A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 9. (Veszprém, 1970)

Horváth József: A vörsi templom története

Geschichte der transdanubischen Pfarrkirche von Vörs Es ist bekannt, daß der Wasserstand des Balaton genann­ten „Ungarischen Meeres" im Verlaufe von Jahrhunderten wiederholt Schwankungen ausgesetzt war. Dr. László Ben­defy stellte sogar die Behauptung auf, daß der Wasserstand des Sees in der Zeit zwischen 1240 und 1800 um 7 bis 8 m höher war als der heutige Durchschnitt. Zum Beweis dieser Behauptung führt er u.a. an, daß die Ortschaft Vörs (Komi­tat Somogy) ihren ursprünglichen Standort auf einem „Má­riaasszony" genannten Eiland hatte, das kaum 100 bis 120 cm aus dem Wasser des Sees emporragte. Als man aber um das Jahr 1240 das Wasser des Sees auf 112 bis 113 m über Meereshöhe anschwellen ließ, siedelten die Bewonner nach dem heutigen Standort des Dorfes um, der 114 m ü.M. liegt. Diese Behauptung erscheint etwas gewagt, da die Ge­schichte der Ortschaft und ihrer Pfarrkirche hierfür keinen entsprechenden Anhaltspunkt bietet. Feststeht jedenfalls, daß in historischen Zeiten die Ortschaft mitsamt ihrer Kir­che ihren Standort auf einem Höherücken hatte, der sich aus dem Wasser des sogenannten „Kleinen Balaton" empor­hob. Archäologische Funde bestätigen zunächst, daß die Ortschaft schon damals als ständige Wohnsiedlung bekannt war. Man fand auch einen beschrifteten Feldmarkstein aus dem XII. Jahrhundert, als schlüssigen Beweis für diese Fest­stellung. Der Ortsname ist seit 1261 auch urkundlich ver­zeichnet. Bekannt ist ferner, daß der Ort mit seiner Feld­mark Ende des XVII. Jahrhunderts zum Latifundienbesitz der Familie Festetics gehörte. Die Pfarrkirche des Ortes und der Pfarrherr werden zuerst im Jahre 1333 urkundlich genannt. Zur Zeit der Türken­herrschaft in Ungarn ging die Pfarrei wohl zugrunde, doch um die Mitte des XVII. Jahrhunderts nahm die Jesuiten­mission von Andocs den einstigen Pfarrsprengel in ihre Ob­hut. Erst Anfang des XVIII. Jahrhunderts wurde der Ort wieder selbständige Pfarrei. In den seit 1720 geführten Pfarr­matrikeln findet man auch die Namen der ersten Pfarrherren. Gegen Mitte des XVII. Jahrhunderts ließ der damalige Grundherr, Farkas Bakó, eine kleine Ortskirche erbauen. Die auch heute stehende Ortskirche stammt aus dem Jahr 1820, worüber der damalige Pfarrherr János Kövér in seinen „História Domus" benannten Annalen eine ausführliche Schilderung gibt. Besonders kritisch äußert er sich darin über das Verhalten des damaligen Grund- und Patronats­herrn, des „Grafen" György Festetics in Zusammenhang mit dem Bau der Kirche. Erst im Jahre 1905 kommt es zu einer Erweiterung des Kirchenbaus. Urkundliche Aufzeichnungen sind wohl nicht vorhanden zum Nachweis, wann die Bewohner des alten Dorfes nach dem neuen, heutigen Standort umsiedelten. Sicher ist aber, daß dies nicht vor der Vertreibung der Türken aus Ungarn erfolgte. Dies erscheint historisch um so glaubwürdiger, da ja das den Ort und seine Kirche an seiner ursprünglichen Stelle umgebende sumpfige, röhrichtbestandene Gelände natürlichen Schutz gegen die Türken bot. Hierdurch wird auch Bendefy's Behauptung, als ob die Ortschaft vom Was­ser des Sees überflutet worden wäre, widerlegt. Viel eher kann angenommen werden, daß die Bevölkerungszunahme und die damit verbundenen Umstände treibende Faktoren der Umsiedlung nach dem heutigen Standort mit seiner bes­serer Verkehrslage waren. Kein Zweifel, daß der Wasserstand des Sees in den ver­gangenen Jahrhunderten höher gewesen war, doch konnte er niemals, wie Bendefy behauptet, 112—113 m u.d.M. liegen. Dies um so weniger, da ja auch zur Zeit der Türkenherr­schaft am Nordufer des Sees eine Vielzahl von Kirchen aus dem Mittelalter auch gottesdienstlich erhalten geblieben wa­ren, die ja alle unter dieser Meereshöhe lagen, wie z.B. die einstigen Kirchenbauten von Kövesd, Ság und Révfülöp, Balatonakaii und Balatongyörök. Es waren dies alle Kirchen aus dem Mittelalter und dem XVIII. Jahrhundert. József Horváth 46

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