A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 1. (Veszprém, 1963)
Füzes F. Miklós: A vörsi langobard temető növényleletei
Pflanzliche Reste aus dem langobardischen Gräberfeld von Vörs Dr. Károly Sági hat ein langobardiscb.es Gräberfeld, bestehend aus 37 Gräbern mit 41 Bestattungen, erschlossen. Aus denselben wurden mit planmässiger Arbeit 224 Funde pflanzlichen Ursprunges gesammelt und ins Balaton-Museum Keszthely eingeliefert. Obwohl diese Zahl unter unseren Umständen recht bedeutend erscheint, ist doch eine Rekonstruktion der Umgebung auf Grund dieser Funde mit Schwierigkeiten verbunden, da es sich hier meist um gewerblich verwendete Materialien handelt. Soviel lässt sich aber feststellen, dass der Fundort im VI. Jahrhundert eine Halbinsel im Balaton bildete. Die östliche Bucht begann in diesen Zeiten zu versumpfen, wofür unsere Funde, wie Emys orbicularis L., Acer platanoides L., Quercus probur L., = Q. pedunculata Ehrh., Fraxinus excelsior L, und Populus nigra L. klar sprechen. Unter der Kulturpflanzen sind drei verschiedene belegt. Darunter sind der Lein (Linum sp.) und der Weizen (Triticum sp.) als lokale Produkte zu betrachten. Die Baumwolle muss man aber als importware ansprechen, da ihre Akklimatisierung bei uns bis heute nicht gelungen ist. In diesen Zeiten standen Kleinasien und Ägypten unter byzantinischer Herrschaft; das Vorhandensein der Baumwolle bei uns last auf byzantinischen Import folgern. Sie scheint aus Kleinasien zu stammen. Doch eine ganze Serie der Importwaren lässt sich auch unter den Resten von Textilien finden: Teppichfranse aus dem Grab 5; kalanderte Leinwand (Gräber 9., 15., 33.), gewellte Leinwand (Gräber 11., 14., 32.) und Köper aus dem Grab 23. Wahrscheinlich ist auch die Teppichfranse aus dem Grab 30. keine einheimische Arbeit. Ähnlich steht es mit den Stücken vom Kleid aus Grab 37. Für die Herstellung derselben waren nämlich gut organisierte und eingerichtete Werkstätten notwendig. Unter den Textilien dominiert die Leinwand. Die Seltenheit der dickeren Stoffe lässt sich m. E. damit erklären, dass diese, in kalter Winterzeit mit Tuch und Pelzware, teilweise mit Filz ersetzt wurden. Diese sind aber — weil sie aus Keratin bestehen — in den bei der Auflösung des Leichnams entstandenen laugigen Materialien zugrunde gegangen. Die Textilien bestehen in jedem Fall aus gebleichten, faserigem Stoff. Nur das Nähgarn aus dem Grab 23. ist roher Faden. Das Bleichen war vermutlich in Verfahren der sog. Rasenbleichung durchgeführt. Dieses Verfahren begründet sich darauf, dass im Winter, unter Einfluss der Ultraviolettbestrahlung, Hydrogenperoxyd (НЮ*) ensteht. Bei der gewerblichen Verwendung der verschiedenen Holzsorten werden immer die für den Zweck entsprechendsten Sorten gewählt und bearbeitet. Durch Vergleich der technologischen Daten wird diese Beobachtung rechtfertigt. Zerstreute Kohlenstückchen des Ahornbaumes wurden zweifellos gegen die verderbende Wirkung des bösen Blickes verwendet. Gleichzeitig ist dieser Baum Kybele — Rhea, Göttin der Auferstehung, geweiht. Als Abwehrmittel mag dieses Holz auch bei dem Griff des Schildes (Gräber 9. und 30.) der Langobarden Anwendung gefunden haben. Der heilige Baum des Herakles, die Pappel, kommt auch unter den Bestandteilen dieses Griffes vor. Gleichfalls lässt sich auch die Verwendung der Eiche bei dem Sarg des Kindergrabes 23. und des den Sarg schützenden Zimmerhandwerkes auf alten Volksglauben zurückführen. Die Eiche war nämlich dem Donnar geweiht. Die Eiche hat bis heute Beziehungen zum Totenkult in Ungarn. Der Schaft der Lanze, die Esche, ist Sinnbild des Mannes, já sogar sollen die Götter der Germanen den Menschen aus Eschenbaum gefertigt haben. Das ins Grab gegebene Stroh kommt heute nur mehr als Requisit einer sinnlos gewordenen Gewohnheit vor. Auch die ursprüngliche Bestimmung der weissen Kleidung ist heute schon vollkommen verblasst. Und im Fall eines ungestörten Gräberfeldes würde sich die Zahl der Daten noch bedeutend vermehren. Man muss sich aber vor Übertreibungen hüten. Auffallend ist es allerdings, dass die auch den Germanen bekannten, gewerblich wichtigen Holzarten verschiedenen Gottheiten geweiht waren. Solche Bäume sollen an den Wohnorten der Götter wachsen. Ihr Glaubenswelt ist natürlich weitverzweigt. Die; Umgebung hat aber ihren Stempel darauf ausgedrückt. Miklós F. Füzes 340