia! Dir о süße, gnädige Mutter Dedicata sint haec tria seien dargeboten die drei, Locus, corpus, anima, der Ort mit Leib und Seele, Sis protectrix Nostri Coetus, Beschütze unsre Gemeinschaft, Cujus Tu Patrona vetus, wie von alters her schon immer. Vide nostra nominal Bewahre unsre Namen! Der gleiche Gedanke wurde unter dem Decken­gemälde mit dem Altar der ungarischen Heiligen noch einmal bildlich gestaltet: Der heilige König Stephan, der heilige Emmerich und der heilige König Ladislaus empfehlen das Land der Obhut der Madonna, und unten wird der wappengeschmückte Grenzstein Ungarns durch einen Engel mit gezücktem Schwert gehütet (M. Gusner, 1764). 6 Hier, wie im Deckenfresko, erscheint ein klassischer, ein Jahrhundert alter Bild-Topos des ungarischen Barock, der Gedanke der Patrona Hungáriáé, bezogen auf Szentgotthárd und seine Bewohner. Beim Deckenbild ist die Denkweise traditionell und zugleich modern, denn die Beweisführung ist konkret und im Diesseits verankert. Das Beispiel stammt aus der modernen Geschichte, und an der Decke ist ein historisches Ereignis von landesweiter Bedeutung aus der örtlichen Tradition festgehalten. Die Modernität liegt aber in erster Linie im malerischen Ausdruck, im ungewöhnlichen neuen Tenor, in der deutlichen und kraftvollen Vergegenwärtigung der historischen Argumentation. Das ist eindeutig Dorffmaisters Verdienst, der als erster an der Decke einer Kirche ein dekoratives Schlachtenbild malte, wie es in der sakralen Malerei des ungarischen Barock bis dahin unbekannt war und daher als ungewöhnlich wirkte, besonders weil dabei die Darstellung des historischen Ereignisses vorherrschte. Wir verfügen zwar über keinerlei Daten darüber, inwieweit die 112

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