A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 19-20. 90 esztendős a "Veszprémvármegyei" múzeum. Jubileumi évkönyv (Veszprém, 1993-1994)
B. Bónis Éva: Császárkori telep Balatonaligán
SIEDLUNG AUS DER KAISERZEIT IN BALATONALIGA Der Badeort Balatonaliga ist seit langem in der archäologischen Fachliteratur bekannt. Auf der Weide zwischen der Eisenbahnstation und der steilen Küstenstrecke (Abb. 1.) wurde oftmals Erde ausgehoben. Auf dem zu Ufer führenden Weg, in der sog. „Romlás"Flur hat man früher Urnengräber gefunden, die wahrscheinlich aus der Bronzezeit stammten. Kuzsinszky hat - sich auf Laczkó berufen - in der sog. „Sólápa"-Flur in Balatonfökajár römische Gebäudereste gefunden, 2 von hier stammt das bekannte Diana-Relief. Auf dem Territorium zwischen der Bahnstation und dem Hochufer hat man öfters Erdarbeiten durchgeführt und die dort freigelegten Funde kamen in das Veszprémer „Laczkó Dezsö"-Museum. Als die ofiziell verordneten Rettungsausgrabungen begannen (13. April 1952), hatte man hier schon seit zwei Wochen neuere Erdaushebungen geführt. Infolge der oftmaligen Aufhüllung, konnte weder der Grundriß des Hauses, noch der Platz des Grabes festgestellt werden, die Funde kamen hauptsächlich aus tieferen Gruben zum Vorschein. Im Laufe der Rettungsausgrabungen haben wir die Fundorte als sog. „Arbeitplätze" bezeichnet. Die meisten Funde wurden in den Gruben des Arbeitplatzes II. und VII. gefunden. Im Dezember 1952 sind auf diesem Gebiet Bäume gesetzt worden, damals gelang es, zwei Geschiirbrennöfen aus dem späten 4ten Jahrhundert (Abb. 13.) mit späten Keramienmaterial freizulegen (Abb. 14-17.). Ausser der zahlreichen Geschirrscherben wurden auf dem Fundort auch Gebrauchsgegenstände und Bruchstücke gefunden. (Abb. 7.). Bei der Datierung der Kolonienreste halfen uns die terra sigillata-Bruchstücke. (Abb. 9-10.). Die früheste Sigillata kam aus der Abfallgrube des Arbeitplatzes II. zum Vorschein, worauf Pan und Satyr dargestellt sind (Abb. 9. 2) und das ein La Graufesenqueer Erzeugnis ist und zur Zeit Domitianus nach Pannonién gelangte. Das späteste Stück, das mit einem Baum mit gedrehtem Stamm geziert ist (Abb. 9. 3) stammt aus der Zeit Alexander Severus und ist als ein Produkt aus Rheinzabern identifiziert worden. Der längste Zeitabschnitt des Bestehens der Kolonie dauerte vom Ende des 1 ten Jahrhunderts bis Anfang des 3-ten Jahrhunderts. Im Zusammenhang mit dem archäologischen Material, das bei der Rettungausgrabungen freigelegt wurde, können wir folgende Schlußfolgerungen ziehen. Auf dem Balatonaligaer Hochufer mußte zuerst eine Kolonie der Spätbronzezeit gewesen sein. Darauf weist - ausser der zerstreuten Scherben - auch der Ofen der Spätbronzezeit, der auf dem Arbeitsplatz VII. gefunen wurde. Vom Anfang des 2-ten Jahrhunderts war hier eine Siedlung aus der Kaiserzeit. Die Siedlung hatte keine LT-Vorgeschichte. Unter den reichen Keramikfunden gibt es keine einzige Scherbe aus der spät- LT-Zeit, keine streifenverzierten Scherben oder welche mit LT D-Kammverzierungen. 17 Die Siedlung entstand wahrscheinlich zur Zeit der Gründung römischer Siedlungen in der Provinz. Aufgrund ihrer Lage an der nord-östlichen Ecke des Balatons kann angenommen werden, daß hier der Poetovio-Aquincum-Weg oder die Sopianae-Brigetio Straße geführt hatte. 18 Aufgrund der Scherbenfunde kann man hier eine Lebensführung hohen Niveaus voraussetzen. Leider konnten wir keine Hausfundamente ausgraben, nur je ein Pfahlloch oder Teile eines Fußbodentonschlags und Strohlehmstücke zeigen, daß hier einst eine Dorfsiedlung gewesen war. Das reiche Material aus der am tiefsten gegrabenen Abfallgrube (z.B. die Grube des Arbeitplatzes II. und die Grube 1. des Arbeitplatzes VII.) weisen auf das niveauvolle Leben der Siedlung hin. Die auf der Abb. 7. dargestellten und extra angegebenen Bronzegegenstände, Glasgeschirrbruchteile, Schlüssel und Bruchteile anderer Eisenwerkzeuge weisen darauf hin, daß die Dorfeinwohner mit den in der Nähe liegenden Villenwirtschaften in Verbindung standen. Die Blütezeit der Siedlung muß im 2-3. Jahrhundert gewesen sein. Eine Parallele zu dieser, sich mit Landwirtschaft und Tierzucht beschäftigenden Dorfsiedlung ist die Kolonie in Budatétény am Rande des Limesweges, zwischen Albertfalva und Campona. 19 Auch diese Siedlung entstand erst viele Jahre nach der römischen Ansiedlung. Aufgrund der Münzen konnte festgestellt werden, daß es in Balatonaliga schon Mitte des 4-ten Jahrhunderts auf einem gewissen Platz der Siedlung einen Friedhof gab. Die frühe zwiebelkopfförmige Fibel (Müller, Bild 2.) stammt noch aus dieser Siedlung. Die Keramikfunde weisen auf eine weitere Periode hin. Während der Funderettung im Winter 1952 hat man zwei Keramikbrennöfen freigelegt. In dem Ofen Nr. 2. hat man körnige graue Geschirre mit scharfem Profil gefunden, die den Keramik der pannonischen Siedlungen und Wachtürme aus dem späten 4-ten Jahrhundert gleichen 20 und eine Schüssel mit Henkel, die einen Csernjahov-Charakter zeigt (Abb. 14-17.). Diese Schüssel ist im pannoni-schen Fundematerial unbekannt, es muß das Produkt eines zu einem östlichen Ethnikum gehörenden Töpfers gewesen sein oder brachte er es mit sich. Der zugrundegegangene Ofen Nr. 2. (Abb. 13.) gleicht einem Ofen aus dem 4-ten Jahrhundert und einem Ternitzer Ofen vom Anfang des 5-ten Jahrhunderts. 21 Es muß noch erwähnt werden, daß die T. Fibel mit Federstruktur (Abb. 7. 2 und Abb. 8.) ebenfalls an die Fibel der Csernjahov-Kultur erinnert, wie auch die große Schüssel den Geschirren derselben Kultur 22 ähnelt (Abb. 17.). DR. ÉVA В. BONIS Magyar Nemzeti Múzeum H-1088 Budapest Múzeum krt. 14-16. 176