A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 10. (Veszprém, 1971)
Nagy László: A veszprémi tobakok
ben manchmal von den Herrschaftsgütern mehrere tausend Morgen Wälder gepachtet, und mit 70—80 Tagelöhner „abgeerntet". Dann hat man die ganze Ernte „auf der Tenne", insgesamt mit Ästen und Blätter ausgebreitet, wie das Heu getrocknet, gewendet, in Schober gelegt aufgestapelt, und später mit Pferden ausgetreten, oder mit dem Dreschflegel gebrochen. Die nicht brauchbaren Äste wurden ausgemustert. Die pulverisierten Blätter wurden in Ballen nach Hause transportiert. Ein solches Unternehmen war aber wegen die teuren Löhne sehr kostspielig, und wegen die Regenschauer-Gefahr auch mit einer gewissen Risiko verbunden. (Man erntete von Juli bis September). Ausserdem haben die Herrschaftsgüter die Sumacherntenden Tobaken nicht gerne gesehen in ihren Wäldern, weil sie in Holz und Wild viel Schaden errichteten und wenig, sozusagen keinen Nutzen brachten. Später, am Anfang des 19. Jahrhunderts ist der Sumach auch ein Handelsartikel geworden, ein Mittel der Spekulation. Sein Preis ging in die Höhe. Das Pflücken ist auch für die Dorfbewohner lohnend geworden. Von ihnen kauften die Kaufleute den Sumach, und auch die Gerber, wenn sie dazu kamen, in grünem Zustande die Sumachblätter. In solchen Fällen hat man den Sumach am Boden getrocknet (siehe Bild 33.), aussortiert und auf ihren Hof mittels mit den Füssen bewegbaren Stampfen (külü) gebrochen. Solche Stampfen waren damals zum Brechen und Schalen der verschiedenen pflanzlichen Samen sehr verbreitet. Die geschickteren Gesellen und Lehrlinge haben, ohne eine Stange zum Anhalten, oder einen Stab, zum Stützen zu gebrauchen, einen wahren „Tobaktanz" („Gerbertanz") darüber aufgeführt. (Siehe Bild 34.—36.) Die Veszprémer Gerber haben ihre Gerbbrühen nicht durch Kochen oder Brühen bereitet. Sie haben den Sumach in warmem Wasser geweicht und auch trocken auf die zum Gerben gelangenden oder auf die im Gerben befindenden Leder aufgestreut. Im Laufe der langwierigen Gerbearbeit ist auch so Zeit genug zum herauslösen des Gerbstoffes aus dem Sumachpulver. Die Gerbung wurde mit dem Waten begonnen. In den zum Waten bestimmten Trog hat man Sumachbrühe gegossen und dann die Blossen hineingeworfen und dann sich an eine Stange anklammernd die Leder barfuss getreten. Aus dereinstigen zeitgenössischen Darstellungen aus den Zunfterinnerungen der Veszprémer und der nahen Stuhlweissenburger Tobaken können verschiedene Formen des Watens und der Wat-tröge rekonstruiert werden. Man benützte auf Unterlagsbalken oder Kanterhölzer gestellte Halbfässer zum Waten, aber auch aus Baumstämmen ausgehöhlte Tröge. Die Stangen zum Anhalten, oder Anklammern hat man entweder auf in die Erde eingeschlagene Pfähler, oder zum Trog, eventuell auf die Äste von zwei lebenden Bäumen befestigt, aber es kam auch vor, dass sie sich direkt an die Äste der lebenden Bäume anklammerten. Das Waten geschah meistens im Freien. Es ist anzunehmen, dass die wohlhabenderen Tobaken, besonders später, oder im Winter in der Betonwanne, oder Grube der Werkstatt das Waten verübten. (Siehe Bild 37—40, und 67.) Das Waten dauerte im allgemeinen 4—5 Stunden, oder noch mehr. Nachher hat man, um die Gerbung und Konservierung der Felle noch wirksamer zu gestalten, und damit die Gerbbrühe die Poren des Leders noch besser durchdringe, die Sackgerbung angewendet. Die vom Waten herausgenommenen Leder wurdel einzeln am Rand mit Raffia zugenäht, durch eine, am Fusse gelassene Öffnung mit warmer Sumachbrühe gefüllt, dann auch hier zugenäht, dann im sogenannten Fülltrog mit auf Bretter gestellte Steine oder Ziegel beschwert und so lange gepresst, bis die Sumachbrühe durch die Leder durchgesickert ist. Das Pressen wurde mehrere Male wiederholt. (Bild 44—51.) Dann hat man die Naht aufgetrennt (Bild 52.) und die Leder im Séd ausgewaschen (Bild 53.). Der Verfasser schildert auf Grund seiner in Siebenbürgen gesammelten Erfahrungen ausführlich die Sackgerbung. Zu diesem Zwecke hat man auch in Veszprém längliche viereckige Holz-Tröge benutzt. Entsprechend der Grösse des Troges hat man darin zwei, oder mehrere Felle auf einmal hineinlegen können. f) Die Zurichtung, welche auf die Gerbung folgte und die letzte Phase der Technologie der Sumachgerbung darstellte, war — in dem Falle, wenn man ungefärbte Saffiane auf Futterleder bereitete, — eine sehr kurze und einfache Operation. Das ausgegerbte Leder wurde, um die Falten glatt zu streichen (glätten) und um es weicher zu bekommen, auf dem Rahmen nur mit einen sogenannten „ Achsenhöhleneisen" (Streckeisen) bearbeitet. Wir haben keine direkte Kenntnis davon, aber es ist anzunehmen dass man sich zu dieser Arbeit auch des Stollpfahles bediente. Die Veszprémer Tobaken haben ihre Saffian- und Korduanleder auf schwarz, rot, und gelb gefärbt. Auch zur Meisterarbeit hat die Zunft-Satzung die Fertigung von solchen farbigen Ledern vorgeschrieben. Leider konnten wir keine Angaben über die angewandten Färbemittel und Art der Färbung finden. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass sie grosse Mühe bei der Färbung aufgewendet hatten und es its anzunehmen, dass sie die allgemein verbreiteten Färbemethoden und die am leichtesten zugänglichen Färbemittel der zeitgenössischen Saffian- und Korduanbereiter kannten. Zum Schwarzfärben benützten sie wahrscheinlich gerostetes Eisen mit einer Aufkochung von Brotrinde, zum Rotfarben die Aufkochungen des Holzapfels (Malus silvestris) und des Wermuts (Artemisia vulgaris) und zur Gelbfärbung dieselben der unreifen Färberschlehe (Rhamnus infectoria, auct. Rhamnus tinctoria W. u. K.) und der Farberkamille (Anthémis tinctoria). Nachdem in den Zunftschriften der Alaun, als Gerbstoff ihres Handwerks niemals erwähnt ist, ist es wahrscheinlich, dass sie zu ihren pflanzlichen Abkochungen — sum Stärken, bzw. Schönen der roten und gelben Farbe nicht Alaun, sondern scheinbar Sumach-, oder eventuell Knoppernbrühe zusetzten. Wahrscheinlich benützten sie auch die Bürstfärbung und auch die Mulden-färbung, (Eintauchen und bewegen des Leders in der Farbbrühe) welche beide ziemlich allgemein bekannt waren. Aber sie konnten auch die Sackfärbung anwenden. Bei diesem Verfahren hat man — ebenso, wie die Gerbbrühe bei der Sackgerbung, — die Färbebrühe in die zu Säcken zusammengenähten Leder eingefüllt, und die Färbebrühe ist durch die Felle durchgesickert; dies geschah aber nicht durch Pressen, sondern durch hin und her rollen der Felle ind er Färbekufe. Die vom Färben hart und runzelig gewordenen Leder wurden, abhängig von ihrem Zustand, mit einem Stein-, oder Metall (Eisen-, Kupfer) Schlicker auf dem Tisch, oder auf der Tafel geglättert, „ausgestossen" (siehe Bild 66.) und mit einem Pantoffelholz, oder geriffelten Krispelholz weich gemacht (Bild 56.) Jetzt folgte die wichtigste Operation der ganzen Saffianund Kordovanbereitung (Zurichtung): das Glänzen. Damit wurde die Farbe ihrer ohnehin lebhaft gefärbten Leder noch mehr vertieft, ihnen der feurige Glanz gegeben. Das Glänzen wurde am Anfang auf dem Glänzbock mit einem kleinen Hartholz Schlicker verrichtet, indem man an die eine, herunterhängende Seite des auf den Bock geschlagenen Leders mittels eines Hakens eine Stahlkugel hängte, die andere Seite mit dem Knie auf den Bock presste. Als der Tobak mit dem Glänzen des auf dem Bock obenan liegenden Teiles fertig war, hat er das Knie gelockert, und dadurch gleitet das Leder durch die Zugkraft der Kugel weiter. So ging man mit dem Glänzen weiter, bis die ganze Lederoberfläche fertig war. Im Zustande ausser Arbeit hang die Eisenkugel an einem Ende des Bockes. Das Glänzen nannten die Veszprémer „Scheuern" (die Bulgaren „Reiben"), den Bock „Scheuer-Pferd" (die Bulgaren „Reib-Esel"). Den Holzstück (Schlicker) nannte man „Scheuerholz", oder „Stäbchen zum Scheuern des Korduanleders", die Beschwerung mit dem Haken (oder das Ballastgewicht) „Scheuerkugel". Das Scheuern und die dazu nötigen Geräte kommen sehr häufig vor unter den Zunfterinnerungen der Veszprémer, und Stuhlweissenburger „Tobaken". In Anbetracht der Wichtigkeit dieser Geräte beschreibt der Verfasser ausführlich die einheimischen und ausländischen Analogien. (Bild 57—61.) 233