A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 10. (Veszprém, 1971)

Nagy László: A veszprémi tobakok

Möglichkeit der Regelung der Temperatur, auch für weniger gefährlich. Ihre Schab-, und Entfleisch- (Scher-) eisen bereiteten die Gerber früher selbst, aus einer Sense. Am Anfang war das Messer für sie ein Universalgerät. Sie gebrauchten es auch zum Streichen und zum Enthaaren. Wenn es nötig war, hat man das Messer geschärft, resp. geschliffen. (Bild 11.) Ihre Differentialisation, bzw. das mannigfach werden der Messer begann erst mit der Fabrikation der Stahlmesser. Der Gerberbaum (eigentlich: Klotz) bestand aus zwei Teilen: aus dem Rumpf und aus dem X-förmigen Fuss. Beide zusammen heissen Gerberbaum (Klotz). Gestalt und Material des Rumpfes hat sich im Laufe der Jahrhunderte auch verändert. Der älteste Typ war ein runder Baumstamm, daher der Name. (Siehe Bild 12. und 24.) Daraus entwickelte sich der in Längsrichtung entzweigesägte Baumstamm (Bild 13), später der noch leichtere, innen ausgehöhlte halbe Baum­stamm (Bild 14.). Der noch spätere, schon im Zeitalter der Fabrikindustrie entwickelte Typ wurde aus nebeneinander gefügten, konvex geformten Latten gefertigt, unten mit drei Brettern befestigt, oben mit glattem Blech überzogen (Bild 15). Es ist bezeichnend, dass das in den Fabriken heute noch zum Handscheren benützte, mit Stahlblechmantel versehene Beton-Geräte heute noch „Baum" (bzw. Klotz, oder Rumpf ), das Schermesser „Sense" genannt wird. c) Nach dem Weichen haben auch die Veszprémer To­baken die Haare der Rohhaut durch Kalken (Äschern) entfernt. Die mit Wolle bedeckten, behaarten Felle wurden, damit die gut verwertbare Wolle durch den Kalk keinen Schaden erleide, geschwödet, das heisst die Fleischseite mit einem, mit langem Stiel versehenen sog. Weisspinsel (oder auch Maurerpinsel genannt) mit Kalk getüncht, dann Haar­seite auf Haarseite zusammengefaltet, oder aufeinander ge­legt. Nachdem die haarlockernde Wirkung des Kalkes be­merkbar geworden ist, hat man die feine Merinowolle mit der „Sense" heruntergeschoben. Die lange Wolle der unga­rischen Haarschafe hat man mit Hilfe von an die Wand gelehnten Latten abgerissen. Die von der Wolle befreiten Blossen wurden in in die Erde eingegrabenen Fassern —• in den Äschern — nochmals der haarlockernden Wirkung des Kalkes (in Form von frischer Kalkmilch) ausgesetzt, dann in in den Bach Séd gestellten Fässern, deren Seiten durchlöchert waren, vom Kalk gut ausgewaschen. Dann wurde die Fleischseite nochmals ent­fleischt, die Haarseite mit scharfer „Sense" gestrichen, Schmutz- und Haarreste abgekratzt, bzw. abgeschabt und dann im Bach oder in einem Bottich nochmals gut ausge­waschen. Die Felle mit weniger Wertvollem Haar oder die gescho­renen Felle haben die Veszprémer Tobaken — ebenso, wie alle Übrigen — direkt in den Äscher, und zwar in gebrauchten, das heisst stärkeren Kalk-Äscher geworfen und während der Äscherung mehrmals auf den Rand ge­worfen, um den abgesetzten Kalk aufrühren zu können. Beim „Aufschlagen" vom Äscher, welcher Arbeitsgang vom Verfasser aufgrund seiner Studien in Siebenbürgen eingehend beschrieben ist, hat man ausser Rührer aus Holz eine Stange zum Heben und Abdrücken der Felle, und grosse und kleine Äscherzangen benützt. Es ist möglich, dass die ärmeren Veszp­rémer Tobaken diesen Arbeitsgang, — wozu eigentlich drei Leute nötig sind — allein, mit blosser Hand verrichteten. Die Hände haben sie durch Einreiben mit einem Gerbmittel, oder mit Gerbebrühe gegen die Wirkung des Kalkes geschützt. Die Felle mit wertlosem Haar hat man, ebenso, wie die geschwödeten, nachdem das Haar abgestossen und die Fleischseite sauber entfleischt wurde, in eine frische Kalk­milch-Brühe zurückgelegt. Nach der Operation wurden sie in fliessendem Wasser, oder in einem Bottich vom Kalk gereinigt, nochmals entfleischt, gestrichen und gewaschen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass im Laufe der Zeit auch die Veszprémer Tobaken verschiedene Äschermittel und ver­schiedene Äschergruben benützt hatten. Es ist anzunehmen, dass sie die reine Äschenlauge nicht mehr benützten. Sicher­lich benützten sie aber die mit gesiebter Holzasche gemischte Kalkmilch, wovon der „Äscher" auch im ungarischen „ham­vas" (Asche bedeutet im ungarischen: hamu) genannt wird Später hat man unter dem Einfluss der chemischen Gerbung den Kalk mit „Aurum" (eine Art Schwefel- oder Arsen Ver­bindung) gemischt, bzw. verstärkt. Es ist anzunehmen, dass man früher in die Erde einge­grabene Gruben als Äschergruben benützte (Bild 18—19.), dann später in die Erde eingegrabene hölzerne Fässer. Zu diesen hat man auch, so wie in Siebenbürgen, mit Latten belegte „Kissen" fabriziert (Bild 20—21.). Auf diese hat man beim Aufschlagen die Felle geworfen. Die meist im Freien gebauten Äscher wurden auch in Veszprém durch in der Werkstatt aufgestellten Betongruben abgelöst. Beim Aufschlagen hat man auf die Gruben, als „Kissen" Latten gelegt. d) Die vollständige Entfernung des auf die Blössensubstanz schädlichen Kalkes und das Weichmachen der vom Kalk geschwellten, prallen Blossen hat man durch Beizen erreicht. Das Beizmittel hat der Tobake von Hundekot selbst bereitet. Der Hundekot wurde meistens von den Lehrlingen gesam­melt, mit einer Eisenzange, oder zusammengebogenen Rei­fen in einen Holzeimer geklaubt. (Bild 24—26.) Diejenigen Lehrlinge, die sich dessen schämten, die haben am Eimer oben Nüsse, oder Blumen angebracht und das Eisen unter der Schürze versteckt. Früher hat man sich nicht darüber geschämt, nicht nur die Lehrlinge, sondern auch die älteren Gesellen gingen in gelben Schürzen, welche mit grünen Bändern verziert waren, Hundekot sammeln. Man kaufte den Hundekot aber auch von Kindern, Zigeunerfrauen, etc. Den gesammelten Hundekot hat man getrocknet, ge­brochen, in Wasser aufgehen gelassen, dann die Blossen eine Nacht darin belassen (geweicht). Besonders der weisse Hun­dekot galt als wirksames Beizmittel, weil die aus diesem ge­wonnene Phosphorsäure den Kalk besser löste und machte das Leder weicher. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch die Veszprémer Gerber, so wie die von Siebenbürgen, und noch besonders die Saffian- und Kordovanbereiter in Bul­garien, den Kufen mit der Beizbrühe vor dem Weichen, damit die Beizbrühe sich besser in die Blossen hineinsaugt, mit den Füssen getreten haben. Es ist möglich, dass sie die Brühe auch mit einem „Ziehlatten" mit der Hand ge­dreht haben. Dieses Verfahren war aber nicht charakteristisch für die Saffian- und Korduan Bereiter, sondern Von allgemei­ner Art. Beim Beizen mussten die Gerber sehr auf die Zusammen­setzung der Beizbrühe aufpassen. Die dicke Beizbrühe, ebenso wie die starke, stückige Kalkmilch konnte die Felle beschädi­gen (verbrennen). Die ungleichmässige, nicht genügend ho­mogenisierte, mangelhaft vorbereitete Brühe konnte Beiz­flecken verursachen. Es ist kein Zeichen dafür, es ist also nicht anzunehmen, dass die Veszprémer Tobaken ausser Hundekot andere Art von Beizen, Schrot-, Feigen-, Honig-, oder Most- (Trauben) Beize mitverwendeten. e) Die Veszprémer Tobaken ebenso, wie die Saffian- und Kordovanbereiter im 18. und 19. Jahrhundert im allgemeinen und überall, haben ihre Leder mit Sumach (Schmack) gegerbt. Anscheinend haben auch sie die Erfahrung gemacht, dass der Sumach vorteilhafter als alle anderen Gerbmittel für diesen Zweck ist, weil er das Leder nicht anfärbt, deswegen seine spätere Färbung in klarer, unverunreinigten Weise durch­führbar ist. Die Veszprémer Tobaken benützten den von den verschiedenen Sumacharten in Ungarn einzig heimischen, in der Umgebung von Veszprém, im Bakony- und Balatonge­gend reichlich zu findenden Cotinus coggygria Scop. (Rhus Cotinus L.) (Siehe Bild 27—30, und 32.). Der gerberisch wirkungsvollere Rhus coriaria L. konnte höchstens durch den Handel, in bereits aufgearbeitetem Zustand zu ihnen ge­langen. (Bild. 31.) Indem man für den Cotinus nicht weit gehen musste, er wuchs nämlich auch in der nahen Umgebung der Stadt, konn­ten sie, wenn sie sich mit einer kleineren Menge begnügten, selbst, oder mit einigen Gesellen oder Taglöhner die nötige Menge besorgen. Sie pflückten die zarten jungen Äste mit Blätter, oder nur die Blätter. Die bemittelteren Tobaken ha­232

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