A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 18. (Veszprém, 1986)

Bóna István: Gepida fejedelmi sír Tiszaszőlősőn? A mojgrádi kincs harmis népvándorláskori aranyairól

ISTVÁN BONA EIN GEPIDISCHES FURSTENGRAB AUS DEM 6. JAHRHUNDERT IN TISZASZÖLÖS? ÜBER DIE VÖLKERWANDERUNGSZEITLICHEN FÄLSCHUNGEN DES GOLDSCHATZES VON MOIGRAD Die unlängst geborene und mit unerhörter Energie pro­pagierte Theorie, wonach der Goldfund von Moigrad aus dem Jahre 1912 der fast dreiviertel Jahrhundert lang verborgene Teil der Funde von Tiszaszó'lős des Jahres 1839 sei, gründet sich auf zwei wagehalsige Voraussetzungen: 1. Der von E. Tariczky, dem Pfaffer von Tiszafüred zwischen 1872-1876 erträumte „skythische Ritter mit Goldharnisch" von Tisza­szőlős existierte tatsächlich, jedoch war eine völkerwande­rungszeitliche Bestattung. 2. Noch dazu, ein gepidisches Fürstengrab aus dem 6. Jh., wie dies die im Moigrader Schatz auf uns gebliebenen völkerwanderungszeitlichen Funde „von Tiszaszőlős" beweisen. Also die Moigrad = Tiszaszőlős­Theorie ruht im wesentlichen auf den obigen Prämissen. Die in den Moigrader Funden vorkommenden 5 Gegen­stände von völkerwanderungszeitlichem Typ wurden nur 1941 von N. Fettich, der den Schatz bearbeitete, persönlich untersucht. Bei der Publikation des Schatzes (1953) führte er sie als originale Funde vor und datierte mit ihnen den gan­zen Schatz. Da nach den Untersuchungen von Fettich die Moigrader Funde jahrzehntelang vor der Forschung ver­schlossen waren und es bis heute noch nicht zu ihrer Nach­prüfung gekommen ist, konnte man zu ihrer Frage bis Anfang der 70er Jahre nur auf Grund der Publikation von Fettich sprechen. Obwohl die Mehrheit der als völkerwanderungs­zeitlich betrachteten Funde von Moigrad als ungewöhn­lich, fast als ein Unikum zu sein schien, erforderte sie dennoch eine große Vorsicht, da ja auch das zweifellos glaub­würdige Königsgrab von Apahida I aus dem Jahre 1889 , ­der bis dorthin bekannte einzige authentische gepidische Fürstenfund - gleichfalls zahlreiche Unika enthielt. Die Lage veränderte sich in entscheidender Weise als zu Beginn der Janre 1970 der Schatz von Klausenburg-Some­seni 5 , sodann das Königsgrab von Apahida II 6 nacheinander publiziert wurden. Die zwei neuen, großen Funde schlössen sich eng aneinander, an das Grab von Apahida I und auch an andere, authentische, gleichaltrige, gepidische Gold­schmiederarbeiten. Die Zahl der Golschmiedeprodukte stieg in den drei großen Funden und in sich ihnen anknüpfenden anderen Funden fast auf 200 an. Aus der Fundgruppe von Apahida-Someseni, aus diesen Prachtstücken der gepidischen königlichen Goldschmiedewerkstatt kam kein einziger Ge­genstand zum Vorschein, der nur annähernd an die „völker­wanderungszeitlichen" Funde von Moigrad erinnert hätte. Hiermit kam der in die Echtheit der „völkerwanderungs­zeitlichen" Funde von Moigrad gesetzte Glauben auf einem Schlag ins Schwanken, von der Mitte der 70er Jahre wird der Name Moigrad in den ernsten Facharbeiten nicht mehr erwähnt. ~ Die Authentizität des Moigrader „Schama­2 5 nengrabes' versuchte allein K. Horedt zu retten. Seine Abhandlung ist methodologisch grundfalsch (z.B. versuchte er aus einer Schwerttragöse östlichen Typs, einem Schwert­ring von viel späterem, nördlichem Typ, einer als „magische Schwertperle" angesehenen polyedrischen Perle und aus einem kupferzeitlichen, gerippten Goldblech eine linkshän­dige, für das Grab erzeugte hunnische „Totenwaffe" zusam­menzufabrizieren) und bedarf keinen ausführlichen Widerruf, schon deshalb nicht, da seine Abhandlung primär das Ziel verfolgte, um zu „beweisen", daß die Hunnenbewegung den größeren Teil Rumäniens vermieden hat. Die wilden Hunnen wären durch den Radnau-Paß in Nordsiebenbürgen einge­brochen (dies sollte das von ihm in das ausgehende 4. Jh.(?) gesetzte Moigrader „Schamanengrab" beweisen), sodann scherten sie sich mit Berührung von Szilágysomlyó direkt nach dem heutigen Ungarn fort. ~ 31 K. Horedt untersuchte die Moigrader Funde nicht im Originalen und baute seine Theorie auf die Publikation und Feststellungen von Fettich auf. N. Fettich verlor von den 40er Jahren an, als er sich auch als Goldschmied mit der praktischen Goldschmiedekunst, insbesondere mit Silber­schmeiderei zu befassen begann, seine Sicherheit, mit der er früher die Funde behandelte. Den Griffen der Gold- und Silberschmiedekunst begann er eine absolute Rolle in der Beurteilung der ethnischen Zugehörigkeit zuzuschreiben, so wurden z.B. in seinen späten Arbeiten die Silberwerke immer von „dakischem" Ursprung, zu Schöpfungen von jahrhunder­telang schleichend weiterlebenden dakischen Elementen. Die goldschmiedetechnischen Eigenheiten der Goldschmucke (ihre verschiedenen gepunzten und filigranen Verzierungen, die ihr Inneres ausfüllende weiße Masse oder die verschiede­nen Klebstoffe) wurden zu lebenden Werkstattstraditionen deklariert, so zog er als Schöpfungen der „Martinovka-Kultur " des 6. Jh, fast auf einen gemeinsamen Nenner, die Grabfunde von Bakodpuszta aus dem 5. Jh., den Schatzfund von Zalesje aus dem 7. Jh. und den Schatzfund von Draßburg/Darufalva aus dem 11. Jh. zusammengebracht. 44 Seine Theorie, seine falschen Datierungen mußten später Fund über Fund katego­risch widerlegt werden. Zu dieser Zeit verlor er auch die Sicherheit, mit der er früher die Originalfunde von den Fälschungen unterscheiden konnte. Hierdurch wurde 1941 N. Fettich zum höchsten Beweiser der Echtheit der „Königs­berger" Adlerfibel und seinem Ansehen mußte sich ein jeder fügen. Erst 1952 wurde es bekannt, daß die „Königs­berger" Adlerfibel eigentlich von dem Münchner Gold­schmied L. Pirzl im Jahre 1937 gefertigt wurde. 5 Fettich, der 1941, also im selben Jahr die „völkerwanderungszeit­lichen" Golde von Moigrad untersuchte, fiel einem ähnlichen Goldschmiedetrick (Abwetzungen und Faltungen der Funde usw.) zum Opfer, wie im Falle der Adlerschnalle. Anfang der 50er Jahre, bei dem Verfassen seines Buches war ihm die Enthüllung von G. Lill noch nicht bekannt und brüstete sich schön übertrieben mit den Worten, „daß niemand so viele Fälschungen - hierzulande und im Ausland - enthüllt hat als ich". Die Rolle und der Irrtum von Fettich in der .Königsberger" Angelegenheit wurde auch später nicht be­kannt und beeinflußte lange Zeit nicht weit im Zusammen­hang mit den Moigrader Funden ausgesprochenes Urteil. Selbst bei den Forschern war der Fall von Königsberg unbe­kannt, die seine an den Moigrader Schatz geknüpfte wilde Theorie scharf kritisierten. Diese Forscher wiesen darauf hin, daß die im Schatz vorhandenen kupferzeitlichen Golde tat­sächlich aus der Kupferzeit stammen und echt sind, jedoch untersuchten sie nicht die Echtheit der „völkerwanderungs­zeitlichen" Gegenstände. Die Moigrad = Tiszaszőlős-Theorie von J. Makkay gab 1982 als erster A. Kiss im Römisch-Germanischen Zentral­museum zu Mainz bekannt. 9 A. Kiss schenkte in vollem Maße den sämtlichen Theorien: N. Fettich, E. Tariczky und J. Makkay Glauben und tischte die genannten Moigrader Funde als Reste „des Reitergrabes mit Goldharnisch" von Tiszaszőlős auf. Auch seine eigenen Argumente knüpft er an die Moigrad = Tiszaszőlős-Theorie. Auf dem mittleren Zier­stein der Moigrader größeren Schnalle mit viereckiger Be­schlagplatte entdeckte er eine solche, mehrfach konzent­rierte Kreisverzierung, die - laut ihm — auf einzelnem Zier­steinen des erst 1842 ins Museum gelangten, jedoch ganz bis 1868 vor der Fachwelt unbekannten Schatzes von Pietroasa sichtbar ist. Dies vermutet A. Kiss als einen entscheidenden Beweis für die Originalität der Moigrader Schnalle, da ja die 111

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