A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 17. (Veszprém, 1984)

Uzsoki András: I. András király sírja Tihanyban és a sírlap ikonográfiai vonatkozásai

ANDRÁS UZSOKI DAS GRAB KÖNIG ANDREAS I. IN TIHANY UND DIE IKONOGRAPHISCHEN BEZÜGE DER GRABPLATTE Aus der ältesten, im Original erhaltengebliebenen lateinischen Urkunde Ungarns, der Stiftungsurkunde der St. Benedektiner Abtei von Tihany, weiß man, daß König Andreas I. im Jahre 1055 neben dem Balaton (Plat­tensee) auf der Halbinsel Tihany eine Familiengrabstät­te anlegen ließ. In seinem Entschluß und seiner Verfü­gung folgte er der Rechtsausübung der Herrscher der Zeit der Karolinger und Ottos, in erster Linie aber dem Beispiel des ungarischen Königs Stephan I. (dem Heili­gen). Dieses Gewohnheitsrecht ist sowohl in der östli­chen als auch in der westlichen christlichen Welt in der alten Vergangenheit verwurzelt. Andreas I. folgte daher den Spuren der Kaiser von Byzanz, Karl des Großen so­wie der deutschen Herrscher. Der mittelalterliche christliche Herrscher spielte in Zeit nicht nur die Rolle des Vicarius Christi, sondern war auch der Servus Christi, da Demut und Genügsam­keit als Herrschertugenden galten. Für die Grabstätten der Herrscher können schöne Bei­spiele aufgezählt werden: das Grab Karl des Großen in Aachen, das Grab des deutschen Königs Heinrich I. in Quedlinburg, das Grab des Kaisers Otto I. (dem Großen) in Magdeburg, das Grab des Kaisers Heinrich II. in Bamberg usw. Auch die Grabstätten der ungarischen Könige lassen sich verfolgen. In einer Aufzeichnung aus dem XII. — XIII. Jahrhunder kann man folgendes finden: „Sanctus Stephanus sepultus Albe" = Stephan der Heilige wurde in (Székes)Fehérvár begraben; „Andreas in monaster, abas, de Tihan" = Andreas im Abteikloster zu Tihany; „Bela Sexar" = Adalbert in Szekszárd. Nach der Chroni­con Posoniense ist Stephan in Fehérvár, Aba in seinem Kloster in Sár, Andreas zusammen mit seinem Sohn David in Tihany begraben, und Adalbert ruht in Szek­szárd. Die Chronici Hungarici Compositio saeculi XIV. und die ein Jahrhundert früher entstandene Gesta Hun­garorum des Simon de Keza bestätigen dies ebenfalls. Der diesbezügliche Teil der Gründungsurkunde der Abtei Tihany aus dem Jahre 1055 (Abb:l) lautet wie folgt: ,, . . .Unde itaque xpistianissimus sceptrifer And­reas iussu auctoritatiuo sub cartali testamento huius priuilegii exarari edixit, thomo présente, seriatim monstrante, quisquid ad ecclesiam sancte marie sanc­tique Aniani episcopi et confessoris in loco qui uulgo dicitur Tichon super Balatin, pro sua et coniugis, filio­rum et filiarumque et omnium par en tum suorum uiuo­rum siue defunctorum salute tradidit, in terris cultis et incultis, in uineis, in agriculturis, in seruis, in ancillis, in equis, in bubus, et ovibus et porcis, in apibus et ipsa­rum custodibus, et in ornamentis eiusdem ecclesie honori pertinentibus ..." Also: „Darum sagte Andreas, der allerchristlichste Zepterträger (König, Sceptrifer), mit seinem hochgeachteten Befehl daß unter dem Perga­mentzeugnis dieser Urkunde geschrieben werden soll, wie dieser Text von Zeile zu Zeile all das zeigt, was er der an dem Orte Tihany am Balaton befindlichen Kirche der Heiligen Maria und des Bischofs und Glaubensbe­kenners, des Heiligen Anianus, für die Seligkeit seiner selbst, seiner Frau, Söhne, Töchter und aller lebenden und toten Verwandten übergeben hat: an bearbeitetem und unbearbeitetem Land, Wein, Geräten der Landbear­beitung, Knechten und Mägden, Pferden, Rindern, Scha­fen, Schweinen, Bienen und ihren Hütern und an zur Ehre der Kirche gehörendem Zierat . . .". Der Text der Urkunde paßt ausgezeichnet in die Ur­kundenpraxis des X. — XI. Jahrhunderts und in die Ordnung der von den Herrschern geschaffenen Fami­lienklöster (Eigenkirchen) und Begräbnisstätten. Die Tatsache der Gründung wird durch den folgenden Satz eindeutig ausgedrückt: „Tradidit enim inibi gloriosus prefatus rex locum prescriptum in qua eadem insula scilicet fondata est ecclesia cum suis terminis quorum nomina sie adnotantur". Also: „So hat der erwähnte ruhmreiche König den oben beschriebenen Ort wirklich übergeben, auf der selbigen Insel — wo die Kirche gegründet wurde — zusammen mit seinen Grenzen, de­ren Namen so aufgezeichnet wurden." Die zu Beginn der 90 iger Jahre des XL Jahrhunderts verfaßte Schenkungsurkunde des Sohnes Andreas L, des Dux David, bezeugt, daß für die Familiengrabstätte und die Abtei von Tihany der noch lebende Nachkomme sorgte (Abb. 2). Eine der frühesten bekannten Quellen der familiären Beziehugen und dynastischen Heirat von Andreas ist das Scholion der Gesta von Adamus Bremensis aus dem XL Jahrhundert: „Haroldus rex Norwegiae a Graecia regressus, filiam regis Ruziae Gerzlef, uxorem aeeepit. Alteram tulit Andreas, rex Ungarorum, de qua genitus est Salomon. Terciam duxit rex Francorum Heinricus, quae peperit ei Philippum". Also: „Harald, der König von Norwegen, nahm bei seiner Rückkehr aus Grie­chenland die Tochter des Königs (richtig: Fürsten) von Rußland zur Frau. Der König der Ungarn, Andreas, nahm die zweite mit sich, von der Salomon geboren wurde. Die dritte wurde vom König der Franken, Heinrich, geheiratet, welche ihm Philipp gebar." König Andreas I. starb im Jahre 1060 in Zirc im Ba­kony-Gebirge. Sein Leichnam wurde im Kloster Tihany begraben. Die Tatsache des Begräbnisses wurde zum ersten Mal in der Urkunde des Königs Andreas IL aus dem Jahre 1211 aufgezeichnet, welche die Besitztümer der Abtei Tihany zusammenfaßte. Auch die Gesta von Simon de Keza, das Chronicon Posoniense und die Chronica Hungarorum von Thuröczy belegen die Tat­sache des Begräbnisses. Sogar die Chronik von Hein­ricus de Mügeln erwähnt es, und diese ist der älteste deutschsprachige Bericht von dem Ereignis: „Und starb in dem funfezehen (fünfezehenden) jar seins reichs (obiit anno regni sui deeimo quinto); und ist begraben in dem munster des heiligen sant Aniani daz er gepawt hett". Den ältesten ungarischen Bericht wiederum findet man in der Chronik von Gáspár Heltai. Die erwähnten Chroniken machen die Tatsache unanfechtbar, daß König Andreas I. im Kloster Tihany begraben wurde. Bei der Prüfung der zur Identifizierung seines Grabes bzw. der in der Krypta der Abteikirche von Tihany befindlichen Grabplatte dienenden Daten der Fachlitera­tur des XVIII. und XIX. Jahrhunderts müssen die archä­ologischen Studienausflüge von Rudolf Eitelberger im Sommer 1854 und 1855 in Ungarn hervorgehoben wer­den, bei denen er auch die Krypta vermaß. Seine Erfahrungen schrieb er wie folgt nieder: „In seinem jetzigen Zustande macht sie einen sehr beengenden Eindruck und zeigt grobe Spuren der Vernachlässigung, trotzdem, dass sie der Sage nach ein ungarisches Königs­grab beherbergt. Es befinden sich nähmlich in dieser Kirche zwei fast ganz gleich grosse Marmorplatten, von denen Eine ganz und gar ohne Verzierung ist, die ande­re aber eine crux apostolica zeigt. Die Platte ist 6' lang, l'/2' breit. Das Kreuz in einer einfachen Umrahmung im Relief zusammen, bedeckt die ganze Fläche. Man hielt diesen Grabstein für das Grabmal des Stifters des Klosters, König Andreas, da seit den Zeichen Stephan des Heiligen, das apostolische Kreuz ein Ehrenzeichen des jeweiligen Königs von Ungarn „des Apostolischen" 185

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