A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 18. (Veszprém, 1986)

Hudi József: A Veszprémi Olvasótársaság története 1841–1844. (Adalékok a Veszprém megyei reformkori egyletek történetéhez)

JÓZSEF HUDI GESCHICHTE DES LESER VEREINS IN VESZPRÉM 1841-1844 (Beiträge zur Geschichte der Vereine in der Reformzeit im Komitat Veszprém) Der Author wählte als Thema seiner Forschungsarbeit in ziemlich vernachlässigtes Gebiet der Ortsgeschichtsschrei­bung: er wollte die Geschichte der Vereine im Komitat Veszprém und ganz besonders die Geschichte der Leserve­reins in Veszprém in einem gewissen Zeitintervall, und zwar zwei Jahrzehnte vor 1848 ein bisschen eindringlicher stu­dieren. In der Einleitung gibt der Verfasser einen Überblick über die Veränderungen, die in der Bücherkultur in West-Europa und Ungarn seit dem XVIII. Jahrhundert vorsichgegangen sind, bald untersucht er kurz die damals herrschenden Ums­tände und macht uns mit jenen bekannt, unter denen in Ungarn, - so auch im Komitat Veszprém und Stadt Veszp­rém - die verschiedenen Vereine, so z. B. die Leservereine und Kasinos in der zweiten Hälfte der 1820-er Jahren zustan­dekamen. Er hebt die Rolle des Grafen István Széchenyi hervor, der in Ungarn als erster das Kasino in Pressburg und später in Pest gründete, die Prinzipien des Liberalismus popularisierte und ein festes Programm zur bürgerlichen Umgestaltung Ungarn ausarbeitete. Im Komitat Veszprém haben zuallererst die Juden, die im zweiten Drittel des XVIII. Jh-s hierhergezogen sind, Ve­reine gegründet, vor allem aus Wohltätigkeits gründen um ­nach den Geboten ihrer Religion - ihre armen und unglück­lichen Glaubensgenossen zu unterstützen, die Bettler mit Lebensmittel und Kleidung zu versehen. In der ersten Hälfte des XIX-ten Jahrhunderts wurde der kreis der Wohltätigkeits­vereine in den grösseren Städten erweitert und man legte einen grossen Wert auf die religiöse Erziehung der Jugend (auch in Veszprém gab es mehrere Vereine, deren Aufgabe war die armen, aber begabten Junderkinder beim Weiterler­nen, beim Studieren zu unterstützen). Die Komitatsvereine in der Reformzeit gründeten schon auf gewissen kulturellen Traditionen: seit 1789 arbeitet in Veszprém eine Druckerei, um die sich eine schöne Anzahl der Schriftsteller scharte, es wurden mehrere Zeitschriften gegründet: die erste im Jahre 1805, die zweite 1820. Von den zehnter-zwanziger Jahren wird das wissenschaftliche Leben von der Veszprémer Gesellschaft der Wissenschaftler, das Musikleben von dem Musikverein des Komitats Veszprém organisiert und geleitet. Dem Beispiel des Pester Kasino's folgend kommen auch im Komitat Veszprém am Ende der zwanziger Jahre die ersten Vereine zustande: im Jahre 1828 wird in Mezo'szcnt­györgy, 1830 in Pápa ein Leserverein gegründet. 1833 organi­siert man den Leserverein in Veszprém, 1834 und 1837 Kasinos in Pápa. Der im Jahre 1839 in Szilasbalhás gegrün­dete Leserverein wurde im Jahre 1839 zu einem Kasino reor­ganisiert. In den vierziger Jahren erweiterte sich der Kreis der Kulturvereine: im Jahre 1841 gründete man in Devecser und Veszprém einen Leserverein und im Jahre 1 846 arbeitet im Dorf Küngös ein Leserkreis. Der Verfasser unterscheidet zwei Typen der Kulturve­reine im Komitat Veszprém je nach dem, wer sie gegründet hat, wer sie besucht und finansiert. Zum ersten Typ gehören die Dorfsvereine, wie z. B. der Leserkreis in Küngös oder das Kasino in Szilasbalhás, die der Kleinadler, die adeligen Grundbesitzer gründeten. Diese hatten immer einen famili­ären Charakter: meistens dienten sie der institutionsmässi­gen Unterhaltung und Bildung einiger grossen verwandten Familien und Sippen. In ihren Konstitutionen wurde z. B. auch das reguliert, dass nur der Mitglied des Vereins sein kann, der den anderen vor den Dorfseinwohner, nicht schimpft, keine unbegründeten Beschuldigungen und Erfin­dungen über die anderen verbreitet, nicht flucht u. s. w. Den zweiten Typ der Leservereine und Kasinos bilden die Vereine der Markflecken. Diese wurden vom Stadtadler, von der nichtadeligen Intelligenz, von dem Kleinadel und der kirchlichen Intelligenz, sowohl in kleinen, Anteil von Bürgern gegründet. Das charakteristische Merkmal der Vereine in Ungarn, dass die Bauernschicht vollkommen aus­geschlossen war aus allen liberal-politischen und kulturel­len Bewegungen, ist auch im Komitat Veszprém nachzu­weisen. Es muss jedoch erwähnt werden, dass auch in den Bauerngemeinschaften so langsam der bürgerliche Anspruch an Bildung und Kultur entstand, z. B. an das Zeitunglesen: in einem kleinen Dorf, Lajoskomárom z. B. haben die Bauern gemeinsam auf die Zeitung „Magyar Gazda" abboniert. Der Veszprémer Leserverein wurde am 1. Juli 1841. mit 86 Mitgliedern gegründet, ein Jahr später stieg die Zahl der Aktionäre schon auf 102. Von den Stiftern gehören fast drei Viertel den örtlichen und provinziellen kleinadeligen Grundbesitzern und Beamten an, ein Viertel machen die Kirchlichen aus: unter den Aktionären sind sowohl katho­lische Kirchenfürste, als auch Dorfpriester vorzufinden. Un­ter den Stiftern sind auch Aristokraten und Frauen vertre­ten. Von den Bürgern hat sich nur eine geringe Anzahl ange­schlossen. Der Veszprémer Leserverein war vol allem das kulturelle Forum der führenden Schichten des Kleinadels der Stadt und des Komitats. Die Zielsetzungen des Vereins waren ­im Sinne der Konstitution - die Popularisierung des Lesens, durch Anschaffen und Lesen verschiedener heimischer und ausländischer Ausgaben. Die Organisations- und Tätigkeit­sordnung gründete auf demokratischen Grunsätzen: das Hauptlenkungsorgan war die in einem Jahr öfters tagende Vollversammlung, die die finanziellen Angelegenheiten in Auge hält, Beschlüsse fasst, was die Erweiterung des Biblio­thekbestands anbelangt, Entscheidung trifft über die Auf­nahme neuer Mitlglieder, und jährlich die leitenden Beamten wählt, die verpflichtet sind der Vollversammlung Berichte zu erstatten und Rechenschafte abzugeben. Falls sie ihre Ar­beit schlecht verrichten, können sie zu jeder Zeit abgerufen und abgesetzt werden. In der Zeit zwischen den Vollversammlungen lenkt das Leben des Vereins der Direk­torausschuss, seine Entscheidungsrechte erstrecken sich aber nur auf Angelegenheiten kleinerer Bedeutung (z. B. Bücher­bestellungen, Überprüfungen von Klagen). Zu den gewähl­ten Beamten des Vereins gehören der Vorsitzende des Leser­vereins, der Stellvertreter des Vorsitzenden, der zugleich der Vorsitzende des Direktorausschusses ist, die Mitglieder des Direktorausschusses, der Sekretär des Vorsitzenden, der Kassier, der Bibüothckar. Der Mittelpunkt des Vereinlebens ist der Lesesaal. Hier­her kommen die Mitligeder lesen, Bücher ausleihen oder sich unterhalten. Am ausführlichsten werden die Grundregeln festgelegt (1841, 1842), die sich auf das Bücherleihen und Gebrauch der Bibliothek beziehen: ganz genau wird die Weise, die Termine des Leihens festgelegt, es werden Strafen ausgesetzt für die, die die Termine des Buchlehens nicht einhalten, die Bücher oder die Zeitschrifte, Illustrierte beschädigen. Der Bestand der Bibliothek beträgt im Jahre 1841 260 Werke in 744 Bänden, 1842 sind im Inventar 335 Werken in 929 Bänden angegeben. Es ist keine grosse Bibliothek, den Ausmassen nach entspricht sie einer gut erlesenen und be­wusst angelegten Privat - oder Handbibliothek. Der über­wiegende Teil der Werke sind politisch-geschichtliche Ausga­ben und belletristische Werke, diese Zusammensetzung des Bestands zeigt auf die Veränderung des Geschmacks hin, die 474

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