A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 10. (Veszprém, 1971)

Körmendy József: Fa- és sövénytemplomok a Veszprémi Egyházmegye területén a XVIII. században

Holz- und Heckenkirchen auf dem Gebiet der Diözese Veszprém im XVIII. Jahrhundert Die soziologische und kirchenkünstlerische Geschichte der sich auf einem Großteil Transdanubiens erstreckenden Diözese Veszprém, deren Gründung (990—997) auf bald tausend Jahre zurückreicht, ist überwiegend noch uner­forscht. Besondere Lücken weist die Diözesangeschichte des XVII. und der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts auf. Im Vergleich zum Mittelalter zeigten die vom Türkenjoch befreiten Gebiete der Diözese soziologisch und bekenntnis­mäßig ein völlig verändertes Bild. Die sich befestigende Re­formation und die ihre alten Rechte revindizierende katho­lische Kirche machten alle Anstrengungen um das religiöse Leben organisatorisch wieder in Gang zu bringen und zu festigen. Die alten Kultstätten (Kirchen und Kapellen) blie­ben in den anderthalb Jahrhunderten der Türkenzeit teils als natürliche Folge der Kriegseinwirkungen, teils aber durch Entvölkerung der Wohnstätten herrenlos und gingen in Verfall. Aufzeichnungen wissen auch darüber zu berichten, daß die Türken das massive Baumaterial der Kirchen zur Ver­stärkung ihrer Burgen und Wehrbauten verschleppten. (Nach Szigetvár von Istvándi, Merenye, Nagydobsza usw., nach Kapronca von Somogyudvarhely.) Manchenorts (Orda­cssin) waren es dann wieder die Feudalherren, die die Gesteins­trümmer der Kirchen für ihre Wirtschaftsgebäude verwen­deten. Dann gab es auch Fälle (Orci, Nemesdéd usw.), wo die Ortsansässigen die Kirche abrissen. Bezeichnend für das Ausmaß der Vernichtungen ist die Tatsache, daß im XIV. Jahrhundert die sich auf fünf Komi­tate (Pilis, Fejér, Veszprém, Zala und Somogy) erstreckende Diözese Veszprém, auf die sich die vorliegende Studie bezieht, noch 431 Pfarreien, mehr als 100 Abteien, Propsteien und Ordenshäuser zählte, von denen bis Mitte des XVII. Jahr­hunderts nur mehr 5 Pfarreien pastoral tätig geblieben waren. Von den auf dem genannten Gebiet urkundlich bekannten 2881 bewohnten Siedlungen blieben bis Anfang des XVIII. Jahrhunderts nur mehr 734 übrig. Dieses Gebiet umfaßt derzeit das Komitat Veszprém nörd­lich vom Balatonsee, einschließlich des Erzdechanats Pápa, dessen Gebiet erst 1777 vom Diözesanbereich Győr jenem der Diözese Veszprém angegliedert wurde, ferner im Nordos­ten das Gebiet des Komitats Fejér, vom Komitat Pest die Gebietsteile rechts der Donau mit des Donauinsel Csepel, weiter südwärts das Komitat Somogy bis zum Draufluß, schließlich dem Westen zu Dreiviertel des Komitats Zala. Aus den Trümmern erwachte jedoch neues Leben. Die im Verlauf der langwierigen Kriegsgeschehen ver­armte und auch religionsmäßig geteilte Bevölkerung ver­mochte aus eigener Kraft die in Trümmer gelegten einstigen Steinbauten ihrer Gotteshäuser nicht wieder errichten. Es langte provisorisch nur für Hecken- und Holzkirchen. Nach eingehender Sichtung des erhalten geliehenen dies­bezüglichen Schriftenmaterials der Diözesan- und Kapitel­archive von Veszprém sowie des Budapester Landesarchivs und des Komitatsarchivs von Kaposvár, mit Benützung ihres bisher unausgewertet gebliebenen Quellenmaterials wird nachgewiesen, wie an Stelle von alten, nicht selten künst­lerisch wertvollen, im romanischen oder gotischen Stil aus Stein oder Ziegeln gefügten Gotteshäuser zur Befriedigung der geistigseelischen Bedürfnisse der Bevölkerung bescheiden­einfache Hecken- und Holzkirchen entstanden. In anderen Fällen bemühte sich die Bevölkerung ihre alte, aus Stein erbaute Ruinenkirche durch Holz- und Heckenwände zu er­gänzen und derart wieder brauchbar zu machen. Aus der Not geboren, gelang es also das Bindeglied zu schaffen zwischen den romanischen oder gotischen künstlerisch so wertvollen Kirchenbauten des Mittelalters und den in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts für den gleichen Zweck aufblühenden, oft so prächtigen Barockbauten. Wohl verdienen der Beschreibung nach diese aus Hecken­geflecht gefügten oder aus Holz gezimmerten Notkirchen, eben ihres provisorischen Charakters wegen, — allerdings mit einigen Ausnahmen, wie Zalacséb, Nagykanizsa I, Somogybükkösd — bei weitem nicht das Attribut „künst­lerisch", doch erwiesen sie sich als brauchbare Kultstätten zur Befriedigung der pastoralen Bedürfnisse sowohl von Katholiken als auch von Protestanten. Auf diesen Gebieten gab es auch in der Vorzeit aus Holz gezimmerte Kirchenbauten, deren Spuren aufzufinden sind. Nach Maßgabe der in der Fachliteratur benützten Termi­nologie können auf dem Gebiet der Diözese Veszprém im XVII. und XVIII. Jahrhundert folgende drei Holzkirchen­typen unterschieden werden: a) sogenannte Kirchenbauten mit Fallaub-Zaungerippe (oratórium ex palis et virgultis septum), deren Wände aus in zwei Reihen in die Erde gerammten und mit grünem Zweig­geflecht umschlungenen Pfählen bestanden. Der Raum zwischen der Pfahlreihen wurde entweder mit Fallaub oder mit Erdreich ausgefüllt, und in beiden Fällen ist das Ganze von innen und außen mit Lehmbewurf verfestigt worden; b) Heckenkirchen (oratórium ex lignis et septibus, ora­tórium ex lignis et virgultis septum), wobei auf Holzblöcke oder auf Balken Holzstützen gelagert wurden. Der Raum zwischen den Stützen wurde mit Latten ausgefügt und diese mit Ruten verflochten. Die Verfestigung erfolgte durch Lehmbewurf; c) Holzkirchen (oratórium ligneum septum, oratórium ligneum et luto plasmatum). Auf Holzblöcke wurde eine mit Bolzen zusammengefügte Wand aus Balken oder dicken Brettern aufgebaut und diese zumeist mit Lehmbewurf ver­festigt. Alle drei Kirchentypen erhielten eine aus Brettern oder Rutengeflecht bestehende, über Balken gezogene Decke. Der Fußboden wurde aus Lehm flach gestampft oder mit Ziegeln ausgelegt. Der Dachstuhl wurde dann mit Stroh, Schilf belegt, seltener wurden Holzschindeln gebraucht. Das Äußere von Holz- und Heckenkirchen ähnelte in den meisten Fällen einem höheren Dorfgebäude, einer Scheune oder einem Kornmagazin. Nur der vor der Kirche stehende Glockenstuhl wies auf die Bestimmung der Bau­lichkeit hin. Es gab aber auch getürmte Holzkirchen, wie z. B. in Makkos Mária, Pilisszentlászló, Háromfa, usw. Den Grundriß der Holzkirchen bildete gewöhnlich ein Parallelogramm (oder ein gleichseitiges Viereck, wie z. B. Nagykanizsa), oft erweitert mit einem Vorderraum, bei den 79

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