A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 2. (Veszprém, 1964)

Fettich Nándor: A jutasi avarkori temető revíziója

5. DAS GRAB NR 196 AUS JUT AS I. Bona hat die langobardische Besetzung auch auf die östlichen Gebiete Pannoniens ausgebreitet und sich als eines Argumentes hierfür des lango­bardisch —awarischen Gräberfeldes von Várpalota bedient. In dieser Bestrebung hat er das Grab 196 aus Jutas vom Gräberfeld getrennt und es in die Zeit der Langobardenbesetzung versetzt. Um dieses Grab von den Nachgargräbern zu isolieren, kon­struierte er eine niemals existierte Situation, als er einen Wasserriß neben diesem Grab erwähnte, wo aber nur die Grenze der neuzeitlichen Schotter­grube sich diesem Grab näherte. Auch sonst liegt es nicht, wie Bona behauptet, am Rand, sondern innerhalb des Gräberfeldes. Die Gräber 233 und 227 liegen nämlich noch immer westlich von diesem Grab 196 (siehe: Abb. 6). In einen Wasserriß hat man ein solches Grab nicht eingetieft, das nach der Schotterrausbeutung noch immer 2 m tief war, wie das Grab 233. Auch andere Behauptungen von Bona sind ver­fehlt und irreführend. Er trachtete zu beweisen, daß das Grab 196 vor 568 angelegt, und die beiden großen Fibeln Anfang des 6. Jhs verfertigt worden seien. Den Knochenkamm hat er fehlerhaft re­konstruiert (bei ihm: Abb. 13) und dabei den Vogelkopf mit spitzem Kinn und das „Bandgeflecht" am Rücken des Kammes, diese beiden Grundele­mente des Stils II des altgermanischen Tierstils, nicht dargestellt und für die Datierung nicht benützt. Auch hat er nicht in Betracht gezogen, daß der eiserne Bügel der beiden Sprossenfibeln spätere Zutat der nach langem Gebrauch erfolgten Re­staurierung ist. Die beiden Rundzellen am Fuß dieser Fibeln sind so stark abgenutzt, daß der eine Stein herausgafallen ist. Übrigens sind alle Steine Grana­ten, bzw. Almandine (nach Bona: Glassteine). Auf der Fibel Abb. 15, 1 sind zwei gekerbte Drähte verloren gegangen, wieder ein Zeichen des langen Gebrauches. Der Kamm (hier Abb. 16, Í, la) steht im ungarischen Fundbestand nicht allein da, sein Gegenstück fand ich eben in Jutas (Abb. 17, 1— la), u. zw. gleichfalls verziert mit einem Kopf in Stil II („Augenbraue"). Dieses Stück stammt wohl aus einem anderen Langobardengrab, das durch Erdar­beiten vernichtet worden ist. Aber auch die Bronzenadel (Abb. 16, 2) steht in Jutas nicht allein, weil ein Gegenstück im Nachbargrab 165 gefunden wurde. Das Grab 196 von Jutas gehört also organisch zum inneren Teil des awarenzeitlichen Gräberfeldes, u. zw. zu dessen älterem Teil. Die angrenzenden Gräber kreuzen es nicht. Die Gräber 233 und 167 wurden auf reservierten Stellen der Umgebung des Grabes 196 angelegt, wie auch das Grab 168 (Greifen-Ranken-Gruppe). Die Toten der übrigen armen Gräber mögen Diener der vornehmen Lan­gobardenfrau gewesen sein (Werner: „Diener­schaft"). Die Juwelen und die anderen Begleitfunde in diesem Grab sind in verschiedenen Zeiten her­gestellt. Die ältesten waren die beiden Sprossenfi­beln, die kleine S-Fibel stammt aus einer späteren Zeit. Der Kamm stammt aus der Zeit um 600. Das jüngste Stück ist der Henkelkrug mit Ausgußrohr. Unter Einfluß solcher Gefäße entstand der große Henkeltopf mit Ausgußrohr aus dem Grabe Nr. 130 eines awarischen Kriegers. (Abb. 26). Das Grab wurde also in den ersten Jahrzehnten der Awarenherr­schaft, wahrscheinlich um 600, oder später angelegt. Dieses Grab und die Langobardengräber von Vár­palota sind keinesfalls Dokumente der lango­bardischen Eroberung, sondern des friedlichen Zu­sammenlebens und der Handelsbeziehungen der Langobarden mit den Awaren. 6. ALEMANNENGRÄBER AUS JUTAS Neben den Gebrauchsgegenständen der Frau des Grabes 116 war ein Holzkästchen im Schoß der Verstorbenen gefunden. Der Schlüssel dazu befand sich unter dem Kinn der Frau. In diesem Kästchen befanden sich lauter veraltete, gebrochene, oder mangelhafte Gegenstände, wie zwei merowingische Schnallen (Abb. 20, 1— la, 2—2a), der untere lange Teil einer gepidischen Riemenzunge (Abb 20, 3—3a), eine merowingisoh-fränkische Scheibenfibel mit schlechter Nadelkonstruktion (Abb. 20, 4—4a), eine mangelhafte Pferdetrense, ein halbmondförmiger Gürtelbeschlag, durchlöchert, schließlich zwei Mün­zen, die eine mit dem Brustbild Kaiser Maurikios Tiberios (602—610). Alle diese Gegenstände sind als Gedenkobjekte auszuwerten. Diese Verstorbene mag Frau eines vornehmen Awaren gewesen sein. Ihren Mann vermute ich im angrenzenden Grab 121 finden zu können. Am rechten Arm der Frau lag ein mit großer, durchbrochener Bronzescheibe verzierter Beutel, gefüllt mit lauter Kultgegenständen (Chal­zedonscheibe, Turritella-Schnecke, Amulett in Form einer durchlöcherten Knochenplatte, und ein Blei­kreuz (Abb. 11, 1). Dieses Grab stammt aus der Zeit vor dem letzten Drittel des 7. Jhs. Das Grab 204 (Abb. 4) wurde schon im 8. Jh. angelegt. Die Körperlänge der hier bestatteten Frau (165 cm) deutet auf eine Germanin hin. Zu ihrem Beutel gehörte eine große durchbrochene Bronze­scheibe und zwei andere Scheiben (Abb. 19, 4—6). 112

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